Silberband 068 - Anti-Universum
Raumhafens Kano-Kano in den Tagen vor dem Start zum Sonnen-Marathon überschwemmte, fiel Terengi San kaum auf. Er orientierte sich über das Angebot an Hotels, von denen die meisten erst vor kurzem und besonders für die Teilnehmer am Wettrennen errichtet worden waren. Er fand eines, das Exotika, das sich auf die Unterbringung nichthumanoider Gäste spezialisierte. Er entschied sich für das Exotika nicht so sehr deswegen, weil er auf den Komfort eines für Nichthumanoide spezialisierten Hauses angewiesen war, sondern aus dem einfachen Grund, weil das Hotel unmittelbar am Rand des abgesperrten Teils des Raumhafens lag und mit seinen achtundvierzig Stockwerken wahrscheinlich einen bequemen Ausblick über die Absperrung hinweg ermöglichte.
Im Foyer des Hotels erkundigte sich ein besorgter Manager nach seinen Sonderwünschen. Terengi San, der im Grunde genommen keine Sonderwünsche hatte, bestellte, um nicht aufzufallen, einen Schwerkraftgenerator zur Erzeugung einer Gravitation von dreinormal und ein Kühlaggregat, mit dem er die Temperatur seiner Suite auf minus zwanzig Grad einregulieren konnte. Das waren, wie er dem Manager erklärte, die Umweltbedingungen, wie sie in seiner Heimatprovinz auf Halut herrschten. Seinen Wünschen wurde ohne Verzug Folge geleistet. Er mietete seine Unterkunft, die im dreiundvierzigsten Stockwerk lag, für die Dauer von fünf Tagen und entrichtete dafür eine Summe von vierzehnhundert Solar.
Von einem seiner Zimmer aus beobachtete er zunächst den abgesperrten Teil des Raumhafens. Bislang hatte er nur die Umrisse eines Plans, nach dem er vorgehen wollte. Er war dem Attentäter gefolgt. Sein Motiv war die Rache. Jetzt mußte er sich darüber klarwerden, wie die Rache sich ins Werk setzen ließ. Sein hervorragender Gesichtssinn erlaubte ihm, selbst über große Entfernungen hinweg feinste Details noch mühelos zu erkennen. Er stellte fest, daß die Absperrung nicht etwa aus einer physischen Barriere bestand. Wahrscheinlich war darauf aus Gründen, die mit der öffentlichen Meinung zu tun hatten, verzichtet worden. Es gab jedoch entlang der Abgrenzung, in Abständen von jeweils einhundert Metern, metallene Pfosten, die vermutlich die Aufgabe hatten, einander Infrarot- oder Mikrowellenbündel zuzustrahlen, bei deren Unterbrechung ein Signal ausgelöst wurde, welches für das Wachpersonal des Terraners bedeutete, daß ein Unbefugter die Absperrung durchschritten hatte. Was dann geschehen würde, darüber war Terengi San sich nicht im klaren. Wahrscheinlich würde man den Eindringling abfangen und so rasch wie möglich wieder nach draußen bringen. Schärfere Maßnahmen konnte sich Perry Rhodan auf einer unabhängigen Welt wohl kaum leisten.
Unmittelbar innerhalb der Abgrenzung erhob sich eine Anzahl niedriger bis mittelhoher Gebäude. Auch von ihnen schien die Mehrzahl erst vor kurzem erbaut worden zu sein. Zwei davon machten den Eindruck von Hotels, und Terengi San nahm an, daß sie für den Großadministrator und seinen Stab bestimmt waren. Zwischen den beiden Hotels und drei barackenähnlichen Bauwerken herrschte reger Fußgängerverkehr. Der Haluter sah Personal in der Uniform der Solaren Flotte, zumeist Unteroffiziere, die kleine schwarze Behälter unter dem Arm trugen und ihrer Arbeit mit einem Ernst nachgingen, der vermuten ließ, daß es sich um wichtige Dinge handelte.
Weiter draußen auf dem Raumlandefeld lagen die Schiffe des Terraners, mitten unter ihnen die riesige MARCO POLO, der Stolz der Solaren Flotte. Zweieinhalb Kilometer ragte das gewaltige Raumschiff in den blauen Himmel hinauf, aus solch geringer Entfernung ein erdrückender Anblick. Rings um die Schiffe war es ruhig. Nur dann und wann zeigte sich ein winziges Gleitfahrzeug, das sich zwischen den mammuthaften Kugelleibern hindurchwand, um irgendeine Nachricht zu überbringen. Gegenüber dem fast vollkommenen Mangel an Aktivität im Umkreis der Schiffe stach das emsige Hin und Her, das sich zu Füßen des Hotels Exotika zwischen den Baracken abspielte, in auffälliger Weise ab.
Terengi San entnahm seinem Gepäck eine umfangreiche Kamera, die er auf dem Sims unmittelbar hinter dem Fenster montierte und mit einem Weitwinkelobjektiv versah. Durch den Sucher blickend, überzeugte er sich, daß das Gerät das gesamte Vorfeld, soweit es von Interesse war, erfaßte. Indem es den Personenverkehr zwischen den Baracken und den beiden Hotels aufnahm, ersparte es ihm die Mühe, ständig am Fenster zu stehen und nach dem Opfer
Weitere Kostenlose Bücher