Silberband 067 - Die Para-Bank
sah, daß Rhodan einen Schritt vortrat. Tolot machte eine Bewegung, als wollte er dem Terraner folgen, verharrte aber dann wie angewurzelt an seinem Platz. Die Kleinigkeiten alarmierten Alaska und ließen ihn wie gebannt auf den Bildschirm blicken. Atlan, Danton und Korom-Khan würden im Ernstfall die Abwehr leiten. Auch diese drei Männer, das konnte der Transmittergeschädigte mit einem schnellen Seitenblick feststellen, beobachteten gespannt die Vorgänge im Hangar.
Tondor Kerlak trat aus der Schleusenkammer. Bis auf eine polierte Metallkappe über einem seiner Augen war der Haluter nackt. Seine Haut war tiefschwarz, wies aber ein paar dunkelbraune Flecken auf. Er war nicht ganz so groß wie Tolot, aber wesentlich massiver gebaut. Sein Körper wies zahlreiche Risse und Vertiefungen auf, von denen Alaska annahm, daß es sich um Wunden handelte, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie ein Haluter sich solche Verletzungen zuziehen konnte. Die Rachenpartie des Ankömmlings wirkte wesentlich furchterregender als die Tolots.
Saedelaere sah auf den ersten Blick, daß Tondor Kerlak ein furchtloser Kämpfer und rücksichtsloser Eroberer war. Diesen Eindruck vermittelte nicht allein das Aussehen des Besuchers, sondern auch die Art, wie er sich bewegte. Tondor Kerlak wirkte angespannt wie eine Stahlfeder, er war von einer Aura der Kampfbereitschaft und Angriffslust umgeben.
»Seht euch diesen Bolzen an!« stieß Atlan impulsiv hervor. Er ahnte nicht, daß er damit einen Namen für Kerlak geprägt hatte, den dieser für die Zeit seines Zusammenseins mit den Terranern behalten sollte.
Kerlak sah sich um; er schien förmlich einen Grund für eine handfeste Auseinandersetzung herbeizusehnen, aber die Roboter waren so gut versteckt, daß er sie nicht entdecken konnte.
Saedelaere wünschte, diese unerträgliche Spannung würde sich lösen, bevor es im Hangar zu einer Explosion kommen konnte.
»Ein Kind des Friedens ist das nicht!« stellte Danton fest. »Viel eher glaube ich, daß wir uns einen reißenden Wolf an Bord geholt haben.«
Atlan unterdrückte ein Grinsen. »Ich bin gespannt, wie Perry sich diesmal aus der Affäre ziehen wird.«
»Willkommen an Bord!« klang Rhodans Stimme aus dem Interkomlautsprecher. Tolot übersetzte.
Kerlak streckte sich. Unwillkürlich wartete Saedelaere darauf, daß der mächtige Körper des Haluters vor innerer Kraft platzen würde. Kerlak war Kraft und Kampf zugleich, in dieser Haltung erinnerte er eher an einen Kriegsgott als an ein reales Wesen.
»Ich spreche Interkosmo!« donnerte Kerlaks Stimme durch den Hangar. »Bevor ich rede, sehe ich mich um.«
Er schien sich nicht dafür zu interessieren, ob seine verwirrten Gastgeber mit seiner Handlungsweise einverstanden waren, sondern stampfte rücksichtslos voran. Rhodan mußte ihm ausweichen. Tolot hob warnend die Hand.
»Sollen wir die Roboter rausschicken?« fragte Danton.
Atlan strich sich über das Kinn. »Nein«, sagte er gedehnt. »Ich hoffe, daß sie so mit ihm fertig werden.«
Kerlak durchquerte den Hangar und schien dabei unsichtbare Wände einzureißen. Er fuhr immer wieder ruckartig hin und her, blickte in Nischen, riß Türen auf und blickte über Brüstungen. Die Kontrolle der gesamten Umgebung nahm etwa drei Minuten in Anspruch. Während dieser Zeit schien Kerlak die Anwesenheit Rhodans und Tolots vergessen zu haben.
Saedelaere wunderte sich, daß Rhodan so gelassen blieb. Immerhin bestand die Gefahr, daß Tondor Kerlak die Roboter fand.
Abrupt, wie er die Durchsuchung des Hangars begonnen hatte, brach Kerlak sie auch wieder ab.
Er blieb vor Rhodan stehen.
»Gut!« schnaubte er. »Jetzt reden wir.«
Seine Art zu reden paßte zu seinem Aussehen und seinem Verhalten so gut, daß es Saedelaere erstaunt hätte, wenn Kerlak weniger laut und unfreundlich gesprochen hätte.
»Terraner und Haluter sind Freunde«, eröffnete Rhodan das Gespräch. »Icho Tolot lebt schon lange bei uns. Wir haben einander in vielen Kämpfen beigestanden.«
»Kämpfe!« dröhnte Kerlak. »Das ist gut! Ich will auch kämpfen.«
»Hört ihn euch an!« rief Atlan. »Dieser Bursche sucht Streit.«
»Sie befinden sich in der Zeit der Drangwäsche«, sagte Rhodan zu dem Haluter. »Ich weiß, in welche Bedrängnis ein Haluter während dieser Zeit kommen kann. Deshalb verstehe ich Sie. Doch wir wollen nicht mit Ihnen kämpfen. Wir haben keine Zeit dazu. Wir sind in einer wichtigen Mission unterwegs und bitten Sie, uns keine Schwierigkeiten zu
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