Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
sind, können wir euch helfen. Habt ihr Vertrauen?
Wir haben es, denn wir wurden zu oft betrogen.
Das klang unlogisch, aber Gucky glaubte, den Sinn hinter den Worten zu erkennen. Die Gelben waren von dem Wunsch nach Vertrauen beseelt, weil sie bisher stets von den unbekannten Drahtziehern enttäuscht worden waren. Sie klammerten sich an einen Strohhalm.
Ihr dürft uns vertrauen. Wann treffe ich dich?
Du bist nicht mehr fern. Siehst du die Wand, welche die Höhle abschließt? Sie wird sich öffnen, und dann wirst du mich sehen. Ich erwarte dich. Mein Volk hat mich zum Sprecher bestimmt, und so gilt meine Gedankenstimme für uns alle.
Gucky schritt tapfer auf die gelbe Wand zu, die sich allmählich zu teilen begann, bis ein breiter Spalt entstand, durch den er hindurchschreiten konnte. Dahinter war eine fast künstlich anmutende Höhlenkammer mit glatten Wänden und Decke. Auch der Boden war eben und fugenlos, aber auch so gelb wie alles andere.
Der Gelbe Eroberer kroch Gucky langsam entgegen …
Das Lebewesen glich äußerlich einer Birne von über zwei Metern Höhe, wobei die absolut glatte und runde Unterseite einen Durchmesser von gut einem Meter besaß. Es bewegte sich mit starken Rippenfortsätzen in der Art einer Schnecke, langsam und behäbig.
Nach oben hin verjüngte sich der birnenförmige Körper. Am Ende der verjüngten Stelle befanden sich zwei Multiorgane. Sie erinnerten an Augen, dienten aber noch anderen Zwecken als nur zum Sehen. Eins saß vorn, das andere hinten.
Der Gelbe Eroberer, dem Gucky nun gegenüberstand, war unbekleidet. Seine Haut war glatt, glänzte ölig und verfügte über keinerlei Haarwuchs. Die beiden kräftigen Arme spalteten sich in halber Länge in jeweils zwei Nebenarme, von denen jeder eine Hand mit sechs Fingern hatte.
Das Plasma formte zwei bequeme Sitzgelegenheiten. Der Gelbe deutete darauf.
Du bist unser Gast. Bitte setz dich!
Er dachte es so stark und intensiv, daß die Gedankenimpulse wie gesprochene Worte wirkten, selbst für Gucky, der ein äußerst fähiger und geübter Telepath war. Unwillkürlich antwortete er laut:
»Danke, ich begrüße dich auch im Namen meiner Freunde, die ebenfalls die Freunde deines Volkes sind. Wir wollen euch helfen.«
Sie saßen sich gegenüber.
Wir wissen es, darum unternahmen wir nichts gegen euch. Wir haben euren Besuch nicht nur geduldet, sondern euren Willen, hierzubleiben noch gefördert. Das Plasma, wie ihr unsere unglücklichen Brüder nennt, hat uns dabei unterstützt.
Ihr, die ihr gesund geblieben seid, wartet auf ein frohes Ereignis. Es wurde angekündigt. Wann wird es wohl eintreten?
Niemals. Es wird uns schon lange versprochen, aber nie kam jemand, um uns abzuholen. Wir warten schon lange, aber wir haben die Hoffnung aufgegeben. Eines Tages werden wir sterben müssen, ohne unsere Aufgabe erfüllt zu haben. Auf dieser Welt leben nur noch 9.500 von unserem einst so zahlreichen Volk.
Nicht mehr? Gucky dachte einen Augenblick nach, dann fuhr er fort: So habt ihr schon oft die Freudenbotschaft empfangen, ohne daß sie jemals in die Tat umgesetzt werden konnte? Niemand holte euch ab, niemand schuf auf dieser Welt die bekannten Bedingungen zum höchsten Glück deines Volkes? Warum das? Warum die glückbringende Botschaft?
Wir wissen es nicht, mein Freund. Vielleicht weil wir krank und immun sind.
Krank und immun zugleich?
Immun gegen eine Verwandlung, wie sie mit unseren Brüdern vor sich ging, und krank, weil wir den Keim des Verderbens in uns tragen. Mehr kann ich dir nicht dazu erklären. Aber man fürchtet den Kontakt zwischen uns und den gesunden Völkern. Doch nun sag, wie ihr uns helfen wollt.
Das wird ein anderer tun, der Kommandant unserer Truppe. Er wird mit dir reden und dir alles erklären. Ich bin nur sein Botschafter, dem die Aufgabe zufiel, den ersten Kontakt herzustellen. Ihr müßt uns glauben, das ist alles. Aber erst dann, wenn wir alles über euch wissen, werden wir euch helfen können. Der Wunsch dazu muß von euch ausgehen, nicht von uns allein. Werdet ihr uns gestatten, nochmals auf der Oberfläche dieses Planeten, den wir Kokon nennen, zu landen?
Wir werden uns glücklich schätzen, euch als unsere Gäste zu begrüßen. Und wir erwarten eure Vorschläge. Seid sicher, daß niemand kommen wird, um uns hier abzuholen. Wir sind dazu verdammt, den Rest unseres Lebens auf dieser Welt zu verbringen, die uns niemals die höchste aller Freuden bringen kann.
Vielleicht wissen wir, wie wir euch helfen
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