Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
schon bemerkt. Eine seltsame Gestalt kauerte neben dem Feuer auf einem Stein.
Der Fremde bewegte sich auch nicht, als ich das Beiboot landete. Handelte es sich um eine lebensechte Statue?
Ein süßer Duft umfing Py und mich, als wir das Schiff verließen. Das bizarr wirkende Wesen, das uns weit überragte, kauerte nicht auf dem Stein, sondern stand auf drei stelzenartigen Beinen, die in dicken Laufballen endeten. Der Körper wurde von riesigen, äußerst zarten Flughäuten verhüllt, die wie sorgfältig in Falten gelegter Stoff erschienen. Aus ihnen ragte ein unverhältnismäßig kleiner Kopf mit scharfem Raubtierschnabel und großen, außerordentlich beeindruckenden Augen hervor. Diese Augen faszinierten uns wirklich. Sie schienen alles Wesentliche widerzuspiegeln und waren der eindeutige Beweis dafür, dass wir ein lebendes Wesen vor uns hatten.
Ich konnte den Blick nicht abwenden. Mir war, als stürze ich in die Ewigkeit; alle Schwere schien von mir zu weichen. Irgendwo in der Ferne schwebte der Grüne, doch seine Drohung erreichte mich nicht. Es war, als hätten diese Augen ein unsichtbares Hindernis errichtet. Zugleich wurde mir bewusst, dass ich Kontakt mit einer mir unfassbaren sechsdimensionalen Energie erhielt, die diese Vorstellungen hervorrief. Alles, was mich je erschreckt, bedrückt oder gequält hatte, fiel von mir ab.
Ich gewann den Eindruck, einer göttlichen Macht gegenüberzustehen. Als ich jedoch versuchte, sie näher zu erfassen, wich sie vor mir zurück, als habe sie bereits der Gedanke an das Göttliche entsetzt.
Py strich mir über den Arm. Ich war so eng mit ihr verbunden wie niemals zuvor. Wenn je der Friede körperlich geworden war, dann stand ich ihm nun gegenüber.
Eine Stimme drang an mein Ohr. Undeutlich zunächst und hallend wie aus großer Entfernung. Irgendwie fühlte ich mich an die Jahre seit dem Ende des künstlichen Tiefschlafs erinnert, doch nur zögernd begriff ich, dass Trelw voll Verzweiflung über Funk auf mich einredete.
»Olw, so antworte doch endlich!«
Ich seufzte. »Was ist los?«, fragte ich stockend.
»Was los ist?«, empörte er sich. »Seit acht Stunden versuche ich, euch zu erreichen, aber ihr schweigt beharrlich.«
»Acht Stunden? Unmöglich! Wir sind erst vor einigen Minuten gelandet.«
»Glaubst du das wirklich?«
Ich zwang mich dazu, dem Fremden nicht mehr in die Augen zu sehen. Er hatte sich nicht bewegt, doch ein Blick auf mein Chronometer verriet, dass ich mich wirklich acht Stunden lang im Bann des Greikos befunden hatte.
Greiko? – Woher kannte ich den Namen?
Überrascht stellte ich fest, dass unser Übersetzungsgerät Aufzeichnungen gemacht hatte. Offenbar fehlten die acht Stunden nur in meinem Gedächtnis. Außerordentlich viel konnte in dieser Zeit geschehen sein.
»Greiko!«, rief ich heiser. »Hörst du mich?«
Das seltsame Geschöpf gab einen klagenden Laut von sich. »Lasst mich allein«, bat es. »Das Glück des Friedens wartet jenseits der Dimensionen auf euch.«
»Wir suchen unseren Bruder Qwogg«, erklärte ich. »Er muss hier gewesen sein. Wo ist er?«
»Er war hier«, antwortete der Greiko. »Er hat mein Volk zu den Ufern des Glücks geführt und will uns die Möglichkeit geben, einer Galaxis Frieden zu bringen.«
»Der Galaxis der Laren?«, rief ich. Der Greiko schwieg dazu, er richtete den Blick wieder in weite Ferne. Ich spürte, dass er mir entglitt. Ich rief ihm einige Fragen zu, aber meine Stimme wurde schwächer und leiser, bis ich nicht mehr die Kraft für weitere Worte fand. Ich durfte den inneren Frieden dieses Wesens nicht länger stören; es lebte in einer anderen Welt, die mir verschlossen bleiben musste.
»Wir haben erfahren, was wir wissen wollten«, raunte Py. »Qwogg war hier und hat die Greikos verführt …« Sie zerrte mich zurück, bis wir das seltsame Wesen, das sein Glück in vollkommenem Frieden gefunden hatte, nicht mehr sahen.
»Verstehst du denn nicht, Olw? Wir müssen fort!«
»Warum?« Mir war, als kehrte ich aus einem unwirklichen und körperlosen Zustand allmählich zu materiell fassbarer Form zurück.
»Olw«, sagte Py beschwörend. »Dieses Volk ist friedfertig und harmonisch in sich selbst. Es besitzt eine Ausstrahlung, mit der Arautymen vielleicht alle Probleme lösen kann. Er wird es auf jeden Fall versuchen. – Die Greikos sind liebenswerte Geschöpfe. Ihre Friedenssehnsucht erschüttert mich, zumal sie so schwach sind, dass sie sich gegen eine Versklavung niemals werden wehren
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