Silberband 067 - Die Para-Bank
unberechenbar«, erinnerte sich Waringer. »Können Sie sicher sein, daß er keine Schwierigkeiten machen wird?«
»Ja«, sagte Tolot lakonisch.
Rhodan und Danton tauschten einen Blick, der Saedelaere nicht entging.
»Ich möchte mit diesem Tondor Kerlak sprechen«, forderte Rhodan. »Laden Sie ihn ein, an Bord der MARCO POLO zu kommen!«
Tolot hob einen Arm. »Das halte ich für unnötig.«
»Laden Sie ihn ein!« forderte Rhodan noch einmal.
Saedelaere konnte spüren, daß es zwischen Tolot und den übrigen Besatzungsmitgliedern in der Zentrale zu Gegensätzen gekommen war, die Spannung erzeugten. Der Maskenträger fragte sich, warum Tolot dem Sicherheitsbedürfnis der Terraner keine Rechnung tragen sollte.
Inzwischen hatte Tolot sich wieder über Funk mit Tondor Kerlak in Verbindung gesetzt.
»Er nimmt die Einladung an!« Saedelaere glaubte Betroffenheit aus der Stimme des Haluters herauszuhören. »Er wird sich jetzt ausschleusen und an Bord kommen.«
Obwohl jeder an Bord der MARCO POLO wußte, daß Haluter aufgrund ihres Metabolismus auch ohne Beiboot und Schutzanzug im Weltraum überleben konnten, war es für Saedelaere doch eine Überraschung, als er eine einsame Gestalt in der Nähe des halutischen Schiffes im Weltraum auftauchen sah. Mit Hilfe einer Rückstoßpistole erreichte Tondor Kerlak schnell eine Geschwindigkeit, die es ihm erlaubte, die Entfernung zwischen seinem Schiff und der MARCO POLO in dreißig Minuten zurückzulegen.
An Bord des Flaggschiffs wurden keine besonderen Vorbereitungen getroffen. Gucky kam mit einem Teleportersprung vom Tender zurück.
Tolot versicherte, daß keine Gewaltanwendung zu befürchten war.
Saedelaere fühlte sich von einer eigenartigen Spannung befallen. Allein die Art, wie das schwarze Schiff aufgetaucht war, machte ihn mißtrauisch. Kerlak mußte schwerste Gravitationsstürme überstanden haben, aber nichts deutete auf Beschädigungen an seinem Schiff hin.
Icho Tolot hatte viel zuwenig Kontakt mit seiner Heimatwelt und seinem Volk, um über alles unterrichtet zu sein, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen hatte. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, war Tondor Kerlak ein völlig Fremder.
»Tolot übernimmt die Begrüßung!« entschied Rhodan. »Wir wollen nur sicher sein, daß Kerlak uns nicht in die Tolot-Ballung folgen wird.«
Saedelaere war jetzt sicher, daß Rhodan und Waringer nach einigen Beratungen mit Icho Tolot beschlossen hatten, Wabe 1000 mit den Altmutanten an Bord in einem ehemaligen Einflußgebiet der Haluter zu stationieren. Durch das Auftauchen eines einzigen Haluters wurde dieser Plan gefährdet, denn Rhodan konnte sich nicht erlauben, die geplante Para-Bank an einer anderen als an einer völlig geheimen Stelle einzurichten.
Die Idee der Para-Bank konnte nur in einem so genialen Gehirn wie Waringers geboren werden. Der Wissenschaftler wollte die Bewußtseinsinhalte der Altmutanten in Zukunft als mächtige Waffe für die Menschheit einsetzen. Wabe 1000 mit ihren PEW-Metalladern würde den Bewußtseinsinhalten der Mutanten als ständiger Lebensraum dienen. Im Bedarfsfall wurden USO-Agenten und Spezialisten der SolAb die benötigten Bewußtseinsinhalte von der Para-Bank abberufen und auf diese Weise die Fähigkeiten der übernommenen Mutanten erlangen. Waringer mußte nur noch einen Weg finden, die zeitlich begrenzte Übernahme risikolos für Bewußtseinsinhalte und Träger zu machen. Um auf jeden Fall zu verhindern, daß Unbefugte in den Besitz von Bewußtseinsinhalten kamen, wollte Perry Rhodan Wabe 1000 an einen geheimen Ort bringen.
Saedelaere wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, denn Tondor Kerlak hatte inzwischen den Verband erreicht und schwebte in eine offene Schleuse der MARCO POLO hinein. Rhodan und Tolot hatten die Zentrale verlassen, um den Besucher bereits bei der Schleusenkammer zu empfangen. Saedelaere wußte, daß ein Dutzend Kampfroboter, drei Schirmfeldprojektoren und alle an Bord gebliebenen Mutanten ebenfalls bereitstanden, um bei einem Zwischenfall sofort eingreifen zu können. Die Kampfkraft eines Haluters war genügend bekannt, ein einziges Wesen dieses Volkes konnte die MARCO POLO vernichten.
Auf einem Bildschirm des Interkoms konnten die in der Zentrale Wartenden beobachten, was im Hangar geschah. Sie sahen Rhodan und Tolot nebeneinander vor der Schleusenkammer stehen. Beide trugen keine Waffen. Rhodan hatte sogar auf einen IV-Schirm verzichtet.
Die innere Schleusenwand glitt auf.
Saedelaere
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