Silberband 078 - Suche nach der Erde
liegen blieb. Wehrlos spürte er, wie seine Kräfte mehr und mehr schwanden.
Immer wieder tauchte Atlan hinab in die Nacht tiefer Bewusstlosigkeit, und immer wieder holten die fordernden Impulse seines Extrahirns ihn zurück. Wenn er wach war, hörte er Ermigoa an ihren Fesseln arbeiten. Das spornte jedes Mal alle seine Energiereserven zum Kampf gegen das Gift an. Ohne seinen Zellaktivator, dessen hartes Pulsieren er durch die Brustplatte hindurch bis ins Herz spürte, hätte er es wahrscheinlich doch nicht geschafft. Und auch so wäre es beinahe zu spät gewesen.
Atlan richtete sich nach einer letzten verzweifelten Anstrengung schweißüberströmt auf und taumelte auf das Bett zu, auf dem er Ermigoa vermutete. Als die Schleier vor seinen Augen sich lichteten, erkannte er, dass er sich getäuscht hatte.
Ein Impuls seines Extrahirns warnte ihn, und er warf sich neben das Bett auf den Boden – keinen Augenblick zu spät. Eine grünlich flimmernde Energiebahn stand plötzlich über ihm in der Luft, und dort, wo sie die Wand traf, löste sich das Material auf.
Ein Desintegrator!, raunte sein Extrahirn ihm zu. Sie will dich töten!
Der nächste Schuss traf das Bett und verwandelte einen Teil davon in grünlich flirrende Gasschwaden. Atlan krümmte sich zusammen und stieß das Möbel durch einen kräftigen Tritt mit beiden Füßen in Ermigoas Richtung.
»Ich will nichts von dir!«, rief er und schnellte sich hinterher.
Ermigoa gab einen erstickten Schrei von sich, als das Bett gegen ihre Unterschenkel prallte. Sie kippte nach hinten, und die auflösende Energie des Desintegrators erzeugte ein Loch in der Decke. Der Arkonide rollte sich über das Bett hinweg, reckte den Arm hoch und umklammerte das Gelenk in der Hand, in der Ermigoa ihren Desintegrator hielt.
Mit einem Schmerzensschrei ließ Ermigoa die Waffe fallen. Im nächsten Augenblick traf ihr Fuß mit voller Wucht Atlans Schläfe. Der Arkonide fiel zurück, konnte aber vorher noch den Desintegrator an sich raffen. Während er gegen die starke Benommenheit ankämpfte, die der Fußtritt erzeugt hatte, hörte er, dass Ermigoa davonrannte.
Atlan kam taumelnd hoch und sah die Frau am Ende eines Korridors um die Ecke verschwinden. Mit einem ungeschickten Sprung setzte der Arkonide über das Bett hinweg, fiel hin, erhob sich wieder und eilte hinter Ermigoa her. Als er um die Ecke des Korridors bog, sah er sie in dem Raum mit dem Multiduplikator verschwinden. Er lief hinterher und konnte die Benommenheit abschütteln. Doch seine Hoffnung, Ermigoa einzuholen, erfüllte sich nicht. Sie floh vom Multiduplikatorraum weiter in die riesige Halle hinein, in der Atlan gegen Matrub und Matruc gekämpft hatte.
Die toten Duplos lagen immer noch auf dem Boden. Ermigoa verschwand gerade hinter der sich drehenden Spiegelsäule. Atlan wollte ihr nacheilen, als sein Extrasinn sich wieder meldete und ihm zuraunte: Vorsicht! Sie könnte inzwischen wieder bewaffnet sein!
Atlan hörte auf seine ›innere Stimme‹ und hielt sich zurück. Er sah sich nach einem Gegenstand um, den er in die Halle werfen konnte, und entdeckte schließlich einen großen Behälter aus Metallplastik, in dem wahrscheinlich Duplo-Schablonen aufbewahrt worden waren. Er hob ihn hoch, wog ihn prüfend in der Hand und warf ihn in flachem Bogen in die Halle.
Der Behälter befand sich noch in der Luft, als ein Desintegratorstrahl ihn streifte und einen Teil seiner Materie auflöste. Ein Schrei des Zorns und der Enttäuschung erscholl.
Atlan nutzte Ermigoas Verwirrung, stürmte in die Halle und warf sich hinter ein sehr massiv aussehendes Möbelstück, das ein Zwischending von Tresor und Ahnenschrein zu sein schien. Er zog sich an der oberen Kante hoch. Als er über den Rand spähte, sah er Ermigoas Hand mit dem Desintegrator hinter der Spiegelsäule hervorkommen.
Er zielte auf die Spiegelsäule und schoss. Ein Teil der Spiegel löste sich auf.
»Du Schuft!«, schrie Ermigoa: »Du willst mich töten!«
Der Arkonide lachte. »Du Närrin!«, rief er zurück. »Ich will dich nicht töten, sondern nur verhindern, dass du mich tötest. Ich will dir nicht schaden, Ermigoa!«
»Spar dir deine Mühe!«, schrie Ermigoa zornig. »Einmal hätte ich dir fast geglaubt, aber ich bin kuriert.«
Atlan verwünschte sich dafür, dass er Ermigoa gefesselt hatte, obwohl sie sich doch gerade vorher geliebt hatten. Vielleicht hätte er sie doch von seiner Aufrichtigkeit überzeugen können, wenn er sich ihr bedingungslos
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