Silberband 066 - Kampf der Paramags
Ende der Stadt stießen wir auf eine Bohrstelle, neben der ein abgesicherter Schacht ins innere des Meteoriten führte. Ich starrte in die dunkle Öffnung. Aus der Tiefe klangen Geräusche an meine Ohren. Es hörte sich wie der Lärm von Maschinen an.
Bourax, der uns inzwischen eingeholt hatte, trat neben mich. »Müssen wir da hinab?«
»Wenn wir etwas herausfinden wollen, haben wir keine andere Wahl.«
»Sieht nicht sehr einladend aus«, bemerkte einer der Renegaten.
»Niemand braucht Tolot und mir zu folgen«, sagte ich. »Jeder, der mich begleitet, nimmt freiwillig an diesem Unternehmen teil.«
Diese Äußerung verärgerte Bourax. »Niemand denkt an einen Rückzug!«
»Schon gut!« beruhigte ich ihn. »Hören Sie den Lärm?«
»Ja«, bestätigte er. »Ich könnte schwören, daß dort unten Kraftwerke angelaufen sind.«
»Das war bei unserem ersten Besuch nicht der Fall«, erinnerte ich mich. »Es kann nur bedeuten, daß es auch im Innern des Meteoriten zu bedeutsamen Veränderungen gekommen ist.«
Bourax und einige seiner Begleiter schalteten ihre Scheinwerfer ein und leuchteten in den Schacht. Die Wände bestanden aus nacktem Fels. Ich glaubte ein paar Spuren von PEW-Metall zu erkennen. Auf einer Seite waren Metallklammern in den Stein geschlagen, so daß eine Art Treppe entstanden war. Da wir alle Antigravprojektoren trugen, waren wir nicht darauf angewiesen.
»Tolot und ich bilden wieder die Vorhut«, sagte ich zu Bourax. »Sie folgen uns, wenn sicher ist, daß wir nicht in eine Falle laufen.«
Ich leuchtete ihm ins Gesicht, aber wenn ich erwartet hatte, darin einen Anflug von Furcht oder Unsicherheit zu erkennen, wurde ich überrascht. Bourax blinzelte nicht einmal im grellen Scheinwerferlicht.
Vielleicht war er nicht sensibel genug, um die rätselhaften Ausstrahlungen des Meteoriten zu spüren. Es war aber auch möglich, daß er sich völlig in der Gewalt hatte.
»Sind Sie bereit?« fragte ich Tolot.
»Ja, mein Sohn!«
Ich schaltete meinen Antigravprojektor ein und sprang über den Rand des Schachtes in die Tiefe. Tolot blieb an meiner Seite. Etwa zehn Meter unter uns traf das Licht unserer Scheinwerfer auf glatten Boden. Plötzlich blieb der Strahl von Tolots Scheinwerfer neben einer zusammengekrümmten Gestalt am unteren Ende der primitiven Leiter hängen.
»Da liegt jemand!« stieß der Haluter hervor.
»Ein Priester!« sagte ich. »Er ist offenbar abgestürzt.«
Wir landeten. Ich gab ein paar Blinkzeichen nach oben, damit Bourax und die anderen uns folgten, dann lief ich auf den Priester zu. Tolot sah sich um und leuchtete alles ab.
Als ich mich über den Bewegungslosen beugte, riß dieser plötzlich den Umhang zur Seite und stieß mit einem langen, glänzenden Messer nach mir. Obwohl ich mich instinktiv zur Seite warf, streifte mich die Klinge, schnitt meine Kombination auf und verletzte mich an der Seite.
Der Priester kam sofort auf die Beine und hob erneut das Messer. Benommen richtete ich mich auf, um den Angriff abzuwehren.
In diesem Augenblick griff Tolot ein. Wie ein Geschoß raste er heran und prallte gegen den Priester. Ich hörte, wie die Luft mit einem pfeifenden Geräusch aus den Lungen des Eingeborenen wich. Er wurde hochgerissen und gegen die Felswand geschleudert. Dort blieb er liegen.
»Alles in Ordnung, Atlanos?« erkundigte sich Tolot.
»Ja. Er hätte mich wahrscheinlich erledigt, wenn Sie nicht eingegriffen hätten.«
Ich untersuchte die Wunde. Sie war nicht gefährlich. Trotzdem sprühte ich Biomolplast darauf, das ich in meiner Bereitschaftstasche mitführte. Es verband sich sofort mit dem Zellgewebe meines Körpers und verschloß die blutende Wunde.
»Er hat hier auf Sie gelauert!« stellte Bourax fest, der gerade gelandet war und die Szene mit einem Blick erfaßte. »Er stellte sich bewußtlos, um Sie niederzustechen.«
»Das wäre ihm auch fast gelungen. Ab sofort müssen wir vorsichtiger sein. Die Priester sind offenbar auch von der Ausstrahlung des Meteoriten beeinflußt worden, allerdings in sehr unangenehmer Weise.«
Tolot leuchtete eine Tür ab, die uns den Weg ins Innere des Meteoriten versperrte. Im Lichtschein sah ich, daß seltsame Zeichen auf die Tür gemalt waren. Ich trat näher heran.
»Sehen Sie sich das an!« forderte ich Bourax auf. »Wofür halten Sie das?«
Bourax' Augen verengten sich. »Es sieht so aus, als hätte jemand Steine auf die Tür gemalt. Aber wer würde das schon tun?«
»Vielleicht sind es keine Steine«, sagte ich
Weitere Kostenlose Bücher