Silberband 076 - Raumschiff Erde
gesiebt. Danach folgte eine statistische Auswertung, die mit einem Zuverlässigkeits-Faktor von 0,998 ergab, daß mehr als 78 Prozent der auf der Erde wohnenden Menschen und etwa 54 Prozent derer, die auf anderen Himmelskörpern des Solsystems lebten, für eine Versetzung der Erde waren.
Perry Rhodan zögerte nicht, die Konsequenzen zu ziehen. Das Kabinett, das derzeit nur noch in Sondersitzungen zu tagen schien, beschloß, die Erde zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Marsch zu setzen. Ein neuer Fluchtkurs wurde berechnet. Die Berechnung legte fest, daß die Verlangsamung der Erde auf ihrer Umlaufbahn mit genau vorgeschriebenen Werten um 21.37 Uhr noch an diesem Tag zu beginnen habe. Während draußen im Raum, hoch über der Saturnbahn, unsere Zerstörer-Geschwader mit den letzten von Myrianads Eindringlingen aufräumten, wurden auf der Erde die Vorbereitungen für den Start in das große Abenteuer getroffen.
Und all das hatte Myrianad, der Zweite Vesyr der Pariczanischen Flotte, zuwege gebracht. Leticrons bisherige Drohungen waren so gut wie nie auf der Erde selbst empfangen worden. Raumschiffsbesatzungen hatten sie den Menschen hinterbracht. Und die Protestler hatten versucht, die Menschen glauben zu machen, solche Drohungen gebe es in Wirklichkeit gar nicht. Die Regierung habe sie erfunden und die Besatzungen der Raumschiffe dazu gezwungen, sie der Menschheit zu hinterbringen. In Wirklichkeit jedoch sei Leticron nicht einmal halb so schlimm, wie ›die Eierköpfe‹ von Terrania City die Menschen glauben machen wollten.
Mit dieser Legende hatte Myrianad ein für allemal aufgeräumt. Seine mit überhoher Sendeleistung ausgestrahlte Ansprache war im ganzen Solsystem empfangen worden. Sozusagen aus erster Hand hatten seine Bewohner erfahren, was ihnen bevorstand, wenn es Leticron gelang, mit seiner gesamten Flotte ins Innere des Antitemporalen Gezeitenfelds einzudringen. Auf diese Weise waren sie brutal zu der Erkenntnis gebracht worden, daß es für die Menschheit keinen anderen Ausweg mehr gab als die Flucht.
Diese Wirkung hatte Myrianad sicher nicht beabsichtigt. Und wenn es der Zufall wollte, daß er meinen Nachstellungen entging und die Flucht der Erde überlebte, dann würde er noch oft genug Gelegenheit haben, sich wegen seines überheblichen dummdreisten Vorgehens einen Narren zu schimpfen.
Nach der Kabinettssitzung hatte ich eine längere Unterredung mit Perry Rhodan. Es war einige Zeit her, seitdem wir das letztemal unter vier Augen miteinander gesprochen hatten. Die gefährlichen Ereignisse der vergangenen Tage hatten Spuren an ihm hinterlassen. Er wirkte ungewöhnlich ernst, fast bitter, und seine Augen hatten einen harten Glanz. Das Lächeln, mit dem er mich begrüßte, wirkte gekünstelt.
»Von jetzt an hängt alles von dir ab, Bully«, begrüßte er mich und spielte damit auf die Verantwortung an, die auf mir ruhte, da ich die Erde auf ihrem Weg zum Duo-Transmitter zu leiten und vor Schaden zu bewahren hatte.
»Und in Kürze wird noch viel mehr von mir abhängen«, antwortete ich ziemlich barsch.
»Wieso das?«
»Weil ich dir ansehe, daß du in spätestens fünf Tagen platt auf der Nase liegen wirst, wenn du so weitermachst wie bisher.«
Diesmal grinste er echt, nicht gekünstelt, und er schüttelte den Kopf. »Du verkennst mich. Ich habe nämlich soeben für lange Zeit meine letzte Kabinettssitzung besucht. Ich gedenke, mich innerhalb der nächsten dreißig Minuten in irgendeine Koje zu hauen und zu schlafen, bis ich von selbst aufwache. Das werden ungefähr fünfzig bis sechzig Stunden sein, nehme ich an.«
»Wenn du das tust«, gestand ich, »bin ich bereit, dir zu bescheinigen, daß du viel intelligenter bist, als ich bisher dachte.«
»Danke«, sagte er spöttisch. »In der Zwischenzeit wirst du mehr als ausreichend Gelegenheit erhalten, die eigene Gesundheit zu ruinieren. Der Transport des Erde-Mond-Systems ist allein schon aufreibend genug, aber dazu kommen noch andere Dinge.«
»Laß mich raten!« war es nun an mir zu spotten. »Du meinst nicht etwa den Ansturm der Solarier, der in wenigen Stunden beginnen wird?«
»Doch, genau den meinte ich. Auf den verschiedenen Monden und Planeten des Sonnensystems leben rund zehn Milliarden Menschen. Mehr als die Hälfte davon hält den Plan, mit der Erde zu flüchten, für gut. In den nächsten dreißig Tagen werden hier also fünf Milliarden Solarier ankommen, die irgendwo untergebracht werden müssen.«
»Die Auffanglager sind
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