Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Damals war er mit einem Explorer auf einer unbekannten Welt gelandet und hatte sich primitiven Lebewesen gegenübergesehen, die sie zwar wie Götter empfangen, dann aber wie Feinde behandelt hatten. Trotzdem war es nach langen Verhandlungen und einer Menge frommer Lügen gelungen, in Frieden von ihnen zu scheiden.
Hier und heute war die Situation ein wenig anders. Die Cyborgs wussten um ihre Herkunft und kannten die Raumfahrt. Sie waren zivilisiert, wenigstens hätten sie es sein sollen. Ihnen konnte niemand Märchen erzählen.
Helium war stehen geblieben. »Wir haben die Entscheidung getroffen«, sagte er knapp. »Ihr werdet unsere Welt verlassen und nie zurückkehren. Jetzt und sofort!«
Tifflor schätzte, dass es mindestens fünfhundert Cyborgs waren, die sie nun einschlossen. Sie kamen allmählich näher. Die Lage wurde bedrohlich.
In ihm regte sich so etwas wie Widerstand. Es widerstrebte ihm, von Androiden Befehle entgegenzunehmen, von Geschöpfen, die ihre Existenz der menschlichen Intelligenz verdankten. Auf der anderen Seite war er sich des psychologischen Problems durchaus bewusst.
»Überlegt es euch noch einmal, wir lassen euch Zeit«, erwiderte er. »Euer selbstständiges Handeln widerspricht dem ursprünglichen Programm, es kann uns alle in Schwierigkeiten bringen.«
»Eure Probleme gehen uns nichts an. Wir haben selbst genug davon, aber wir werden mit ihnen fertig. Ohne eure Hilfe.« Helium schaute Tifflor forschend an, dann glitt so etwas wie Genugtuung über seine Züge. »Willst du damit sagen, dass ihr eure Schwierigkeiten ohne uns nicht meistern könnt?«
Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, hätte Tifflor in diesem Augenblick eine Notlüge gebraucht und behauptet, genau so wäre es. Aber er schüttelte den Kopf.
»Natürlich schaffen wir es ohne euch, darum geht es auch gar nicht. Ihr hattet einen Auftrag, der nicht erfüllt wurde. Niemand wird euch deshalb zur Rechenschaft ziehen, aber man wird euch neue und andere Aufgaben geben. Ihr müsst die Wahnidee vergessen, Wonderfalger geworden zu sein. Morgen wird unser Raumschiff landen, das jetzt noch den Planeten umkreist, und euch aufnehmen. Bereitet euch darauf vor.«
Helium schien nicht überrascht zu sein. Wahrscheinlich hatte er diese Aufforderung erwartet. Er ließ den Blick über die Cyborgs schweifen, ehe er antwortete: »Wir werden hier bleiben! Und ihr verlasst diese Welt ohne uns.«
Dr. Huan warf Tifflor einen fragenden Blick zu, und als dieser zustimmend nickte, sagte er: »Helium, du weißt genau, dass wir deine Forderungen nicht akzeptieren können. Natürlich haben wir Verständnis für deinen Wunsch, Wonderfalger zu werden, aber ich sehe nur zu deutlich, dass ihr es nicht geschafft habt. Viele von euch sehen schlecht ernährt aus. Die primitiven Waffen reichen nicht aus, die Feinde dieser Welt erfolgreich abzuwehren. Die Natur hier hat euch noch lange nicht akzeptiert, und es würde Generationen dauern, bis das vielleicht geschähe. Zudem seid ihr Cyborgs, es wird also nur eine einzige Generation von euch hier geben. Ihr seid nicht mehr vollzählig. Wo sind die Übrigen? Wer wird sie ersetzen – und alle jene, die noch sterben werden? Glaubst du wirklich, noch vor deinem Tod ein echter Wonderfalger werden zu können?«
Helium musterte ihn finster.
»Was geht es euch an, ob uns das gelingt oder nicht? Wir haben es jedenfalls versucht. Und nun geht!«
Tifflor ergriff noch einmal das Wort: »Seid vernünftig und zwingt uns nicht dazu, das große Schiff um Unterstützung zu bitten. Ihr wisst, was Schiffsgeschütze anrichten können …«
»Dann sterben wir als Wonderfalger!«, unterbrach Helium voller Stolz. Er gab den wartenden Cyborgs ein Zeichen. »Nehmt sie gefangen!«
Der Überfall erfolgte so schnell, dass Tifflor nicht mehr dazu kam, den Strahler zu ziehen. Er hätte ihm wahrscheinlich auch nichts genützt, denn die Übermacht war zu groß, etwa eins zu fünfzig. Ehe er richtig begriff, dass die Cyborgs Ernst machten, sprangen ihn ein gutes Dutzend Mucys an und drückten ihn mit ihrem Gewicht zu Boden. Geschickte Hände durchwühlten seine Taschen und fanden die Waffe. Auch das Armband nahmen sie ihm ab. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt und in eine Hütte geschleppt.
Den anderen erging es nicht besser. Dr. Gernot und Leutnant Gene allerdings hatten Pech. Ihnen war es gelungen, die Strahler zu ziehen. Sie eröffneten das Feuer auf die anstürmenden Cyborgs und töteten einige von ihnen, ehe sie
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