Silberband 078 - Suche nach der Erde
Atlan.
»Paramentale Emission«, sagte Macey. »Immerhin hat er sich zweimal gerührt, und daraus lassen sich einige Schlüsse ziehen.«
»Sprechen Sie!«, forderte der Arkonide ihn auf.
»Wir wissen, dass die Psychophysik eines der Wissensgebiete ist, auf denen der larische Vorsprung gegenüber unserem Wissensstand am geringsten ist. Natürlich verstehen sie es, Mentalschirme zu bauen, aber die Schirme sind nicht perfekt. Im vorliegenden Fall scheint es so zu sein, dass die Mentalschirme paramentale Emissionen bis zu einer gewissen Intensität absorbieren. Wächst die Intensität jedoch über diesen Schwellenwert hinaus, dann brechen die Schirme kurzfristig zusammen. Ein solcher Zusammenbruch ereignet sich gewöhnlich dann, wenn der Träger des Schirms überdurchschnittlich erregt ist – als die IMPERATOR VII zum ersten Mal geortet wurde und kurz vor dem Attentat.« Er schwieg.
Atlan musterte ihn mit forschendem Blick. »Da ist noch etwas, nicht wahr?«, fragte er nach einer Weile.
»Ja, sicher«, antwortete Linus Macey und wirkte in diesem Augenblick noch mehr als sonst wie ein trotziges Kind. »Ich bitte um die Erlaubnis, mit ein oder zwei Mann in die Station einzudringen und das Versteck der Laren ausfindig machen zu dürfen!«
Er hatte ein glattes Nein erwartet und war ziemlich erstaunt, als der Arkonide sich erkundigte: »Welche Absicht verfolgen Sie dabei?«
»Erkundung, Sir.«
»Ausschließlich?«
Linus Macey zögerte. Man konnte an seiner Miene sehen, wie es in ihm arbeitete. Schließlich rang er sich zu einem Entschluss durch. »Nicht ausschließlich, Sir«, gab er zu. »Es stört mich, dass die Attentäter völlig ungestraft davonkommen sollen.«
Atlan brauchte nur ein paar Sekunden, um seine Entscheidung zu fällen. »Die IMPERATOR VII wurde bei der Landung völlig stillgelegt«, sagte er. »Ich kann es den Maahks gegenüber plausibel machen, dass wir fünf Stunden brauchen, um das Schiff flottzumachen. In einer Stunde erwarte ich Sie hier! Sie legen mir Ihren Aktionsplan vor, und ich werde entscheiden, ob das Risiko eingegangen werden kann oder nicht. Im Fall einer positiven Entscheidung haben Sie vier Stunden Zeit, um Ihr Vorhaben abzuwickeln.«
Nachdem Atlan und sein Gefolge an Bord ihres Raumschiffs zurückgekehrt waren, hatten die Maahks die Feldbrücke, die die IMPERATOR VII mit der Station verband, abgebaut. Dadurch gestaltete sich Linus Maceys Vorhaben schwieriger, aber es wurde nicht etwa unmöglich.
Atlan hatte Maceys Plan trotz einiger Bedenken schließlich doch zugestimmt. Macey hatte den Arkoniden im Verdacht, seine Zustimmung rühre aus der Überlegung her, dass die Absicht ohnehin unausführbar sei und sich Macey daher in keine ernsthafte Gefahr begab. Macey erhielt die Erlaubnis, sich einen Begleiter mitzunehmen. Er verfiel auf Elleri Nooham, einen jungen, schlaksigen Positroniker, der stets so wirkte, als gehe ihn nichts etwas an, von dessen Gewissenhaftigkeit sich Macey im Laufe ihrer Zusammenarbeit jedoch mehrmals hatte überzeugen können. Des Weiteren beauftragte er einen seiner Tasterspezialisten, Hauptmann Briant, den zweiten PE-Sensor, der soeben in aller Hast fertig gestellt worden war, keine Sekunde lang aus den Augen zu lassen, und ihm die Ortungsergebnisse, die er lieferte, mitzuteilen.
In flugfähige Raumanzüge gekleidet, verließen Macey und Nooham um 13 Uhr Schiffszeit die IMPERATOR VII. Auf der dem Zentrum der Station abgewandten Seite des Rumpfes glitten sie über den Rand des Landefelds und danach an der Seitenwand des Kleeblattsegments entlang, bis sie in die Nähe einer jener riesigen, trichterförmigen Öffnungen gelangten, mit denen die Station die unendlich dünne, hauptsächlich aus Wasserstoff bestehende intergalaktische Materie aufnahm, um damit einen Teil ihres Brennstoffbedarfs zu decken. Im Innern der Station würde ihr Eindringen unbemerkt bleiben, da die Fangtrichter nicht überwacht wurden. Auf dem Grund eines jeden Trichters gab es mit Hochspannung geladene Gitter, die die Aufgabe hatten, den meist in ionisierter Form anfallenden Wasserstoff zu beschleunigen und zu komprimieren. Eine Berührung mit diesen Gittern musste für jeden Eindringling, auch wenn er über einen noch so wirksamen Schutzschirm verfügte, katastrophale Folgen haben. Allein aus diesem Grund wähnten sich die Maahks völlig sicher.
Macey war sich über diese Schwierigkeit völlig im Klaren und hatte Nooham darauf hingewiesen. In seiner charakteristischen, unbekümmerten
Weitere Kostenlose Bücher