Silberband 068 - Anti-Universum
sich.
»Dafür kriegen Sie es umsonst«, spottete Kansel. »Oder dachten Sie, ich gäbe Ihnen gleich den ganzen Koordinatensatz?«
Wessel schob den Zettel in die Tasche. »Geben Sie mir zehn Stunden Zeit«, verlangte er. »Ich setze mich heute nacht mit Ihnen in Verbindung.«
Kansel war damit einverstanden. »Für die Geldübergabe wählen wir jedoch einen anderen Treffpunkt«, fügte er hinzu. »Ein Stück ebenes Gelände, wo man weithin Ausblick hat.«
»Das wird sich arrangieren lassen«, meinte Wessel.
Er schickte sich an zu gehen, blieb jedoch noch einmal stehen und musterte Kansel mit verwirrter, ratloser Miene.
»Wenn mir nur einfiele, wo Sie mir schon einmal über den Weg gelaufen sind«, murmelte er.
Kansel machte eine wegwerfende Geste. »Wird schon irgendwo gewesen sein«, meinte er. »Ich komme viel rum!«
Um zweiundzwanzig Uhr war Terengi San soweit. Er besaß Leutnant Wessels Anschlußkode und überdies eine Art Tonband, auf dem er typische Sätze und Redewendungen zu Beginn eines Telekomgespräches zusammengeschnitten hatte. Das Glück war ihm hold gewesen. Bei seinen Versuchen, den terranischen Telekomverkehr abzuhorchen, war er Zeuge eines Gesprächs geworden, das Hauptmann Alus Komo mit einem seiner Vorgesetzten geführt hatte. Es handelte sich um eine längere Unterredung, die der Haluter aufgezeichnet hatte. Von dem Originalband hatte er, mit Komos Stimme, die Redewendungen, die er benutzen wollte, um Leutnant Wessel zu erreichen.
Das Band war zweispurig beschrieben, denn es gab zwei Fälle, mit denen er rechnen mußte. Entweder war Wessel zugegen, dann erteilte er ihm einen Befehl, der den Leutnant dazu veranlassen würde, sich an einen bestimmten Ort außerhalb der Absperrung zu begeben. Oder Wessel war nicht anwesend, in welchem Falle Terengi San wissen wollte, wo er sich befand und wann er zurückerwartet würde. Es gab noch die dritte Möglichkeit, daß Leutnant Wessel zugegen war und sich in Gesellschaft seines Vorgesetzten, Captain Komo, befand. In diesem Falle mußte Terengi San die Verbindung sofort unterbrechen, um zu verhindern, daß man ihn ortete. Darüber zerbrach er sich jedoch nicht den Kopf. Die Wahrscheinlichkeit einer solch ungünstigen Konstellation war äußerst gering.
Er wählte Wessels Rufkode. Der Sender belegte ein 2.500-Hertz-Band im Bereich für bildlosen Sprechverkehr.
Ein Freizeichen ertönte, dann eine weibliche Stimme: »Landungskommando, Gruppe Wessel!«
Terengi San schaltete das Band an.
»Captain Komo«, sagte Komos Stimme. »Ich habe mit Wessel zu sprechen.«
»Tut mir leid, Sir. Der Leutnant ist unterwegs.«
Terengi San schaltete auf Spur zwei. »Wo ist er?«
»Unterwegs in höchstem Auftrag, Sir. Er hat sich um die beiden Raumtramps zu kümmern, die in letzter Zeit die Gegend unsicher machen.«
»Wann erwarten Sie ihn zurück?«
»Das ist unbestimmt, Sir. Auf keinen Fall vor Mitternacht.«
»Ich danke.«
Es knackste. Die Verbindung war unterbrochen. Der Haluter handelte ohne Zögern. Mit dem normalen Telekom, der zu der Ausstattung seiner Suite gehörte, rief er die städtische Information an und bat um den Anschlußkode der MUTTER BEMM. Er wurde ihm genannt. Er wählte ihn. Sekunden später leuchtete der Bildschirm auf, und das Abbild des Rothaarigen erschien. Terengi San unterbrach die Verbindung sofort. Die beiden Tramps befanden sich an Bord des Schiffes. Wenn Wessel den Auftrag hatte, sich um sie zu ›kümmern‹, würde er früher oder später in der Nähe der MUTTER BEMM auftauchen.
Auf andere Weise, als er geplant hatte, war ihm zuteil geworden, wonach er suchte. Er wußte, wo Leutnant Wessel zu finden war. In der heutigen Nacht würde er seine Rache befriedigen!
28.
»Ich komme mir vor wie das Opfer einer Verschwörung«, stieß Rhodan II zornig hervor. »Ringsum geschehen geheimnisvolle Dinge. Zwei meiner Leute werden ermordet. Ein Unbekannter dringt kurz vor Sonnenaufgang in die Sperrzone ein und verschwindet auf mysteriöse Weise. Zwei Tramps verkünden lauthals, sie werden mich beim Sonnen-Marathon besiegen. All das und kein einziger Hinweis auf die Täter und Drahtzieher!«
Er näherte sich rasch der Grenze, jenseits deren er die Beherrschung verlor. Der Arkonide erkannte das und gab sich Mühe, die Katastrophe durch einen optimistischeren Ausdruck zu verhindern.
»Leutnant Wessel wird uns dazu verhelfen, daß wir die Dinge besser durchschauen«, versprach er. »Er ist unterwegs, um sich die beiden Tramps unter den Nagel
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