Silberband 066 - Kampf der Paramags
während der Entmaterialisation spürte ich instinktiv, daß diesmal alles ganz anders war als sonst.
Von Anfang an gab es keinen körperlichen Kontakt mit meinem Partner, Icho Tolot. Wären wir teleportiert, hätte ich ihn anfassen müssen, um ihn mitnehmen zu können. Beim Transmitter ist das unnötig, da alles, was sich im Abstrahlkäfig befindet, automatisch auf den Weg geschickt wird.
Ich betonte bereits, daß während der Entmaterialisationszeit ein Denkvorgang unmöglich ist, da man praktisch nicht existiert. Diesmal jedoch existierte ich, wenn auch körperlos und vielleicht nur als Bewußtsein.
Etwas Ähnliches hatte ich schon einmal erlebt, als ich in eine Zeitfalle geriet und mich jemand in die Zukunft schickte, um mich für immer loszuwerden. Damals war mir die Rückkehr gelungen.
Ich schwebte im Nichts.
Es gab weder die MARCO POLO noch den Meteoriten, es gab auch keinen Icho Tolot. Es gab nicht einmal mich, und trotzdem konnte ich denken und sehen. Nur – was ich sah, ergab keinen Sinn.
Immerhin blendete mich ein rötliches Etwas, verschwommen und riesengroß. Es schwebte, wie ich, einfach im Raum. Die Sonne Paramag-Alpha, nahm ich an, wenn auch verändert und nicht deutlich als solche zu erkennen. Grelle Lichtpunkte konnten Sterne sein, doch sie zogen an mir vorbei, so als drehe sich das Universum um mich. Umgekehrt konnte es nicht sein, denn die rote Sonne veränderte ihren Standort nicht. Sie blieb für mich der Bezugspunkt.
Dann kam ein in allen Farben leuchtender Ring auf mich zu. Er erinnerte mich ein wenig an den Leuchtbogen eines riesenhaften Materietransmitters, wie ich ihn schon oft auf hochzivilisierten Planeten gesehen habe. Der Ring umschloß ein tiefschwarzes, absolut lichtloses Nichts.
Und genau in dieses Nichts stürzte ich haltlos hinein.
In dem Augenblick, in dem der leuchtende Ring an mir vorbei war, erlosch auch die rote Sonne. Von den vorher vorbeiziehenden Sternen war ebenfalls nichts mehr zu sehen. Der Ring selbst entfernte sich von mir mit rasender Geschwindigkeit, wurde schließlich zu einem buntschillernden Punkt – und erlosch ebenfalls.
Um mich herum war es nun endgültig finster geworden, ich konnte nichts mehr sehen. Ich spürte auch keine Bewegung mehr, da sich meine Augen an nichts festhalten konnten und so wenigstens optisch ein Bewegungsvorgang vorhanden gewesen wäre.
Das Gefühl, endlos zu fallen, blieb jedoch. Es ist unmöglich, die Dauer dieses Sturzes auch nur annähernd zu schätzen. Raum und Zeit hatten ihre Bedeutung verloren. Vielleicht entfernte ich mich mit Überlichtgeschwindigkeit von der MARCO POLO, vielleicht drang ich in eine uns noch unbekannt gebliebene Dimension vor. Es konnte auch sein, daß ich rein räumlich meinen Standort überhaupt nicht veränderte, während sich der relative Zeitablauf ins Unermeßliche gesteigert hatte und mit jeder Sekunde Jahrhunderte vergingen.
Ich weiß also nicht, wie lange ich so fiel, aber als ich weit vor mir wieder den buntschillernden Lichtfleck entdeckte, der sich allmählich zu dem bekannten Farbring ausweitete, da wußte ich, daß mein Sturz sich seinem Ende näherte.
Je größer der Ring wurde, desto größer wurde auch der Ausschnittsektor dahinter, und der war nicht lichtlos und schwarz. Seitlich schob sich die rote Riesensonne ins Blickfeld, noch immer verschwommen. Die Sterne wurden sichtbar, aber ich hätte nicht zu sagen vermocht, ob sich ihre Stellung zueinander verändert hatte. Sie wanderten nicht mehr, sondern standen still.
Ich stürzte abermals durch den Ring und befand mich wieder im Universum. Aber in welchem?
Ehe ich mir auf diese Frage selbst eine Antwort geben konnte, spürte ich das typische Ziehen eines nicht ganz geglückten Rematerialisationsvorganges. Ich kannte es von Sprüngen her, die ich früher mit nicht ganz ausgereiften Transmittern durchgeführt hatte. Auch Transitionen mit Raumschiffen kündigten sich ähnlich an.
Die Atome meines Körpers kehrten aus der anderen Dimension zurück, um sich in der vierten wieder zur ursprünglichen Form zusammenzufügen. Wenn alles klappte, mußte ein Mausbiber dabei herauskommen, nämlich ich.
Noch während ich Betrachtungen darüber anstellte, welche Fehlzusammensetzungen ich bereits erlebt hatte, wurde es plötzlich hell um mich. Der Übergang geschah so unvermittelt, daß mir erst Sekunden danach zum Bewußtsein kam, daß ich mit beiden Beinen auf festem Boden stand, über mir ein rötlicher Himmel mit Blaustich, an dem
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