Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
zu warten, bis die Flotte sich wieder gesammelt hat«, sagte er. »Wir müssen versuchen, wenigstens ein paar Schiffe um uns zu scharen und Kernoth anzugreifen. Andernfalls wird die Ordnung in unserem Zwischenraum endgültig zusammenbrechen.«
Irgendein Gebäude in irgendeiner Stadt auf Kernoth, wahrscheinlich nicht allzu weit von der Festung entfernt … Das war alles, was Mausbiber Gucky über seinen neuen Aufenthaltsort auf Anhieb herausfinden konnte. Hinter ihm und den Spezialisten der Nacht war der ortungssichere Transmitter in einer kalten Lichterscheinung zur unförmigen Masse zusammengeschmolzen.
»Wir müssen uns durchschlagen«, hörte er Olw sagen.
Aber das würde wohl kaum so einfach sein. Er spürte das Chaos, das auf dieser Welt ausgebrochen war und das zweifellos seine Begleiter mit ihren besonderen Kräften ausgelöst hatten. Immerhin kehrten seine Mutantenfähigkeiten nach dem Transmittersprung zurück, es gab keine blockierenden Fesselfelder mehr.
Ein lauter werdendes, bedrohliches Knistern war zu vernehmen. Es schien von überall her zu kommen. »Raus hier!«, schrie Gucky, als er die Ursache erkannte. Eine Wand brach auf und neigte sich langsam nach innen. Die Risse sprangen auch auf den Boden über, weiteten sich beinahe gedankenschnell aus …
»Ich kann das nicht aufhalten!« Verbissen konzentrierte Gucky sich auf die schwankende Wand. Normalerweise hätte er nur einen geringen Teil seiner parapsychischen Kräfte dafür gebraucht, aber hier war es anders. Die Energien, die sich auf dem Planeten austobten, behinderten ihn.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass Ellya in einem Bodenspalt hängen blieb und der Länge nach hinschlug. Olw stieß Py vorwärts, dann packten er und Eiwk die Gestürzte und halfen ihr wieder auf die Beine.
Gucky stieß einen gequälten Seufzer aus. Nicht nur die Wand, auch die Decke löste sich aus ihren Verankerungen und neigte sich bedrohlich. Einige wenige Augenblicke noch … Gucky teleportierte, als der letzte Spezialist der Nacht den Raum verlassen hatte.
Lärm umfing ihn, das Tosen eines unter Volllast startenden Raumschiffs. Die raketenförmige Konstruktion stieß in den von Energieaufbrüchen verfärbten Himmel, ihre Triebwerke gaben ein Brüllen wie die Zorneslaute gigantischer Urweltsaurier von sich.
Zu seiner Erleichterung erkannte Gucky, dass alle zwölf Spezialisten der Nacht das in sich zusammenbrechende niedere Gebäude verlassen hatten. Es stand an der Peripherie einer offensichtlich größeren Stadt, und von hier aus war der Blick auf den nahen Raumhafen fast ungehindert möglich.
Py stieß einen überraschten Aufschrei aus. Ohne erkennbare Ursache brach der Rumpf des startenden Schiffs an zahlreichen Stellen. Die Risse liefen von unten nach oben, verbreiterten sich rasend schnell und stießen schlagartig Wolken von Trümmern und Zgmahkonen aus. Zugleich erstarb das Tosen der Triebwerke. Das Schiff stieg langsamer, verharrte einen Herzschlag lang scheinbar bewegungslos und sackte ab.
Gucky sah einen grellen Blitz, dann stieg eine orangefarbene Wolke von der Absturzstelle auf. Sekunden später heulte die Druckwelle heran.
Erst als der Sturm abflaute, klopfte Gucky sich den Staub ab. »So geht das nicht weiter«, stellte er fest. »Eure Kräfte sind außer Kontrolle geraten. Haltet das auf, oder ihr zerstört den ganzen Planeten.«
Olw wirkte müde und erschöpft. »Wir schaffen es nicht. Was während der Flucht in Gang gesetzt wurde, können wir nicht so einfach stoppen. Unsere Gehirne wurden nicht nur aufgeladen, sondern sogar überladen, und wir haben etwas in Gang gesetzt, was …«
»Wir müssen Kernoth verlassen!«, unterbrach der Ilt schroff. »Im freien Raum der Rute können sich eure Kräfte austoben, ohne größeren Schaden anzurichten.«
Im benachbarten Stadtviertel schwankten die höchsten Häuser. Über ihnen färbte sich der Himmel gedankenschnell schwarz. Die Ursache konnte nur ein weiterer Energieschock sein, der von den Spezialisten der Nacht unbewusst ausgelöst worden war.
»Ist es überhaupt noch möglich, Kernoth mit einem Raumschiff zu verlassen?«, warf Qwogg ein. »Vielleicht werden alle startenden Schiffe zerbrechen, bevor sie den Raum erreichen.«
»Das Risiko müssen wir eingehen«, erwiderte Gucky.
Der Himmel verfinsterte sich zusehends. Aber es war keine Finsternis, wie sie durch einen Sonnenuntergang oder durch Wolkenbildung hervorgerufen wird. Diese Finsternis war die Folge von Strukturrissen, die das
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