Silberband 075 - Die Laren
sein Büro gelangte. Es gab überhaupt nur eine Erklärung …
Elektrisiert sprang er auf. Das erste Wort, das der Fernschreiber gedruckt hatte, bestätigte seine Vermutung. Es lautete TSECEXQ, die übliche Kurzbezeichnung für ›Streng geheim, nur für Mitglieder der Regierung (Exekutive) bestimmt‹. In begreiflicher Erregung überflog Perry Rhodan den restlichen Text, den das Gerät ausgedruckt hatte:
»Die Henne Kalinka hat ein heißes Ei gelegt. Es gehört ins Nest.«
Kalinka war bei der Verwendung mnemonischer Kodes Atlans Spitzname. ›Hat ein heißes Ei gelegt‹ konnte nichts anderes bedeuten, als daß irgend etwas überaus Wichtiges vorgefallen war. ›Es gehört ins Nest‹ dagegen war wiederum deutlich. Als ›Nest‹ galt in diesem Kode ein nur per Transmitter zu erreichendes Versteck im Inneren des Naturdenkmals Ayers Rock in Australien. Es handelte sich um eine geräumige Höhlung, die völlig im Innern des Riesenfelsens eingeschlossen war und keinen Ausgang hatte. Sie war vor Hunderten von Jahren von einem Spezialisten der SolAb entdeckt worden, dem in dieser Gegend ein seit langem gejagter Verbrecher durch die Lappen gegangen war. Er hatte daraufhin Ayers Rock mit hochenergetischem Ultraschall durchleuchten lassen und dabei die Höhle gefunden – aber nicht sein Opfer. Seitdem der ›Fall Harmonie‹ in Kraft getreten war, hatte das ›Nest‹ als Unterschlupf, den die Laren wohl nie entdecken würden, wieder Bedeutung gewonnen. Es war mit Hilfe der Teleporter verfügbar gemacht worden. Es gab jetzt Transmitterwege, die von verschiedenen Punkten des Imperiums dorthin führten, zum Beispiel von Imperium-Alpha und von der Para-Burg unter dem Boden des Pazifischen Ozeans. Dabei handelte es sich, soweit sie sich an Orten befanden, zu denen die Laren Zutritt hatten, um Transmitter, deren Transportstrecke normalerweise in eine gänzlich andere Richtung wies, die jedoch mit einem einzigen Knopfdruck in Sekundenschnelle umgepolt werden konnten.
Atlans merkwürdige Botschaft enthielt keinerlei Frist. Perry Rhodan schloß daraus, daß Eile geboten war. Er verließ seinen Arbeitsraum und fuhr mit dem Pneumolift hinab zur Transmitterebene. Das fiel nicht auf. Er hatte des öfteren dort unten zu tun.
An diesem Tag hielt er sich nur wenige Minuten lang in der riesigen Halle auf, in der die Transmitterstrecke von Olymp endete. Man begrüßte ihn und nahm seine Anwesenheit zur Kenntnis. Niemand wunderte sich, als er die Halle schon nach kurzer Zeit wieder verließ. Der Großadministrator war ein vielbeschäftigter Mann. Perry Rhodan trat auf eines der Rollbänder, die den Personenverkehr in der unterirdischen Anlage besorgten, und wandte sich abgelegeneren Abschnitten der Transmitterebene zu. Der Verkehr wurde dünner, hörte schließlich ganz auf. Er hatte die Gegend erreicht, in der die kleineren Transmitter stationiert waren, die nur gelegentlich gebraucht wurden.
Wenige Kilometer vor dem Ende der Strecke verließ er das Band und wandte sich in einen zwar hell erleuchteten, jedoch leeren Seitengang. Nach wenigen hundert Metern blieb er vor einer stählernen Tür stehen. Sie öffnete sich erst, nachdem er die rechte Handfläche auf das Metall gelegt hatte. Der kleine Raum hinter der Tür enthielt nur die Steuergeräte des Transmitters und das charakteristische Torbogenfeld, ein schimmerndes Gebilde aus reiner Energie. Durch den Torbogen hindurch konnte Perry Rhodan die gegenüberliegende Wand des Raumes sehen, und doch würde er, wenn er unter dem Bogen hindurchtrat, niemals zu dieser Wand gelangen.
An der Schaltkonsole betätigte er die Taste, die den Transmitter für genau neunzig Sekunden auf ein neues Ziel einpolte: das Nest. Rasch entschlossen trat er durch den Torbogen. Das Gefühl der Entmaterialisierung kam ihm kaum zum Bewußtsein. Es war, als trete er durch den Bogen hindurch unmittelbar in eine von warmem gelbem Licht erfüllte Höhle, an deren aus natürlichem Fels gebildeten Wänden man nichts verändert hatte. Der Boden war geglättet worden. Die Höhle bildete ein etwa zwanzig Meter langes, nicht mehr als acht Meter breites Oval. Der Transmitter war an einem Ende des Ovals untergebracht.
Als er aus dem Transmitter trat, erblickte Perry Rhodan in einem der Sessel die Gestalt des Arkoniden. Er schien es sich bequem gemacht zu haben; aber in seinen Augen war ein Ausdruck, der Rhodan verriet, wie wenig bequem er sich in Wirklichkeit fühlte. Er trat auf ihn zu und bemerkte: »Das muß ein
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