Silberband 067 - Die Para-Bank
Schiff nicht hervorzaubern konnte. Nur Jagden zu Pferde konnten nicht abgehalten werden.
Die Geschehnisse, derentwegen die Untersuchungskommission – viel später – zusammengestellt wurde, mußten sich etwa am 19. Juli 3444 neun Uhr vormittags abgespielt haben.
Die LIGASTAR war im Erdanflug. Sie schwebte mit etwa halber Lichtgeschwindigkeit auf den Planeten Erde zu und war kurz vor neun Uhr auf der Jupiterbahn in Richtung auf den Asteroidengürtel. Der Kommandant der LIGASTAR wollte das Schiff nicht etwa durch den Gürtel steuern, sondern den Ring aus dahinjagendem Gesteinsschutt oberhalb der Ekliptik überfliegen.
Der Prallschirm war aufgebaut, aber er bedeckte nicht die gesamte Kugeloberfläche. Er bestand in der Form des grün leuchtenden und irisierenden Hochenergie-Überladungsschirmes. Es wurde nach vorn projiziert, weil die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen dem Schiff und einem Meteoriten gering war; in der relativ freien Zone des Sonnensystems. Ein Meteorit, der schneller war als halbe Lichtgeschwindigkeit, war eine kosmische Unmöglichkeit. Der HÜ-Schirm richtete sich nach vorn und hatte, seitlich gesehen, die Form eines Kegels. Seine Spitze war an der Schiffsoberfläche, der offene ›Trichter‹ wies vom Schiff weg.
Der HÜ-Schirm war dazu bestimmt, zufällig im Weg dahinschießende kleinste Himmelskörper aufzufangen und eine wirkungsvolle Barriere gegen die harte Strahlung und den kosmischen Staub darzustellen. Auch zufällig im Weg schwebende Fremdkörper aller Art würden aufgefangen werden.
Für diese Zwecke war der Schirm vollkommen ausreichend projiziert worden; den Kommandanten der LIGASTAR trifft kein Vorwurf. Außerdem waren genügend Funksprüche gewechselt worden. Für die Raumfahrt innerhalb des Solsystems bestanden zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keinerlei Gefahren, die eine Totalprojektion erfordert hätten. Sämtliche administrativen Belange waren geklärt worden.
Die Mannschaft in der Zentrale wußte genau, wie es um die Raumfahrt in den anderen kosmischen Bezirken zwischen Erde – genauer: zwischen dem Rand der Galaxis – und dem galaktischen Zentrum stand. Auch die Funkzentrale und die Ortungszentrale der LIGASTAR hatten ihre ernsthaften Schwierigkeiten gehabt. Aber mit der Ankunft innerhalb des Solsystems schienen sämtliche Schwierigkeiten beseitigt. Der Zeitpunkt der Landung lag etwa gegen zehn Uhr – die genaue Landezeit richtete sich nach den übrigen Schiffsbewegungen, deren Zeitplan durch den Vollalarm etwas außer Takt geraten war.
Die Passagiere dieses Luxusschiffes waren ein Kapitel für sich. Abgesehen von einigen schwerreichen Handelsreisenden, exotischen Gästen und der Schiffsbesatzung, befanden sich ausschließlich Politiker an Bord. Es waren die Damen und Herren einer Propagandagruppe der Solargalaktischen Interessenliga, SGIL, die von einer Reise zurückkamen, die sie im Rahmen der Wahlvorbereitung nacheinander auf mehr als ein Dutzend Planeten geführt hatte. Die Reise schien ein voller Erfolg gewesen zu sein, wenigstens in den Augen der betroffenen Passagiere. Außer Marschall Bount Terhera waren alle seine führenden Leute an Bord der LIGASTAR.
Ebenfalls deren Sekretärinnen und Sekretäre. Und eine Menge junger Frauen, deren Funktion bis zum heutigen Tag nicht klar festgestellt werden konnte. Offensichtlich befand sich auch jemand an Bord, der aus der Politik und aus den Politikern Kapital schlagen wollte.
Das sichergestellte Material ist unter Verschluß.
Hätten die Bandkassetten jener heimlich mitgeschnittenen Aufnahmen die Presse oder die Opposition der SGIL – also auch die Partei, die Perry Rhodan unterstützte – erreicht, wäre der Wahlkampf schärfer geworden. Die Mitglieder der Untersuchungskommission beschränkten sich darauf, nur einige sorgfältig ausgesuchte Textstellen in ihrem Bericht zu zitieren. Der Rest der kompromittierenden Aufnahmen wurde sichergestellt.
Es ist nicht mehr exakt festzustellen, welcher Text von welchem Sprecher gesprochen wurde. Stimmenvergleiche mußten wegen des Zustands der Bänder wenig erfolgreich bleiben.
Offensichtlich wurde die Rückkehr der führenden Köpfe der SGIL mit Alkohol gefeiert. Anders läßt sich die Stimmung an Bord kaum erklären.
Die Mitschnitte wurden über einen Zeitraum von etwa zehn Stunden hinweg getätigt. Hier eine Auslese: »… hoffentlich hat niemand eine Fernsehkamera auf uns gerichtet. Terhera würde uns vierteilen lassen …«
Gläserklirren. Jemand summt
Weitere Kostenlose Bücher