Silberband 074 - Konzil der Sieben
ich nie vorher gesehen hatte. Es war mir auf Anhieb unsympathisch. Der Mann lächelte herablassend.
»Mrs. Bonhero ist nicht zu sprechen«, sagte er.
Ich blickte ihn verblüfft an. »Sie scheinen nicht zu wissen, wer ich bin«, sagte ich, wobei ich ein amüsiertes Lächeln über soviel Dummdreistigkeit nicht unterdrücken konnte. Zu meiner Überraschung nickte er gelassen.
»Doch, das ist mir klar. Sie sind Mr. Pilon Bonhero, der Neffe des verstorbenen Mr. Jaco Bonhero. Die Präsidentin hat dennoch keine Zeit für Sie. Damit müssen Sie sich schon abfinden.« Er schaltete ab.
Ich war einfach sprachlos ob dieser Frechheit. Niemand hatte es je gewagt, mich, den Haupterben des Konzerns, so abblitzen zu lassen. Ich wählte die Verbindung erneut. Jetzt meldete sich dieser Mann sofort. »Ihre Mühe ist vergeblich, Mr. Bonhero. Ich sagte Ihnen schon, daß die Präsidentin keine Zeit für Sie hat. Sie hat mir ausdrücklich die Anweisung gegeben, Sie nicht mit ihr zu verbinden.«
»Melden Sie mich an!« befahl ich. »Ich bin in fünf Minuten dort.«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie die Präsidentin sprechen wollen, dann können Sie das frühestens heute abend beim großen Galadiner tun. Vorher nicht.« Wiederum schaltete er ab.
Ich hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. Augenblicklich war mir klar, daß etwas Entsetzliches passiert sein mußte. Zu meiner Tante Martola Bonhero hatte ich nie ein herzliches Verhältnis gehabt, aber wir hatten uns immer mit dem notwendigen Respekt und einer angebrachten Hochachtung voreinander behandelt. Sie stand Jaco Bonhero in geschäftlicher Hinsicht kaum nach. Immer wieder hatte sie mich durch ihre Führungskunst überrascht, da sie es verstanden hatte, Verantwortung und Aufgabenbereiche so geschickt zu delegieren, daß ein optimales Ergebnis erreicht wurde. Dennoch hatten sich Schwierigkeiten ergeben, die jedoch durch die Aufträge, die ich mitbrachte, als überwunden angesehen werden konnten.
Nicht immer war ich mit der Wahl der Methoden und der Männer einverstanden gewesen, und wir hatten hitzige Diskussionen darüber geführt. Niemals aber hatte sie sich verleugnen lassen und schon gar nicht in einer Situation wie dieser, in der ich ihr Erfolge zu vermelden hatte.
Ich lehnte mich in meinem Andrucksessel zurück und blickte wie betäubt auf die erloschenen Bildschirme. Was konnte nur geschehen sein? War ihr Verhalten in irgendeiner Weise mit den Ereignissen der letzten Tage in Verbindung zu bringen? Eine schreckliche Ahnung stieg in mir auf. Ich wußte nicht aus eigener Anschauung, was auf der Erde passiert war, sondern hatte alles nur aus den Nachrichtensendungen erfahren, die von den großen Stationen Terras in die Galaxis ausgestrahlt worden waren.
Aus bisher unbekannten Teilen des Universums, wo das sogenannte Konzil der Sieben Galaxien bestand, war der ›Verkünder der Hetosonen‹ erschienen. Er hatte mitgeteilt, daß das ›Konzil der Sieben‹ Perry Rhodan für würdig befunden hätte, ›Erster Hetran der Milchstraße‹ zu werden.
Ich hatte die Nachrichten mit zwiespältigen Gefühlen verfolgt. Auf der einen Seite hatte es mich mit Stolz erfüllt, daß ein Terraner als Regierungsoberhaupt über die noch nicht vereinigten Völker unserer Galaxis herrschen sollte, auf der anderen Seite hatte mich Furcht beschlichen. Wie umfassend mußte die Macht des ›Konzils der Sieben‹ sein, wenn es in dieser Weise auftreten konnte. Zugleich hatte ich mich gefragt, was den Verkünder der Hetosonen veranlaßt haben konnte, in dieser schulterklopfenden Manier vor Rhodan hinzutreten und ihm eine solche kaum vorstellbare Machtfülle anzubieten. Niemand verschenkt etwas, hatte ich mir gesagt. Aus diesem Grunde hatte ich es mit dem größten Unbehagen beobachtet, daß Rhodan den SVE-Raumer des Laren betreten und mit ihm nach der Galaxis NGC 3190 gestartet war.
Ich konnte mir auch jetzt noch nicht vorstellen, daß dieses Konzil selbstlos handelte. Es mußte ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen. Aber sicherlich war es müßig, mir Gedanken darüber zu machen. Ich vertraute dem Großadministrator. Ein Mann wie er wußte, was er tat. Er verlor nicht so leicht die Kontrolle über sich selbst.
Ich erhob mich und schwebte im abwärts gepolten Antigravschacht in den untersten Hangar der Jacht hinunter. Ich legte meine Geschäftsunterlagen in ein Sicherheitsfach des Gleiters und verließ das Schiff. Um die frische, würzige Luft der Erde einatmen zu können,
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