Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
äußeren Ereignisse. Die sinnlosen Fluchtversuche der Fische ließen einen Vergleich mit der Situation der Kelosker zu. Wie immer man die mathematische Illusion Leben und Natur einstufen wollte – diese Vorgänge bewiesen, dass sie fest etabliert war und entschieden gegen ihr Ende kämpfte. Kein Wunder! Eine Illusion, die sich selbst mit einem Selbsterhaltungstrieb ausgestattet hatte, musste besonders hartnäckig sein. Dobrak bedauerte, dass er die Zusammenhänge dieser Illusion nicht erkannte, denn er war ein Teil von ihr und suchte rein gefühlsmäßig immer wieder nach jemand oder etwas, das die Illusion ausgelöst hatte und dafür verantwortlich war. Andererseits war er sich darüber im Klaren, dass er seine Existenz im Augenblick des Verstehens auslöschen würde.
Die Kelosker auf dem Dach schalteten den Scheinwerfer aus, der Anblick der verrückten Fische half ihnen nicht gegen die beginnende Depression.
Eine Weile war es bedrohlich still. Farbschleier huschten über den Himmel.
Dann war das Licht des Scheinwerfers wieder da, sehr nahe bei Dobrak glitt es suchend über die Felsen. Diesmal, erkannte der Rechner, suchten sie ihn. Er drängte sich eng an die Felsen.
Der Wind trug Greskors Stimme heran. »Er hat sich wieder davongemacht! Wir können nicht mehr mit ihm rechnen.«
Das Licht erlosch, das Rumoren oben am Hang hörte jedoch nicht auf. Vielleicht gruben die Männer und Frauen Löcher in die Felsen, um sich zu verkriechen. Doch es gab keinen sicheren Platz. In ganz Balayndagar nicht.
Ab und zu suchte Dobrak den Himmel ab, aber in den vom Sturm und mehrdimensionalen Energien durcheinander gewirbelten Wolken sah er keine geordnete Zahlengruppe, die auf die Ankunft eines Raumschiffs hingedeutet hätte.
Hatten die Fremden aufgegeben? Mathematische Wahrscheinlichkeiten mussten sich unter den chaotischen Bedingungen der beginnenden Apokalypse nicht mit der Regelmäßigkeit erfüllen, wie das bisher der Fall gewesen war, erkannte Dobrak resignierend.
Als der Morgen dämmerte, erschien doch ein Schiff. Aber es war nicht das Raumschiff, auf das der Rechner sehnlichst gewartet hatte – es war eine leuchtende Kugel, die er unter keinen Umständen zu sehen gewünscht hatte.
Trotzdem war sie da und setzte unbeeindruckt von allen äußeren Einflüssen zur Landung an.
Ein Schiff der Laren!
Es war Wahnsinn! Fergor-Traak brauchte nur einen Blick auf die Beobachtungsschirme zu werfen, um das zu erkennen.
Diese Welt lag noch in den äußeren Bezirken der Energiebeben, aber sie zeigte schon deutliche Anzeichen von Zerstörung. Fergor-Traak verwünschte seinen voreiligen Entschluss, nach Sorgh zu fliegen. Das Gerede der Kelosker von ihrem Rechenmeister, den es unter allen Umständen zu retten galt, hatte ihn überzeugt. Obwohl sein Evakuierungsplan schon so gut wie erfüllt war. An Bord seines SVE-Raumers warteten 214 Kelosker darauf, in Sicherheit gebracht zu werden.
Der größte Teil der larischen Evakuierungsflotte hatte sich inzwischen wieder aus der kleinen Galaxis zurückgezogen; einige Schiffe, die zu nahe am Schwarzen Nichts operiert hatten, waren vernichtet worden oder verschwunden.
Fergor-Traak wusste nicht, wie viele Raumer der Laren sich noch in der vom Untergang bedrohten Region aufhielten, denn der Hyperfunk war zusammengebrochen. Wahrscheinlich war sein Schiff eines der letzten.
Der larische Kommandant blickte zu der Traube von Hyptons hinüber, die an der Decke der Zentrale hingen. Er wunderte sich, dass die kühlen Planer ihre Zustimmung für die riskante Expedition nach Sorgh gegeben hatten. Sie schienen sich der Bedeutung des keloskischen Rechenmeisters bewusst zu sein.
»Wir landen in der Nähe der Station«, entschied Fergor-Traak. »Vielleicht sind längst alle Kelosker verschwunden.«
Er war verärgert darüber, dass die Kelosker ihm Informationen vorenthielten. Er ahnte, dass sich in den letzten Tagen Dinge ereignet hatten, die er unbedingt wissen musste. Nach der Rettungsaktion würde er sich um Aufklärung bemühen. Das Gerede der Kelosker von Fremden stimmte ihn nachdenklich, obwohl er keine Erklärung dafür hatte, wer ausgerechnet jetzt in Balayndagar operieren sollte.
Bislang war das Kommandounternehmen ohne gefährliche Zwischenfälle verlaufen, aber die Zeit wurde knapp. Das Schiff zeigte immer stärkere Wirkung auf die Einflüsse überdimensionaler Gewalten. Fergor-Traak hatte keine Lust, samt seinem Raumer zu explodieren oder im Nichts zu enden.
Die Landung erfolgte im
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