Silberband 062 - Götzendämmerung
hundert Meter vor, dann standen sie vor einer glatten, fugenlosen Wand aus Metall. Der Gang war zu Ende. Delta sah abschätzend gegen die Decke.
»Wir können noch nicht bei der Kuppel sein, dazu war der Weg zu kurz. Ich glaube, wir befinden uns jetzt unter dem Wald, der die Station umgibt. Vielleicht dreißig Meter unter der Oberfläche.«
Halong hob den Strahler und deutete damit auf die Wand. »Soll ich das Hindernis beseitigen, Major?« erkundigte er sich.
»Warten Sie damit, Sergeant. Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit. Wer immer den Gang und die Sperren baute, muß auch an den Mechanismus zur Öffnung der Türen gedacht haben. Suchen wir.«
Sie achteten auf jede noch so geringe Unebenheit in der Wand und tasteten sie mit flachen Händen ab. Auch der seitliche Fels wurde Millimeter für Millimeter untersucht, ohne daß einer der Männer einen Hinweis gefunden hätte.
Später hätte niemand mehr zu sagen vermocht, wer von ihnen es eigentlich war, der rein zufällig die Sperre löste. Jedenfalls glitt die Metallwand plötzlich geräuschlos nach oben und verschwand in der gewölbten Decke des Ganges.
Major Delta sah verdutzt hinter ihr her, dann kam Leben in seine reglose Gestalt. »Vorwärts, Leute!« befahl er mit gedämpfter Stimme. »Wollen doch mal sehen, wer sich hier unter der Erde verkrochen hat. Waffen schußbereit!«
Kaum hatte der zuletzt gehende Leutnant Demokrit die Sperre passiert, da senkte sich die Metallwand wieder herab und schnitt den Rückzug ab. Sie waren damit die Gefangenen eines unbekannten Höhlensystems.
»Wartet einen Augenblick!« Delta war stehengeblieben und beschäftigte sich mit seinem Telekom. Er schaltete den Sender ein und rief Mentro Kosum, aber er bekam keine Antwort. Auch die Sendungen der Wachflotte waren verstummt. Der Empfänger gab keinen Piepser von sich. »Über uns muß sich eine absorbierende Schicht befinden, die keine Funkimpulse durchläßt. Damit sind wir auf uns selbst gestellt. Gehen wir weiter …«
Er konnte nicht ahnen, daß es dieselbe Schicht war, die Guckys Gedankenimpulse nicht durchließ und jede telepathische Verbindung mit ihm verhinderte. Aus dem gleichen Grund gab es auch keine Funkkontakte mehr zwischen der Korvette und Rhodan.
»Nichts, gar nichts?« vergewisserte sich Leutnant Demokrit, während sie weitergingen, immer tiefer in den Berg hinein. Der Gang stieg jetzt leicht an. »Auch keine Hyperfunkimpulse?«
»Auch die nicht! Ich möchte wissen, ob es eine künstlich angelegte Sperre ist oder ob die natürliche Formation des Felsens und seine geologische Zusammensetzung die Schuld daran tragen.«
Da ihm das jedoch niemand verraten konnte, setzte Major Delta seinen Vormarsch schweigend fort, gefolgt von seinen beunruhigten Männern, denen das ganze Unternehmen allmählich zu riskant wurde.
Dann standen sie abermals vor einer Wand. Es war kaum zu erwarten, daß sich der Zufall von vorhin wiederholen würde, aber Delta hielt den übereifrigen Sergeanten Halong zurück, der sofort seinen Strahler einsetzen wollte. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach dem Öffnungsmechanismus, den sie ja schon einmal auf diese Art und Weise gefunden hatten.
Nach fünfzehn Minuten nickte der Major dem Sergeanten zu. »Na schön, Halong, Sie können sich wieder als Safeknacker betätigen, damit Sie nicht aus der Übung kommen. Die anderen treten besser ein Stück zurück. Es wird hier unten ziemlich heiß werden.«
Halong schaltete vorsichtshalber das Kühlaggregat seines Kampfanzuges ein, dann suchte er auf der Wand die geeignetste Stelle, an der er beginnen konnte. Der Energiestrahl war nicht dicker als ein Schreibstift, aber gerade diese ungemein starke Konzentration bewirkte, daß er sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit in das Metall hineinfraß.
Das unbekannte Material vergaste sofort. Nur wenige Tropfen der vorher verflüssigten Materie fielen auf den Felsboden und erstarrten sofort wieder. Die Luft wurde schlecht und stickig.
»Wie lange dauert es noch?« rief Delta und hustete. »Vielleicht ist der Gang überhaupt zu Ende.«
»Ich bin schon durch, Major, aber nur an einer Stelle. Ich schweiße eine Öffnung in die Wand, durch die wir hindurchkriechen können.«
»Dann beeilen Sie sich, sonst müssen wir die Atemgeräte einschalten.«
»Noch zehn Minuten. Die Wand ist gut acht Zentimeter dick.«
Dann war nur noch das Zischen des Strahlers zu hören, während es im Gang heißer wurde. Die Männer schlossen die Helme und
Weitere Kostenlose Bücher