Silberband 062 - Götzendämmerung
sich den gesicherten Auslöser um den Hals. Sie nahmen ihre Waffen und die Ausrüstungsgegenstände auf und setzten sich in die dünnen Plastiksitze des Gleiters. Mentro Kosum übernahm aus alter Tradition das Steuer. Icho Tolot saß ganz hinten; der Trimmung des Gerätes wegen.
Der Gleiter erhob sich leise summend. Ein Scheinwerfer wurde eingeschaltet, und dann schwebte das große Gerät von der Jet weg, näherte sich dem hellen Spalt zwischen zwei Felsensäulen und hielt an. Der Scheinwerfer erlosch.
»Es geht los!« sagte Mentro Kosum. »Ich kann mich darauf verlassen, Fellmer, daß wir rechtzeitig gewarnt werden?«
Lloyd nickte und registrierte, daß die Nächte in diesen Breiten ebenfalls warm und hell waren, wie auf vielen anderen Welten dieser Art. »Selbstverständlich!« sagte er mit Nachdruck.
Er lehnte sich zurück, schloß die Augen und versuchte, alle störenden Nebeneinflüsse auszuschalten. Er konzentrierte sich auf die Aufgabe, die Ausstrahlungen lebender Wesen aufzuspüren. Es war wichtig, solche Individuen zu finden, ehe diese den Gleiter entdeckten. Also durchforschte er die nähere Umgebung. Aber ebenso wichtig war es, möglichst viel über die Bewohner des Zielgebietes zu erfahren. Lloyd schickte seine Gedanken aus und stellte sich auf das Gelände ein, das sie noch im Verlauf dieser Nacht erreichen wollten.
Der Orter und Telepath schaffte es binnen weniger Minuten, in denen ihn nur die ungleichmäßigen Bewegungen des Gleiters störten, die Zone der unmittelbaren Umgebung zu durchforschen.
»Mentro?« rief er leise.
Kosum hatte die Infrarotgeräte und das Radar eingeschaltet. Auf einem langen, schmalen Feld über den Hebeln der Steuerung zeichneten sich die Einzelheiten des nachtdunklen Geländes ab.
»Ja?« fragte Kosum zurück und wich einer Lavazunge aus.
»Sie können schneller und offener steuern. In zwanzig Kilometern Umkreis gibt es nur tierisches Leben. Dann, bitte, bremsen Sie ein wenig und suchen bessere Deckungen!«
»Verstanden.«
Die anderen Partner saßen in den leichten Sitzschalen und versuchten, die Dunkelheit und die Stille der Nacht mit ihren Augen und Ohren zu durchdringen. Sie sahen nur die Silhouetten größerer Felsen gegen den Himmel. Es waren nur Steine und gelegentlich Ascheschichten, die ins Rutschen und Rollen kamen und harte klickende Geräusche hervorriefen. Der Gleiter wand sich in Serpentinen über den gewaltigen, mindestens dreißig Kilometer messenden Abhang des Vulkans hinunter. Es roch überall nach Schwefel. Kein Tier kreuzte ihren Weg, nur zweimal flatterte über sie ein großes Geschöpf hinweg, das sie an eine irdische Fledermaus erinnerte.
»Etwas unheimlich!« stellte Chelifer fest. Sie fürchtete sich nicht, aber sie registrierte dankbar, daß Sandal ihre Hand ergriff. Die nächste halbe Stunde änderte sich nichts – der Gleiter setzte seinen Flug, etwa fünf Meter über dem Boden schwebend, fort. Kein größeres Tier, keine einzige Pflanze, nur hin und wieder ein nächtliches fliegendes Geschöpf.
Mentro drehte nur kurz den Kopf, als er über die Schulter nach hinten fragte: »Fellmer – ich biege jetzt nach Nordwesten ab. Etwas Bemerkenswertes?«
Fellmer Lloyd hatte die Gegend auf seine Weise gesehen; so wie das Infrarotbild Steine wiedergab, erstellte sich in seinen Gedanken ein Bild der Landschaft, dessen Kriterien bewußte Gedanken von Lebewesen waren.
Lloyd erwiderte halblaut: »Nein. Wenn Sie sich jetzt geradeaus halten, kommen wir durch fruchtbares Gebiet, das von Tieren wimmelt. In etwa dreißig Kilometern Entfernung geraten wir zwischen zwei kreisförmige Zonen.«
Der Gleiter wurde wieder schneller, nachdem er seine Richtung geringfügig geändert hatte. Konzentriert und mit angestrengten Sinnen kauerte Mentro in seinem Sitz, von den breiten Gurten gehalten.
»Welche kreisförmigen Zonen?« Ausnahmsweise dämpfte der Haluter seine Stimme.
»Es sind Gebiete, in deren Zentrum – wie eine Spinne im Netz – zwei Götzen hocken. Der eine schläft augenblicklich. Der andere scheint einem Tobsuchtsanfall nahe zu sein – mehr kann ich noch nicht sagen. Dort sollten wir uns umsehen.«
Chelifer warf ein: »Außerdem haben wir dort eine Menge von künstlich angelegten Kanälen festgestellt, Fellmer. Hat das etwas zu bedeuten?«
»Ich erkenne in den Gedanken des Götzen einiges, das mit Wasser zu tun hat.«
Der Flug ging weiter. Jetzt ging der Geruch nach Schwefel, das Anzeichen für dauernden Vulkanismus, zurück. Von
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