Silberband 078 - Suche nach der Erde
freudig gestrahlt hatte, wurde plötzlich ernst. Er sah einen Augenblick zu Boden, dann jedoch hob er den Kopf und blickte den Arkoniden mit einem tapferen Lächeln an. »Ach, so wichtig ist es auch gar nicht, Sir«, erklärte er mit fester Stimme. »Schließlich wissen wir, wie es in der Milchstraße aussieht, und wir verstehen, dass es mit der Ablösung nicht mehr so reibungslos klappt wie früher.«
Atlan musterte ihn lange und nachdenklich. »Sanzib, Sie verdienen einen Orden«, sagte er schließlich. »Und beizeiten wird man ihn Ihnen verleihen. Aber zuvor sagen Sie mir eines: Ist hier an Bord von Midway-Station alles normal? Sind die Laren hier aufgetaucht?«
Godafroy Sanzib wirkte überrascht. »Hier?«, rief er aus. »So weit von der Milchstraße entfernt? Nein, Sir, gewiss nicht! Hier geht alles seinen normalen Gang. Wenn wir nicht per Hyperfunkrelaiskette mit der Milchstraße verbunden wären, wüssten wir gar nicht, dass es die Laren und das Hetos der Sieben überhaupt gibt.«
»Auch Ihr Verhältnis zu den Maahks hat sich in letzter Zeit nicht verändert?«, forschte der Arkonide weiter.
»Nicht im Geringsten, Sir!«, beteuerte Sanzib. »Sie sind freundlich und zuvorkommend wie bisher.«
Die Unterhaltung wurde abrupt unterbrochen. Durch denselben Transmitter, durch den Atlan und seine Begleiter gekommen waren, traten zwei Maahks, riesige Gestalten in mattgrauen Raumanzügen, die sie tragen mussten, weil die sauerstoffhaltige Atmosphäre, die sie für ihre Gäste geschaffen hatten, für sie giftig war. Die beiden Andromedaner waren weit über zwei Meter groß. Die mächtigen Arme hingen ihnen lang, bis zu den Knien, zu beiden Seiten des Körpers herab. Der flexible Helm ihrer Montur umschloss den Grat des mondförmigen Schädelwulstes wie eine zweite Haut. Aus vier großen Augen musterte jeder Maahk die Besucher von der Erde.
»Wir begrüßen Sie, Lordadmiral Atlan«, drang es aus dem Kommunikator des größeren der beiden. »Ich bin Grek-1. Im Namen der Besatzung von Midway-Station danke ich für Ihren Besuch.«
Grek-1 sprach Interkosmo. Atlan erwiderte die Freundlichkeit, indem er sich des Kraahmak, der Sprache der Maahks, bediente. »Es ist ein trauriger Anlass, der uns hierher führt, Grek-1. Wir werden nur kurze Zeit Ihre Gäste sein können. Aber wir bedanken uns für die Herzlichkeit, mit der Sie uns empfangen.«
Das Wort ›Herzlichkeit‹ war eine reine Floskel. Die Maahks waren reine Verstandeswesen. Ihr Gefühlsleben, hatte ein bedeutender Kosmobiologe einmal gesagt, war so hoch entwickelt wie das Sehvermögen eines Grottenolms.
»Man hat ein Mahl für Sie gerichtet«, antwortete Grek-1. »Wir bitten um die Erlaubnis, mit Ihnen daran teilnehmen zu dürfen.«
Das war Protokoll. Der Maahk setzt seinem Gast ein Mahl vor und bezeigt seine Hochachtung, indem er nur auf explizite Einladung des Gastes selbst an diesem Mahl teilnimmt.
»Es würde uns ohne Ihre Gegenwart nicht schmecken«, sagte Atlan, wie es das Zeremoniell verlangte. »Bitte setzen Sie sich mit uns zu Tisch!«
»Dann können wir sprechen«, sagte der Maahk.
»Dann können wir sprechen!«, stimmte der Arkonide zu.
Es war eine seltsame Mahlzeit. Der Raum war durch eine transparente Wand in zwei Hälften geteilt. An die Wand waren zwei Tischhälften geschoben, sodass sie einen Tisch zu bilden schienen. Die eine Raumhälfte war mit einer Wasserstoffatmosphäre unter hohem Druck gefüllt und besaß eine Schwerkraft von annähernd drei Gravos. Die andere Hälfte enthielt ein sauerstoffreiches Gasgemisch unter normalem Druck und Gravitation, wie sie an der Oberfläche der Erde herrschte.
Die Maahks waren mit insgesamt acht Mann erschienen. Zu Atlans Gruppe hatten sich Godafroy Sanzib und zwei seiner engsten Mitarbeiter gesellt. Speisen und Getränke wurden von der Servierautomatik der beiden Tischhälften kredenzt – terranische Küche auf der einen, Nahrungs- und Genussmittel der Wasserstoffwelten auf der anderen Seite. Für die Möglichkeit, sich miteinander zu unterhalten, war gesorgt: Ein ausgeklügeltes Interkomsystem übertrug die Stimmen der Sprechenden, als gäbe es keine Trennwand.
Atlan wurde flankiert von Oberst Pernkör, dem Kommandanten der IMPERATOR VII, auf der einen und Godafroy Sanzib auf der anderen Seite. Linus Macey hatte sich abseits gesetzt, fast ans Tischende zur Rechten des Arkoniden. Während er aß, beobachtete er Godafroy Sanzib und sah, wie das Männchen von Sekunde zu Sekunde mehr auflebte,
Weitere Kostenlose Bücher