Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
zu Selbstmordversuchen ausweiten.
Betty Toufry schaltete sich ein. Natürlich sind Sie beide keine Menschen, dachte sie. Wir empfinden Sie als menschenähnliche Wesen, die mit uns völlig gleichberechtigt sind. Es wird für die Multi-Cyborgs lebensnotwendig sein, sich eines Tages von dem Trauma zu lösen, so sein zu wollen wie die Menschen.
Kakuta erschien es absurd, in der gegenwärtigen Situation solche Diskussionen zu führen. Die beiden Trägerkörper waren im Hauptlabor des Ersten Hetrans an eine Wand gefesselt. Die Bewusstseine hätten sich überlegen müssen, wie sie Leticron in Zukunft begegnen wollten, stattdessen beschäftigten sie sich mit den Problemen der Mucys. Die Sensibilität der Cyborgs belastete das Verhältnis zwischen Bewusstseinsinhalten und Wirtskörpern seit dem Aufbruch von Gäa, und mit dem Tode Grammlonds waren alle scheinbar vernarbten Wunden wieder aufgebrochen. Dabei war es für Tigentor und Barratill unbedeutend, dass der Mörder ihres Artgenossen zugleich ein Gegner der Menschheit war.
Kakuta glaubte, dass der Einsatz der Mucys zu früh erfolgt war, doch es erschien ihm sinnlos, über Fehler der Verantwortlichen nachzudenken. Atlan und Tifflor hatten in den vergangenen Jahrzehnten das Multi-Cyborg-Programm wie kein anderes gefördert, weil sie sich von seiner Verwirklichung eine entscheidende Wende für das NEI versprachen.
Die Mucys sollten vor allem auf Planeten eingesetzt werden, die für eine spätere Kolonisierung durch die Neue Menschheit in Frage kamen. In erster Linie würden sie Wegbereiter der Menschen sein, denn diese waren noch nicht stark genug, um unter den wachsamen Augen des Konzils mit der Rückeroberung der Milchstraße zu beginnen.
Er empfing einen warnenden Impuls von Betty Toufry. Tigentor und Barratill rechnen damit, dass sie das gleiche Schicksal erleiden werden wie Grammlond, dachte die Telepathin.
»Ich möchte wissen, was er überhaupt vorhat«, sagte der Teleporter. »Seine Bemerkungen lassen mich vermuten, dass er das PEW-Metall benutzen will, seine Existenz in ähnlicher Form aufzubauen, wie er das von uns weiß.«
»Ob man ihn davon abbringen kann?«, schaltete sich Sengu ein.
»Ich glaube nicht«, gab Kakuta zurück. »Er spricht nicht mit uns darüber.«
»Wir müssten einen Fluchtversuch wagen«, sagte Betty entschlossen.
Kakuta lehnte ab. Er wusste, dass rund um das Labor ein Energieschirm aufgebaut war, der jede Teleportation verhinderte. Hinzu kamen die Energiesperren, mit denen die Roboter sie an die Wand gefesselt hatten. Unter diesen Umständen war an eine Teleportation überhaupt nicht zu denken.
»Wenn er für sein Experiment nicht genügend PEW-Metall gewonnen hat, wird er einen weiteren Cyborg töten«, prophezeite Sengu düster. »Nötigenfalls bringt er Tigentor und Barratill um, dann wird die Lage auch für uns aussichtslos.«
Ihr Vorstoß nach Titan hatte sich als zu großes Risiko erwiesen. Sie hätten diesen Einsatz gründlicher vorbereiten müssen.
»Wir müssen mit Leticron verhandeln«, drängte Barratill. »Wenn wir uns von der Menschheit lossagen und ihm Unterstützung versprechen, verschont er uns vielleicht.«
»Auf solche Tricks wird er nicht reagieren«, widersprach Tigentor. »Er kann sich denken, dass wir ihm den Mord an Grammlond nicht verzeihen.«
Auch die Bewusstseinsinhalte der drei Altmutanten sahen keine Möglichkeit, den Ersten Hetran zu einer Änderung seiner Verhaltensweise zu bewegen. Die Lage war hoffnungslos.
»Vielleicht kann Tekener etwas unternehmen«, sagte Barratill.
»Er sitzt genauso fest wie wir«, entgegnete Tigentor.
Kakuta blickte durch die Augen seines Trägerkörpers zum Laboreingang. Früher oder später würde Leticron dort wieder auftauchen, um zu vollenden, was er begonnen hatte.
Die Roboter hatten ihre Apparaturen rund um die mittlere Säule aufgestellt und begannen damit, den kleinen Brocken aus PEW-Metall in den Sockel einzufügen. Leticron verfolgte das Geschehen aus unmittelbarer Nähe. Seine parapsychischen Sinne konnten das PEW-Metall spüren wie ein lebendiges Wesen; er fühlte die Lockung, die davon ausging.
Aber es war noch zu früh. Hierher wollte er sich nur dann zurückziehen, wenn seine Rolle als Erster Hetran ausgespielt war. Außerdem war der Kampf gegen Maylpancer vorrangig. Leticron wirkte verbissen, sobald er an den jungen Überschweren dachte. Für Maylpancer würde das Duell mit einer bösen Überraschung enden, ebenso für die Laren.
Wenn Leticron die
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