Silberband 076 - Raumschiff Erde
des großen Hyperkoms und schaltete das Gerät auf Senden. Der Abstrahlkegel war so bemessen, daß die Botschaft auf allen Planeten und Monden des Solsystems empfangen werden konnte. Sie wurde außerdem ununterbrochen wiederholt, so daß Leticron sicher war, daß auch die Person, für die sie bestimmt war, sie abhörte.
Danach widmete er seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem bevorstehenden Kampf. Die Ortungsgeräte seines Schiffes hatten unterdessen rund fünfzehntausend Großkampfschiffe der Solarier erfaßt, die so im Solsystem verteilt waren, daß sie innerhalb kürzester Zeit an den Schwerpunkten eines eventuellen Kampfes konzentriert werden konnten. Vor allem aber der Planet Merkur war wirksam abgeschirmt.
Leticron setzte sich über eine Sammelschaltung mit allen Kommandanten seiner eigenen Schiffe und der SVE-Raumer in Verbindung und sagte: »Der Feind wird sicher taktische Feinheiten unsererseits erwarten. Ich schlage vor, wir überraschen ihn mit einer plumpen Taktik, die er nicht voraussehen kann, da sie normalerweise dumm wäre. Wir programmieren einen Linearflug, der uns in den Raum zwischen Sonne und Merkur bringen wird. Dann greifen wir Merkur an und zerstören ihn.«
Sein Vorschlag wurde auch von den Kommandanten der larischen Schiffe akzeptiert, und wenige Minuten später war die für ein Kurzlinearmanöver günstigste Anlaufgeschwindigkeit erreicht. Die Sterne verschwanden, als der Verband in die Librationszone zwischen Normal- und Hyperraum eintauchte.
Leticron schaltete den Hyperkom ab, denn innerhalb des Linearraums war das Gerät wirkungslos. Während die Schiffe mit Maximalwerten beschleunigten, befahl er höchste Kampfbereitschaft für die Besatzung seines Schiffes. Gleichzeitig ordnete er an, daß das Flaggschiff sich etwas zurückhalten sollte.
Nur kurze Zeit später stürzte der Flottenverband in den Normalraum zurück. Alle Sterne wurden wieder sichtbar, mit einer Ausnahme: Der Stern namens Sol war verschwunden – und mit ihm das gesamte System.
Die Überschweren in der Kommandozentrale des Flaggschiffs verbargen ihre Enttäuschung nicht. Nur Leticron lächelte geheimnisvoll. Er war sicher, daß seine Botschaft ihr Ziel erreicht hatte, und in dem Fall würde den Terranern ihre Flucht in die Zukunft nicht viel nützen.
Hotrenor-Taak inspizierte den Saal mit den Hochleistungspositroniken, in dem rund hundert der fähigsten larischen Wissenschaftler arbeiteten.
Die Maschinen, die nur das grundlegende Funktionsprinzip mit den in der Milchstraße bekannten Positroniken gemein hatten, summten leise vor sich hin, Gruppen von unterschiedlich hohen Säulen aus transparentem Material, in denen Ströme irisierender Kristalle unaufhörlich auf- und abstiegen. Hin und wieder blendeten in den Säulen grelle Leuchterscheinungen auf. Dann vibrierten die Kommunikationskristalle, und der Saal füllte sich mit Klängen, die an die Klänge terranischer elektronischer Orgeln erinnerten.
Das waren jedoch nur Nebeneffekte jener primären Vorgänge, mit deren Hilfe ausgesuchte Wissenschaftler systematisch daran arbeiteten, die temporale Position des abermals in Richtung Zukunft verschwundenen Solsystems aufzuspüren.
Im Grunde genommen war alles nur eine Frage exakter Berechnungen. Doch das wurde dem Schwierigkeitsgrad der Suche nicht gerecht. Nur fähige und geschulte Gehirne, für die die Zeitreise mit allen ihren vielen Aspekten ein verständliches Phänomen war, konnten mit den komplizierten Ergebnissen der Rechenvorgänge etwas anfangen. Nur sie konnten daraus Schlüsse ziehen, die eine systematische Weiterführung der Rechenvorgänge ermöglichten.
Dazu kam allerdings die ständige Überprüfung der Zwischenergebnisse in der Praxis, denn nur sie garantierte die Systematik der Suche. Mit Hilfe des variablen Zeittunnels mußte man sich mit sogenannten Zielschüssen an das Ziel herantasten, mußte die Treffer auswerten und aus ihnen schließen, wie weit man noch vom Solsystem entfernt war – temporal – und ob die Suche vom letzten Trefferpunkt aus in Richtung Gegenwart oder in Richtung Zukunft weitergeführt werden mußte.
Hotrenor-Taak unterbrach seine Inspektion nur für kurze Zeit, als der Flottenverband in die Basisblase zurückkehrte und meldete, daß das Solsystem wieder in der Zeit untergetaucht sei.
Von diesem Augenblick an konnte die systematische Suche wieder durch Zielschüsse ergänzt werden. Der Zeittunnel wurde nach den letzten Rechenergebnissen neu in Richtung Zukunft
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