Silberband 078 - Suche nach der Erde
überrascht worden waren und den Weg ins Freie nicht mehr hatten finden können. Und er dachte an die Maahks, die in mehreren Räumen des Erdgeschosses gefangen gehalten worden waren. Wenn nicht ein Wunder geschehen war, waren sie ebenfalls dem Wüten ihres Artgenossen zum Opfer gefallen.
Es war plötzlich still geworden. Das Strahlfeuer hatte aufgehört. Da erhob sich weit im Süden ein grollendes Geräusch. Die Erde bebte, und das Grollen wuchs zu dröhnendem Donner. Bulmer Agbosht sah weit jenseits der Stadt eine weiß leuchtende Dampfsäule in die Höhe steigen. Von neuem fuhr ein Taifun über die schwer geprüfte Ansiedlung. Heulend und fauchend, heiß wie die Hölle, griff er nach den Bäumen des Waldes, riss sie aus und führte sie mit sich. Agbosht und sein Gefolge hatten sich zu Boden geworfen und klammerten sich an niederes Gestrüpp, um der Kraft des Sturms zu trotzen.
Bulmer Agbosht wusste später nicht mehr, wie lange er so dagelegen hatte. Es erschien ihm wie ein Wunder, als der Orkan plötzlich aufhörte. Er blickte um sich und sah den Wald gelichtet. Wankend kam er auf die Beine. Aus einem wirr aufgeschütteten Haufen von Gebüsch, das sich hier an einem Hindernis gefangen hatte, streckte sich ihm eine dürre Hand entgegen. Er ergriff sie und zog. Das Buschwerk teilte sich, und Jellifer Humdran kam zum Vorschein. Er richtete sich vorsichtig zu seiner ganzen Länge auf, spuckte Sand und Staub von sich und knurrte: »Möchte wissen, was das nun schon wieder war!«
»Das«, antwortete Bulmer Agbosht mit krächzender Stimme, »ist einfach zu sagen. Die Maahks haben bekommen, was sie verdient haben!«
In dem Augenblick, in dem Grek-2 das Feuer auf den Palast des Botschafters eröffnet hatte, war auch die Bordartillerie der terranischen Schiffe in Tätigkeit getreten. Es erwies sich bei dieser Gelegenheit, dass der maahksche Feuerüberfall von langer Hand geplant war. Nicht nur war das schwerste Strahlgeschütz der Maahks schon seit geraumer Zeit auf das Botschafterpalais gerichtet gewesen, auch die Schirmaggregate waren schon vor einer halben Stunde angelaufen. In dem Augenblick, in dem der Maahk das Feuer eröffnete, umgab das riesige Walzenschiff eine nahezu undurchdringliche Barriere aus Energie.
Die Terraner ließen sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. Ihr Feuer konzentrierte sich auf eine bestimmte Stelle des maahkschen Schirmfelds. Nach einigen Minuten hochenergetischen Leistungsfeuers gelang es, den Schirm an dieser Stelle zum Zusammenbruch zu bringen. Damit war das Schicksal des Maahk-Raumers entschieden. Es kam zu einer nuklearen Explosion. Der Walzenraumer verging in einer Gluthölle.
In der Zwischenzeit allerdings hatten die Maahks der terranischen Siedlung bedeutenden Schaden zugefügt. Der Energiestrahl, der den Palast des Botschafters vernichtet hatte, war zunächst quer durch die Stadt gefahren und hatte niedergebrannt, was auch immer sich ihm in den Weg stellte: Bäume, Häuser, Menschen. Wie eine schwarze Furche des Todes zog es sich mitten durch New Dillingen, eine immer noch qualmende Bahn der Vernichtung, knapp fünfzig Meter breit.
Die Nebenwirkung der Explosion hatte das Ihrige getan, um das Werk der Zerstörung abzurunden. Die glutheiße Schockwelle hatte besonders den südlichen Rand der Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Bulmer Agbosht unternahm, nachdem er sich von einem Arzt notdürftig hatte zusammenflicken lassen, eine Rundfahrt durch die von der Katastrophe betroffenen Gebiete. Überall sah er verbissene, ratlose Gesichter. Er sprach mit den Leuten. Er setzte ihnen auseinander, dass auch er nicht wisse, wie sich die plötzliche Feindseligkeit der Maahks erklären lasse. Und er machte keinen Hehl aus seiner Ansicht, dass die Gefahr noch längst nicht überwunden sei, dass im Gegenteil die wahren Schwierigkeiten erst beginnen würden, wenn die Regierung des Maahk-Reichs von dem jüngsten Zwischenfall auf Chemtenz erfuhr. Die Leute kannten Bulmer Agbosht als einen Mann, der wusste, was er sagte. Er trug ihnen auf, sich auf die Evakuierung vorzubereiten, und das war genau, was sie taten.
Agbosht richtete sein provisorisches Hauptquartier in einem pneumatischen Zelt unweit der rauchenden Trümmer seines Palasts ein. Als er von seiner Rundfahrt dorthin zurückkehrte, gewahrte er unmittelbar neben dem Zelt die Gestalten von fünf Maahks, bewacht von zwei terranischen Kampfrobotern. Er ließ den Gleiter anhalten und stieg aus. Er erkannte Grek-1 und seine vier
Weitere Kostenlose Bücher