Silberband 078 - Suche nach der Erde
ausgeliefert hätte. Doch so etwas lag eben nicht in seiner Natur. Er hatte seit früher Jugend an kämpfen müssen: zuerst um sein nacktes Leben, später gegen den Mörder und Diktator Orbanaschol, dann gegen Maahks und andere Völker – und immer wieder gegen Gruppen von Attentätern, die ihm nach dem Leben trachteten. Ein solches Leben hinterließ seine Spuren.
Als Ermigoa plötzlich ihre Deckung verließ und im Zickzack auf eine riesige Truhe zulief, feuerte der Arkonide auf die Truhe. Sie hatte sich zur Hälfte aufgelöst, bevor die Frau so dicht an Atlans Schussbahn herankam, dass er das Feuer einstellte.
Sie warf sich hinter den Rest der Truhe und schickte einen ungezielten Schuss herüber, der eine Ecke von Atlans Deckung auflöste. »Du entgehst mir nicht!«, rief Ermigoa.
»Ich hätte dich töten können, wenn ich gewollt hätte«, erwiderte der Arkonide. »Warum suchen wir nicht nach einem Kompromiss, anstatt uns zu bekämpfen? Woher stammt übrigens dein Zellaktivator?«
»Mein Vater baute ihn für mich«, antwortete Ermigoa. »Er baute auch alle Zellaktivatoren, durch die die Meister der Insel die relative Unsterblichkeit erlangten.«
Atlan schloss die Augen. Sein Atem ging plötzlich schwer, denn Ermigoas Worte hatten ihn an Mirona Thetin erinnert, die wunderschöne Frau, die Faktor Eins der Meister der Insel gewesen war. Mirona Thetin hatte es fertig gebracht, Atlan über ihre wahre Identität zu täuschen und ihn in eine Falle zu locken, die tödlich für ihn gewesen wäre, wenn Mirona sich nicht plötzlich in den Arkoniden verliebt hätte. Sie war in seinen Armen gestorben, und er hatte um den Bruchteil einer Sekunde zu spät erkannt, dass auch er sie liebte, obwohl sie den Tod von Millionen intelligenter Lebewesen verschuldet hatte.
Und nun stand er hier, auf Peschnath, wieder einer Aktivatorträgerin gegenüber, die ihn vielleicht liebte und die ihn töten wollte – und er begehrte sie ebenfalls. Sollte diese Liebe wieder so enden wie die zwischen ihm und Mirona Thetin?
»Nein!«, rief Atlan.
Er schleuderte seinen Desintegrator fort, sodass die Waffe über den glatten Boden der Halle schlitterte und gegen die Spiegelsäule prallte. Danach trat er hinter seiner Deckung hervor, die Arme von sich gestreckt und die leeren Handflächen nach vorn gedreht. »Ich kämpfe nicht gegen dich, Ermigoa!«, sagte er mit fester Stimme. »Ich habe Angst, dich zu verletzen oder zu töten.«
Ermigoa kam ebenfalls hinter ihrer Deckung hervor. Der Desintegrator in ihrer Hand war auf Atlan gerichtet. »Ich könnte dich jetzt töten, Atlan!«, sagte sie.
Atlan blieb stehen. »Wenn du einen Mann umbringen willst, der dir waffenlos gegenübertritt, dann tu dir keinen Zwang an«, erwiderte er ruhig.
Ermigoas Hand mit der Waffe zitterte, dann senkte sich der Lauf mit der Abstrahlmündung. »Also schön, Atlan. Schließen wir einen Waffenstillstand.« Ihre Hand mit der Waffe ruckte wieder nach oben. »Aber diesmal werde ich wachsamer sein.«
Atlan atmete auf. »Einverstanden, Ermigoa«, sagte er leise. »Sprechen wir über unsere Interessen, damit wir zu einem Kompromiss kommen.«
»Warum bist du mit deinem Schiff auf Peschnath gelandet, Atlan?«, fragte Ermigoa.
»Das ist eine lange und bittere Geschichte«, antwortete er. »Ich will versuchen, mich auf das Wesentliche zu beschränken, sonst rede ich eine ganze Woche lang und bin noch nicht fertig.«
»Fang endlich an!«, sagte Ermigoa.
Atlan berichtete ihr in knappen Worten vom Auftauchen der Laren, von der Flucht der Erde durch einen Duotransmitter und davon, dass die Erde nach der Entstofflichung nur noch einmal in halbmateriellem Zustand gesehen worden und von da an spurlos verschwunden sei.
»Wir halten es für denkbar«, führte er aus, »dass die Erde bei ihrem Transmittersprung eine Reaktion des Gercksvira-Fünfecks auslöste und in den Sog seiner Kraftfelder geriet. In dem Fall ist sie möglicherweise dort rematerialisiert, wohin vor langer Zeit rund 22.000 lemurische Raumschiffe verschlagen wurden. Wir wollen deshalb diesen Vorgang mit einem Raumschiffswrack wiederholen und versuchen, mit unseren Strukturtastern die Position der Wiederverstofflichung zu bestimmen. Nur deshalb sind wir nach Peschnath gekommen. Sobald wir unser Experiment durchgeführt und ausgewertet haben, verschwinden wir wieder.«
Ermigoa sah ihn lange nachdenklich an, dann meinte sie: »Deine Geschichte klingt glaubhaft. Aber ich traue dir nicht, Atlan. Ich gebe dir und
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