Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
künftig in der Galaxis darstellen soll.«
»Ich verstehe«, sagte Maylpancer.
»Es wird ein gerechter Kampf sein«, versprach Hotrenor-Taak.
»Carsythe denkt, dass ich keine Chance habe.«
Hotrenor-Taak wandte sich zum Gehen. »Leticron hat auch seine Schwierigkeiten, vergessen Sie das nicht.«
Als der Lare den Raum verlassen hatte, fand der Obskoner dennoch keine Ruhe. Die Zeit bis zum entscheidenden Duell schien viel zu schnell zu verstreichen.
Ronald Tekener blieb stehen und rang nach Atem. Die entscheidende Frage für ihn war, ob es innerhalb dieser Sektion Beobachtungskameras gab. Wenn das der Fall war, konnte er die Flucht ebenso gut sofort aufgeben und sich seinen Gegnern stellen.
Er war sicher, dass die Stahlfestung Titan mit einem Netz von Ortungs- und Beobachtungsgeräten durchzogen war. Nur wusste er nicht, wo sie installiert waren, und konnte sich lediglich auf seinen Instinkt verlassen.
Er lehnte mit dem Rücken an einer Wand und blickte in die Halle hinein, die er soeben betreten hatte und deren Funktion unklar war. An den Wänden standen breite Stühle, offenbar für die massiven Körper der Überschweren gefertigt. Inmitten des Raums befand sich ein großer Tisch mit einer runden Platte. Vielleicht wurden hier ab und zu Versammlungen abgehalten. Die Bilder an den Wänden hätten Tekener unter anderen Umständen ein Lächeln entlockt, jetzt nahm er sich kaum die Zeit, sie anzusehen. Auf bunten Tafeln wurden Überschwere in altertümlichen Kleidungsstücken und Rüstungen dargestellt. Eines der Bilder zeigte Leticron, beide Arme in die Hüften gestützt und einen Federbuschhut auf dem breiten Schädel.
Tekener gab sich einen Ruck. Er musste den Raum durchqueren und versuchen, einen abgelegeneren Teil der Festung zu erreichen. Er wusste nicht viel über die Räumlichkeiten des riesigen Bauwerks, aber er nahm an, dass es in allen Sektionen atembare Luft gab.
Als der USO-Spezialist die Mitte des Raumes fast erreicht hatte, hörte er das charakteristische Geräusch eines aufgleitenden Schotts. Blitzschnell tauchte er unter den runden Tisch. Zwei Überschwere näherten sich.
»Ich möchte wissen, was eigentlich gespielt wird«, sagte einer der beiden. »Seit die Laren gelandet sind, geschieht ständig irgendetwas. Ich sage dir, dass sie Leticron absetzen wollen.«
»Du setzt auf Maylpancer?«
»Das ist ein offenes Geheimnis.«
»Ich glaube, der Corun ist zu raffiniert. Er wird seinen Kopf wieder aus der Schlinge ziehen.«
Die Unterhaltung brach ab, die beiden Männer hatten den Tisch erreicht und blieben stehen. Tekener hätte nur einen Arm auszustrecken brauchen, um sie zu berühren.
»Die Sache mit dem entsprungenen Gefangenen ist seltsam«, sagte nach einer Weile der Überschwere rechts von Tekener. »Ich glaube nicht, dass jemand entkommen kann, wenn Leticron das nicht will. Es ist ein Trick.«
»Vielleicht will er uns beschäftigen, damit wir nicht merken, was wirklich vorgeht«, vermutete der andere.
Sie entfernten sich wieder vom Tisch und verschwanden wenige Augenblicke später aus dem Raum. Ihre Unterhaltung hatte Zuversicht in Tekener geweckt. Die Überschweren schienen die Suche nach ihm nicht mit großer Hingabe zu betreiben.
Tekener wartete noch einige Minuten, dann kam er unter dem Tisch hervor und lief zu einem der Ausgänge. Er vermutete, dass es in der Stahlfestung noch andere Gefangene gab, vor allem Terraner. Vielleicht gelang es ihm, zu ihnen vorzudringen und sie zu befreien. Besonders wichtig wäre eine Befreiung der Multi-Cyborgs gewesen, aber das war im Augenblick wohl kaum möglich.
Er erreichte einen unbeleuchteten Gang und stieß an dessen Ende auf eine steil in die Tiefe führende Treppe. An den nackten Felswänden brannten Scheinwerfer.
Tekener hastete die Stufen hinab bis zu einem Podest. Hier öffnete sich ein Gewölbe. Beiderseits waren Nischen in die Felsen geschlagen worden, und in jeder lag ein großes Fass. Leticron hatte seinen Spleen weit kultiviert und sich sogar einen eigenen Weinkeller zugelegt. Offenbar gehörte das zu der altterranischen Romantik, die der Überschwere zu verbreiten versuchte. Die Feststellung, dass der Erste Hetran verrückt war, half Tekener wenig. Sie ließ den Gegner nur noch gefährlicher erscheinen.
Er ging zwischen den Fässern hindurch, als plötzlich ein Scharren erklang. Im Herumfahren bemerkte er am anderen Ende des Kellers eine Frau – eine Terranerin. Sie hielt einen Krug in der rechten Hand und starrte Tekener
Weitere Kostenlose Bücher