Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
kostbare Zeit.«
»Alles hängt davon ab, wie lange der Tunnel geöffnet bleibt«, wandte Dobrak sich an den Terraner. »Wir müssen das Risiko eingehen, andernfalls wird das Schiff zerrissen.«
»Wir teilen unsere Aufgaben«, erklärte Olw. »Meine Geschwister und ich achten nur noch auf den Tunnel. Dobrak konzentriert sich auf den Kurs der SOL.«
Das Schiff bewegte sich nun auf die Sonne zu und folgte der ungeheuren Gravitationsströmung. Rhodan glaubte, die wachsende Unruhe der Menschen an Bord zu spüren. Seltsamerweise war sie bei den SOL-Geborenen stärker als bei allen anderen. Er sah darin ein Indiz für die wachsende Gefahr.
Der Sturz schwächte sich allmählich ab und ging in eine Kreisbahn über, eigentlich eine Art Torkelflug, als flattere eine Motte um eine Deckenlampe. Die Belastungen, denen das Schiff in diesen Minuten ausgesetzt war, konnten nicht mehr gemessen werden. Vielleicht, dachte Rhodan mit einem Anflug von Sarkasmus, war das auch gut so, denn die Daten hätten Wissenschaftler und Ingenieure wahrscheinlich zum Wahnsinn getrieben.
Die Sonne war ihrerseits ein Spielball hyperenergetischer Kräfte. Theoretisch gab es eine ganze Anzahl denkbarer Katastrophen, wobei am wahrscheinlichsten war, dass der Stern einfach zerbarst.
»Ich glaube, dass wir wieder von ihr loskommen können«, sagte Waringer.
Rhodan warf Dobrak einen fragenden Blick zu, aber der Kelosker reagierte nicht. Auch die Spezialisten der Nacht wirkten abwesend. Sie befanden sich im Zustand höchster Konzentration. Auf ihre Art trugen die Zgmahkonen eine unvorstellbare Last. Und zweifellos wartete Dobrak auf den günstigsten Zeitpunkt zur erneuten Beschleunigung.
»Jetzt steht nur noch der Tunnel zur Hyptongalaxis«, teilte Olw unerwartet mit. »Alle anderen sind erloschen.«
»Wie lange können Sie ihn noch offen halten?«, wollte Dobrak wissen.
»Solange das Samtauge nicht endgültig zerstört ist, bleibt dieser Tunnel bestehen«, erklärte Olw.
»Wenn wir die dem Tunnel zugewandte Seite der Sonne erreichen, machen wir einen Ausbruchsversuch«, kündigte der Kelosker an.
Bei der hohen Geschwindigkeit des Schiffs dauerte es nur wenige Augenblicke, dann hatte es die von Dobrak als günstig bezeichnete Position erreicht. Auf Sekundenbruchteile genau aktivierten SENECA und das Shetanmargt die Triebwerke.
In diesem Augenblick kam der Zufall der SOL in Gestalt einer zweiten Sonne zu Hilfe. Sie brach aus dem Tunnel zur Hyptongalaxis hervor und raste in geringer Distanz vorbei. Ihre Gravitationskräfte reichten aus, um das Schiff von allen energetischen Fesseln zu befreien.
»Dobrak kann unmöglich gewusst haben, dass diese Sonne gerade jetzt auftauchen würde«, sagte Waringer.
»Das kann er nicht«, bestätigte Rhodan gegen seine persönliche Überzeugung. Das wohl geordnete physikalische Bild des Universums, auf das sich die Wissenschaftler bisher gestützt hatten, war mehr und mehr ins Wanken geraten. Plötzlich schien alles möglich zu sein.
»Wussten Sie es?«, bedrängte Waringer den Kelosker.
»Ich glaubte daran«, antwortete Dobrak schlicht.
Auch Perry Rhodan hatte keine Antwort auf die Fragen, die den Wissenschaftler beschäftigten.
»Wir sollten zufrieden sein, dass die SOL wieder frei ist«, wandte Mentro Kosum ein. Er ließ die SERT-Haube auf seinen Kopf herabgleiten. Bald, so drückte er damit aus, würden sie sich in einer Umgebung wiederfinden, in der ein terranischer Raumfahrer das Schiff auf seine Weise steuern konnte.
Nachdem die SOL in der Galaxis der Hyptons angekommen war, schwand der Einfluss der Spezialisten der Nacht auf den letzten Dimensionstunnel, und er brach ebenfalls zusammen. Die Astronomen berechneten schon den Kurs, auf dem die SOL die Milchstraße erreichen sollte.
Als Alaska Saedelaere die Zentrale betrat, bot sich ihm eine Szene, die sofort an Abschied denken ließ. Rhodan, Waringer und Dobrak diskutierten mit den Spezialisten der Nacht. »Wir haben den Ruf der Koltonen vernommen«, hörte Alaska Olw sagen. »Wir werden ihren Spuren folgen.«
Er fragte sich, auf welche Weise die Spezialisten der Nacht das Schiff verlassen wollten. Keinesfalls konnte er sich vorstellen, dass sie von Rhodan ein Beiboot erbitten würden.
»Ich verstehe, dass Sie Ruhe brauchen«, entgegnete Perry Rhodan. »Wir sind bereit, Ihre Wünsche zu berücksichtigen, soweit uns das möglich ist.«
»Wir haben keine Wünsche«, erklärte Olw gedehnt. »Eine Zeit lang sind wir einen gemeinsamen Weg gegangen und
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