Silberband 062 - Götzendämmerung
schalteten die eigene Luftversorgung ein. Die Kühlaggregate summten bereits seit einiger Zeit.
Plötzlich sprang Sergeant Halong mit einem Satz zurück und stieß einen Warnruf aus. Hinter ihm löste sich ein nahezu quadratisches Stück aus der Wand und krachte auf den Felsboden.
Dann war Stille, unheimliche Stille.
Delta und Demokrit näherten sich mit gezogener Waffe der entstandenen Öffnung und sahen hindurch. Zu ihrer maßlosen Verblüffung blickten sie in einen großen und hell erleuchteten Raum, dessen Wände mit Kontrollinstrumenten und Bildschirmen bedeckt waren.
Genau gegenüber setzte sich der Gang fort, links war eine geschlossene Tür. Es war niemand zu sehen.
Delta trat zurück. »Eine Art Kontrollstation, ohne jeden Zweifel, aber unbesetzt. Sie muß zwischen hundert und zweihundert Meter von der Kuppel entfernt sein und mindestens fünfzig Meter unter der Oberfläche liegen.« Er zögerte, dann setzte er hinzu: »Möchte nur wissen, welchem Zweck sie dient …«
»Untersuchen wir sie?« fragte Leutnant Demokrit.
Delta nickte. »Jetzt sind wir einmal hier und haben die Sperrwand durchbrochen, also gehen wir auch weiter. Folgt mir, Leute, und haltet die Strahler bereit. Es wird aber nur dann geschossen, wenn unser Leben in Gefahr ist. Kommen Sie, Leutnant!«
Niemand hätte behaupten können, der Führer des Sonderkommandos sei ein Feigling, wenn er sich auch manchmal etwas sonderbar und umständlich benahm. Dies war nicht sein erster Einsatz, und Rhodans Vertrauen in ihn war durchaus gerechtfertigt. Hinzu kam, daß Delta ein Mann von verblüffender Geistesgegenwart war, wenn die Situation es erforderte.
Diese Eigenschaft sollte ihm bald das Leben retten. Ihm und seinen fünf Begleitern.
Gucky hatte sich nach seinem heißen Bad sorglos auf die breite Liege in dem einen Aufenthaltsraum gelegt und war eingeschlafen. Auch das wäre unter normalen Umständen ganz ausgeschlossen gewesen, aber er betrachtete Y'Xamara bereits als seinen ihm treu ergebenen Diener, der für seine Sicherheit sorgte.
Als er ein Geräusch hörte, öffnete er die Augen und sah den Götzen den Raum betreten. Der Riese ließ sich schwer in einen Sessel fallen.
»Nun?« fragte Gucky und gähnte. »Wie sieht es aus? Gibt es jemand, der uns nicht dienen möchte?«
»Die Welt ist voller Feinde, die uns vernichten wollen, aber es gibt auch Diener. Sie sind bereits zu uns unterwegs.«
»Diener?« Gucky entsann sich der Stimmen, die er über Funk gehört hatte. »Sie kommen zu uns?«
»Es sind drei von ihnen, einer davon ein Gigant, doppelt so groß wie ich. Die anderen beiden ähneln mir, sind jedoch schmächtig und sehen zerbrechlich aus. Zum Kampf sind sie sicherlich nicht geeignet.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Auf dem Weg zu uns. Ich habe die erste Sperrwand vom Kontrollraum aus geöffnet, als sie davorstanden. Nun haben sie die zweite erreicht und warten.«
»Kannst du sie denn sehen?«
Y'Xamara erhob sich behende aus dem Sessel. »Komm, ich werde sie dir zeigen.«
Gucky rollte von der Couch und folgte dem Götzen in die Kommandozentrale. Mehrere der Bildschirme waren in Betrieb und zeigten Vorgänge, die sich auf der Oberfläche abspielten. Sie interessierten den Mausbiber weniger. Was ihn jedoch ungemein fesselte, war der Anblick von zwei Männern und einem Koloß, die in dem Gang vor der letzten Wand standen, nur wenige Meter von ihm entfernt.
Abermals, wie schon oft in letzter Zeit, regte sich eine verschüttete Erinnerung im Unterbewußtsein Guckys, ohne jedoch zum Bewußtsein auftauchen zu können. Somit wußte er nicht, daß er Rhodan, Atlan und Icho Tolot sah. Sie waren Fremde für ihn.
»Sie werden uns dienen«, sagte er überzeugt.
»Natürlich werden sie das! Unsere Roboter haben wir verloren, aber sie sind besser als Roboter. Ich werde jetzt den Eingang öffnen und sie hereinlassen. Wir müssen ihnen die Waffen abnehmen.«
Gucky nickte erwartungsvoll. Die künftigen Diener waren ihm sympathisch. Er war davon überzeugt, daß sie gute und zuverlässige Diener sein würden. Es durfte ihnen kein Schaden zugefügt werden.
»Und wenn sie sich weigern, ihre Waffen abzugeben?«
»Wir zwingen sie dazu«, lautete die kurze und herrische Antwort.
Der Mausbiber wußte plötzlich, daß er die ›Diener‹ gegen jeden Gewaltausbruch seines neuen Freundes in Schutz nehmen würde, was immer danach auch geschehen konnte. Das änderte nichts an der Tatsache, daß sie ihm dienen mußten.
»Nun mach schon!« forderte
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