Silberband 067 - Die Para-Bank
Maschineningenieur meldete, daß die Umhüllung des Linearaggregates allmählich abkühlte und nur noch rotglühend war. Zum erstenmal seit dem Beginn des Kampfes gegen das Schwarze Loch lächelte Hoc wieder.
Eine weitere halbe Minute später hielt der Major es für verantwortbar, den Waring-Konverter auf Normalwerte zu drosseln. Die Vibrationen der Schiffszelle verebbten. Hoc befahl der Mannschaft, das Ausmaß der Beschädigungen festzustellen, die bei dem Gewaltmanöver entstanden waren. Es stellte sich heraus, daß rund dreißig Prozent der Schäden mit Bordmitteln behoben werden konnten, indem man sich des gutsortierten Ersatzteillagers bediente. Der Rest würde an Bord des Mutterschiffes behoben werden können – falls man die MARCO POLO jemals erreichte. Allerdings machten die vorerst nur rechnerisch ermittelbaren Materialermüdungserscheinungen, die eine Folge der harten Vibrationen der Schiffszelle waren, in absehbarer Zeit eine Generalüberholung der CMP-34 erforderlich.
Hoc Calvaniyz erkundigte sich nach dem Befinden des Verletzten, der inzwischen von einem anderen Medorobot in die Krankenstation eingeliefert worden war. Der Mann hatte verschiedene Knochenbrüche erlitten, schwebte jedoch nicht in Lebensgefahr. Auch einige andere Besatzungsmitglieder waren verletzt worden, konnten jedoch nach ambulanter Behandlung wieder auf ihre Stationen entlassen werden.
Alles in allem war das Abenteuer mit dem Schwarzen Loch also noch glimpflich verlaufen. Hoc Calvaniyz machte sich jedoch nichts vor. Hätte er nicht so schnell reagiert und wäre der Waring-Konverter nicht so gut wie neu gewesen – auf einer der lunaren Werften war das alte Aggregat ausgebaut und gegen ein neues ausgetauscht worden –, dann lebten sie alle höchstwahrscheinlich nicht mehr.
Der Major wertete den Zwischenfall gemeinsam mit seinem Chefastrogator aus und sprach einen Bericht auf Speicher. Er nahm sich vor, diesen Bericht bei der ersten sich bietenden Gelegenheit weiterzugeben, damit andere Schiffskommandanten der Solaren Flotte und der zivilen Raumfahrt vor ähnlichen bösen Überraschungen bewahrt werden konnten.
Eine halbe Stunde nach dem Wiedereintritt in den Linearraum erreichte die CMP-34 das Zielgebiet. Major Calvaniyz schaltete von seinem Pult aus den Waring-Konverter ab. Der Kreuzer fiel in den Normalraum zurück. Auf einem der intakten Bildschirme leuchtete die rote Zielsonne.
Hoc fixierte ihre galaktographische Position in der elektronischen Sternkarte und nannte sie zur Erinnerung an die glückliche Rettung Fortune. Wie Tai Pungh vorausberechnet hatte, besaß Fortune sieben Planeten. Die meßtechnischen Untersuchungen ergaben, daß nur einer von ihnen genügend Oberflächenwasser für eine halbwegs rationelle Gewinnung von Deuterium besaß. Es handelte sich um den zweiten Planeten Fortunes.
Allerdings enthielten die Gewässer von Fortune-2 kein schweres Wasser, so daß die sonst übliche elektrolytische Methode zur Gewinnung von Deuterium nicht angewandt werden konnte. Hoc entschloß sich dennoch zur Landung und befahl, eine provisorische Anlage aufzubauen, in der der aus Meerwasser gewonnene flüssige Wasserstoff mit Neutronen beschossen werden konnte, wodurch sich ebenfalls schwerer Wasserstoff bildete.
Noch während des Landeanfluges wurde die provisorische Anlage installiert und mit den vordringlichen Reparaturarbeiten begonnen.
Wie es die strengen Dienstvorschriften der Solaren Flotte geboten, landete Major Calvaniyz die CMP-34 nicht direkt auf Fortune-2, sondern brachte das Schiff erst einmal in eine Kreisbahn, damit die Planetenoberfläche mit den Elektronenteleskopen erkundet werden konnte.
Zweck dieser Vorgehensweise war, eine überraschende Begegnung mit eventuell vorhandenen primitiven Eingeborenen oder gar einer hochentwickelten Zivilisation zu vermeiden. Erfahrungsgemäß wurden dadurch sehr leicht feindselige Konfrontationen ausgelöst. Es war auch schon vorgekommen, daß Eingeborene eines Planeten durch das überraschende Auftauchen von Vertretern einer technisch und wissenschaftlich weit über ihnen stehenden Zivilisation einen Schock erlitten hatten, der ihre eigene Entwicklung empfindlich störte.
Allerdings wurde schon nach den ersten Umkreisungen klar, daß eine solche Gefahr auf Fortune-2 nicht bestand. Oder besser gesagt, nicht mehr, denn unter einer üppig wuchernden Vegetation entdeckten die Massetaster versinterte Überreste von riesigen Städten, die offenbar einer Katastrophe zum Opfer
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