Silberband 073 - Schach der Finsternis
der Offizier. »Ergebnislos. Hier wird anscheinend nicht mit konventionellen Energieformen gearbeitet, und unsere Meßgeräte sprechen nicht an.«
Inzwischen waren, wie Perry Rhodan erfuhr, mehrere Kleinraumschiffe gestartet, um das Phänomen an Ort und Stelle zu untersuchen. Von ihren Beobachtungen und Messungen versprach man sich einen ersten Einblick in Art und Wirkungsweise des Feldschirms. Man hatte versucht, über die Transmitterstrecken, die Tahun mit mehreren USO-Stationen verbanden, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Es waren Briefkassetten durch die Transmitter geschickt worden, die weiter nichts enthielten als die schriftliche Aufforderung, die Kassette nach ordnungsgemäßem Empfang mit einer entsprechenden Bestätigung sofort wieder zurückzusenden. Aber keiner der Behälter war zurückgekommen. Es stand somit fest, daß auch die Transmitterverbindungen durch das merkwürdige Schirmfeld unterbrochen worden waren.
In dem kleinen Raum, in dem Rhodan, Atlan und Danton die ganze Nacht über konferiert hatten, herrschte drückendes Schweigen, als das Bildsprechgerät ausgeschaltet wurde. Perry Rhodan starrte nachdenklich vor sich hin. Ein paar Minuten verstrichen. Dann fragte Roi Danton: »Worauf hat er es diesmal abgesehen?«
»Ich sehe nur eine Möglichkeit«, antwortete Rhodan, ohne zu zögern. »Durch die Abschirmung verliert Tahun an Wärme. Der Wärmegehalt des Planeten wird allmählich in den leeren Raum abgestrahlt, den das Schirmfeld umschließt. Die Oberfläche des Planeten wird vereisen. Menschen werden sterben. Anti-ES verläßt sich darauf, daß ich angesichts dieser Entwicklung lieber kapitulieren als es auf mich nehmen werde, daß um meinetwillen Tahun vernichtet wird.« Er stand auf. »Ich bin müde«, sagte er und strich sich fahrig über die Stirn. »Bitte weckt mich, sobald die Kleinraumschiffe mit ihren Meßergebnissen zurückgekehrt sind.«
Er bewohnte eine Flucht von Zimmern in demselben Korridor, in dem auch der kleine Konferenzraum lag. Ein Roboter war zu seiner Bedienung abgestellt. Das Maschinenwesen salutierte, als Rhodan durch die Tür trat.
»Keine besonderen Vorfälle während Ihrer Abwesenheit, Sir«, verkündete die erstaunlich gut modulierte Stimme.
»Das denkst du nur«, antwortete Perry Rhodan müde und schritt durch die nächste Tür.
Sie schloß sich hinter ihm. Er sah auf und blieb wie erstarrt stehen. Vor ihm, in einem bequemen Sessel, ruhte ein Mann. Es war lange her, seitdem Perry Rhodan ihn zum letztenmal gesehen hatte; aber er erkannte ihn sofort. Der Roboter draußen hatte ›keine besonderen Vorfälle‹ gemeldet. Es entsprach der Art dieses Mannes, daß er in die streng bewachten Gemächer des Großadministrators eingedrungen war, ohne daß der Bewacher etwas davon gemerkt hatte. In Wirklichkeit war er kein Mann. Es war ein künstliches Geschöpf, ein Roboter wie der, der draußen vor der Tür stand, jedoch von einer Technologie erschaffen, die der irdischen um Jahrhunderttausende voraus war.
»Homunk …!« rief Rhodan.
Der Robot erhob sich aus dem Sessel. »Du erkennst mich«, antwortete er lächelnd. »Ich bin gekommen, um dir beizustehen. Du brauchst Hilfe, sagt der Mächtige von Wanderer.«
Perry Rhodans Überraschung war nachhaltig. Es geschah nicht oft, daß eine unerwartete Entwicklung ihm länger als für Bruchteile von Sekunden die Fassung raubte, aber diesmal war es der Fall.
»Homunk …!« wiederholte er.
»Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe«, sagte der Androide. »Ich kannte dich als einen Mann, den so leicht nichts aus dem Gleichgewicht bringt …«
»Kein Vorwurf, Homunk«, unterbrach ihn Rhodan. »Ich bin ein bißchen mitgenommen, das ist alles.«
Homunk nickte verständnisvoll. »Der Zweite Spieler hat dir zugesetzt«, meinte er.
»Der Zweite Spieler …?«
»Anti-ES. Du hast längst begriffen, daß es sich um ein Spiel handelt, nicht wahr?«
»Um ein grausiges Spiel, ja. Der Ausdruck, den unsere Sprache dafür gebraucht, scheint wenig angemessen. Im Laufe der verschiedenen Phasen des Spiels haben Millionen von Menschen den Tod gefunden.«
Homunk hob warnend den Finger. »Ich weiß, du wirst mich verstehen, wenn ich sage, daß die großen Zusammenhänge des Universums nicht nach menschlichen Maßstäben gemessen werden dürfen, wenigstens nicht nach heutigen menschlichen Maßstäben. Es gibt übergeordnete Überlegungen, die schlüssig beweisen, daß der Preis von Millionen von Menschenleben nicht zu hoch
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