Silberband 068 - Anti-Universum
Bewußtsein, daß es unzählige Parallelwelten gibt, könnte uns gleichgültig und unentschlossen machen. Das hast du längst erkannt, Perry.«
»Vielleicht.« Rhodans Stimme klang zweifelnd.
»Wir müssen es als einen Traum ansehen, als einen schlechten Traum, aus dem wir gerade noch rechtzeitig erwacht sind.«
»Vielleicht hast du recht.«
Plötzlich wurde es in der Dunkelheit des Weltraums über ihnen hell. Die Sterne verblaßten in dieser Helligkeit. Eine Erschütterung durchlief die Eiswelt. Die fernen Berge erinnerten Rhodan an den Teil eines Zerrbildes.
»Was bedeutet das?« schrie Atlan entsetzt.
»Es ist der Beginn einer gewaltigen Strukturerschütterung«, sagte Rhodan. »Wir stürzen zurück.«
Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Er wußte, daß er in wenigen Sekunden das Bewußtsein verlieren würde.
Als die beiden Männer zu sich kamen, befanden sie sich noch immer auf D-Muner. Sie standen sich auf dem Eis gegenüber.
Atlan starrte auf die Stelle, wo Rhodan II gelegen hatte. »Er ist weg!« rief er überrascht.
»Natürlich«, sagte Rhodan. »Er hat den Rücksturz nicht mitgemacht.«
Er drehte sich langsam um und blickte in Richtung der Transmitterstation. Der Anblick der unzerstörten Kuppel überzeugte ihn endgültig, daß er sich zwar immer noch auf D-Muner befand, daß aber diese Welt zu seinem Kontinuum gehörte.
»Wir sind zurückgekehrt!« jubelte Atlan. »ES hat sich an sein Versprechen gehalten.«
»Ich glaube, daß wir es jetzt riskieren können, einen Funkspruch an die Flotte abzusetzen. Bis man uns abholt, werden wir uns zum Stützpunkt Wasserball begeben und uns erholen.«
»Du bist müde«, stellte Atlan fest. »Wir beide sind müde.«
Bevor sie jedoch Stützpunkt Wasserball erreichten, meldete sich die MARCO POLO über Funk. Das Schiff war ebenfalls zurückgekehrt. Roi Danton, der über Funk mit Rhodan und Atlan in Verbindung trat, berichtete, daß keiner der Männer aus der Parallelwelt den Rückfall des Schiffes mitgemacht hatte. Nach der Rückkehr des Schiffes hatten sie sich nicht mehr an Bord befunden.
»Damit habe ich gerechnet«, sagte Rhodan. »Die alten Grenzen existieren wieder. Es gibt keine Verbindung mehr zwischen uns und dieser anderen Welt.«
Danton erkundigte sich nach Einzelheiten, aber die Männer auf D-Muner waren nicht sehr gesprächig.
»Ich werde später alles erfahren«, sagte Roi. »Ich habe gerade einen Funkspruch empfangen. Das Marathon-Rennen ist auch bei uns in vollem Gang. Im Augenblick liegt ein halutisches Schiff vorn. Sein Vorsprung ist so groß, daß es kaum noch eingeholt werden kann. Und es gibt noch etwas Interessantes zu berichten. Hier schreiben wir die gleiche Zeit wie in der Parallelwelt. Auch hier schreibt man den einunddreißigsten Oktober.«
Eine halbe Stunde später landete ein Kreuzer der USO auf D-Muner und nahm die beiden erschöpften Männer an Bord.
Die MARCO POLO, die überholt werden mußte, befand sich bereits auf dem Flug zur Erde.
Rhodan und Atlan begaben sich in die medizinische Station des Schiffes, wo sie sich untersuchen ließen. Die beiden Schiffsärzte stellten keine körperlichen Schäden fest.
»Ich begreife nur langsam, daß wir wieder zu Hause sind«, sagte Rhodan, nachdem sie sich in eine Kabine zurückgezogen hatten. Man hatte ihnen ein anspruchsvolles Menü zubereitet. Es stand unangetastet vor ihnen auf dem Tisch. »Die vergangenen Tage sind mir unwirklich vorgekommen. Ich fange bereits an zu glauben, daß alles gar nicht stattgefunden hat.«
Atlan ließ sich am Tisch nieder. »Das ist gut so«, sagte er zu seinem Freund. »Warum willst du dich daran erinnern können?«
Rhodan hob die Augenbrauen. »Sollte ich es vergessen? Ich verstehe auch alles als Mahnung. Ich habe gesehen, daß es auch einen anderen Rhodan gibt, einen bösartigen Diktator. Etwas von ihm ist auch in mir.«
»In jedem von uns«, sagte Atlan, »existieren zwei Persönlichkeiten, eine gute und eine schlechte. Das ist schließlich eine längst bekannte Geschichte.«
Rhodan zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin sicher der einzige Mensch, der seiner anderen Persönlichkeit mit der Waffe in der Hand gegenübergestanden hat!«
Atlan füllte die beiden Gläser.
»Setz dich!« empfahl er seinem Freund. »Es gibt Rotwein zum Essen. Das bringt dich sicher auf andere Gedanken. Außerdem bist du nicht der einzige, der sein zweites Ich bekämpft hat. Jeder von uns tut das immer wieder.«
Rhodan nahm jetzt ebenfalls Platz. Er
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