Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
reagierten überhaupt nicht, wahrscheinlich waren sie starr vor Entsetzen.
»Ich deponiere euch am Boden«, erklärte Gucky laut. »Ihr müßt brav liegenbleiben.«
Er nahm sich jetzt Zeit, seine Umgebung zu inspizieren. Obwohl die Wände und die Decke dieser Höhle nicht bearbeitet waren, erschienen sie Gucky aus mehreren Gründen interessanter als der große Raum, aus dem er gekommen war.
Auf einer Seite stand eine meterdicke Metallsäule. Sie war sauber poliert und besaß ein paar hebelartige Auswüchse. Gucky vermutete, daß diese Säule früher einmal woanders gestanden hatte. Sie war hierhergebracht worden, obwohl ihre Existenz in dieser Höhle keinerlei Sinn hatte. Von der Decke hingen ein paar Metallringe herab. Auch sie besaßen hier unten keine Funktion. Gucky vermutete, daß es Überbleibsel jener Kultur waren, aus der auch die unterseeischen Gebäude hervorgegangen waren.
Zum erstenmal kam der Mausbiber auf die Idee, daß die Wasserbewohner degenerierte Nachkommen jener Wesen sein könnten, die die Unterwasserstadt erbaut hatten. In Jahrtausenden konnte viel geschehen. Vielleicht war es nach dem Bau der Stadt zu einer Katastrophe gekommen.
Der Ilt schaltete sein Helmmikrophon ein. »Hier unten liegen alte Maschinenteile herum«, berichtete er Kosum. »Sie werden offenbar als Relikte aufbewahrt und gepflegt.«
»Was tust du jetzt?« fragte Kosum ungeduldig.
»Ich suche weiter«, erklärte Gucky und watschelte behäbig auf den hinteren Durchgang zu. Unterhalb der Lavaberge schien sich ein weitverzweigtes Höhlensystem zu befinden.
Den Gedanken der Wasserbewohner konnte Gucky entnehmen, daß Alaska noch am Leben war. Die Fremden beabsichtigten, ihren Gefangenen an einen bestimmten Platz zu bringen. Offenbar wollten sie ihm dort etwas zeigen.
Und noch ein Gefühl konnte der Mausbiber in den Mentalimpulsen lokalisieren: Angst!
Angst vor den Eindringlingen.
Gucky blieb einen Augenblick stehen, um sich zu konzentrieren. Die Fremden befürchteten, daß Saedelaere und er von der Welt der Entarteten kamen.
Die Gedankensymbole ließen keine andere Erklärung zu. Ihre einwandfreie Übersetzung lautete: die Welt der Entarteten.
Diese Welt, begriff Gucky überrascht, war identisch mit dem dritten Planeten der Sonne Praspa, den die Besatzungsmitglieder Kokon getauft hatten.
Saedelaere begriff schnell, daß er die Muschel mit seiner Körperkraft nicht aufsprengen konnte. Glücklicherweise schien sein Energieaggregat nicht beschädigt zu sein. Dagegen konnte der Ausfall des Helmsprechfunks über sein Schicksal entscheiden.
Trotz des Zwischenfalls glaubte Alaska nicht, daß die Fremden beabsichtigten, ihn zu töten.
Es war möglich, daß sie ihn fürchteten und ihn deshalb gefangenhielten. Vielleicht war auch die Tatsache, daß er die Metallstange gesehen hatte, an seiner Gefangennahme schuld.
Nach einiger Zeit kam die Muschelschale zur Ruhe. Innerhalb der Muschel war es still, Saedelaere hörte nur das gleichmäßige Rauschen des Sauerstoffventils.
Je länger er warten mußte, desto unsicherer wurde Saedelaere, ob man ihn überhaupt freilassen würde. Vielleicht hatten die Fremden vor, ihn in dieser Muschel sterben zu lassen.
Seine Befürchtungen erwiesen sich jedoch als unbegründet. Im Scheinwerferlicht sah er, wie die Muschel sich zögernd öffnete.
Saedelaere erlebte eine weitere Überraschung. Das Wasser, das sich innerhalb der Muschel befunden hatte, floß hinaus.
Die große Schale befand sich nicht mehr im Meer.
Etwa sechzig Meter über Alaska gähnte ein Loch in den Felsen, durch das Tageslicht in die Höhle fiel. Der Transmittergeschädigte kroch vorsichtig aus der Muschel und stellte fest, daß er sich in einer großen Höhle aufhielt. Es gab mehrere Seitenräume und Gänge, so daß die eigentliche Größe der Höhle nicht abzuschätzen war. Saedelaere nahm an, daß der Berg, in dessen Innere er sich nun aufhielt, zu einer dem einzigen Kontinent dieses Planeten vorgelagerten Insel gehörte.
Die Muschel, mit der man ihn hierhergebracht hatte, war fast rund und auf einer Seite stark hochgewölbt. Sie durchmaß etwa drei Meter. Jetzt lag sie am Ufer, an einer Seite noch vom Wasser umspült. Vor Alaska tauchten sechs Fremde aus dem Meer, allen voran der Muschelkönig.
Saedelaere stellte erstaunt fest, daß diese Wesen auch außerhalb des Wassers lebensfähig waren. Das bedeutete, daß sie Kiemen- und Lungenatmer waren.
Im Hintergrund der Höhle stand ein verrostetes Fahrzeug. Das Wasser
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