Silberband 089 - Sie suchen Menschen
an der Seite des Schamanen gehen. Schwerfällig watschelte er neben dem Schamanen her.
Aber so weit sie auch durch die verschneite Tundra gingen, nirgends tauchten die massigen Gestalten der Mabbahabas auf. Dafür wurden Apasch-Faradays Blicke bald misstrauisch.
Lemmo bekam es mit der Angst zu tun. Sein prall gefüllter Magen revoltierte, aber erst als er zusammenbrach, befahl der Schamane eine Rast.
»Wenn du mich belogen hast, dann gestehe es jetzt«, zischte er. »Ich darf nicht zulassen, dass du bei einem sinnlosen Marsch zu viel Gewicht verlierst.«
»Ich habe nicht gelogen«, erwiderte Lemmo mühsam. »Ich schwöre beim Hrula, dass ich gestern drei Mabbahabas begegnete.«
»Wenn du beim Hrula schwörst, glaube ich dir«, sagte der Schamane ernst. »Kein Ontaker, nicht einmal ein Fleischdieb, würde es wagen, den Geist des Feuers zu belügen. Die Strafe wäre furchtbar. Sobald du dich einigermaßen erholt hast, gehen wir weiter.«
Als unverhofft ein Gleiter mit Rinto-Vassi auftauchte, blieb Apasch-Faraday gelassen stehen. Die meisten Jäger dagegen warfen sich angstvoll in den Schnee.
Der Gleiter landete neben dem Schamanen, und ein mit drahtartigem Haar besetzter Kopf streckte sich heraus. Eine Hand erschien und hielt einen kleinen kastenartigen Gegenstand.
»Wie heißt du?«, tönte es aus dem Kasten, nachdem der Rinto-Vassi einige unverständliche Laute von sich gegeben hatte.
»Ich bin Apasch-Faraday«, antwortete der Schamane.
»Apasch-Faraday«, wiederholte der Kasten. »Faraday klingt wie ein terranischer Name.«
»Die Doa-Ban gaben ihn mir, als ich bei ihnen in Murnte-Neek war«, erwiderte Apasch-Faraday stolz.
»Doa-Ban nennt ihr die Terraner«, tönte es aus dem Kasten. »Nun, das ist uns egal. Warum hatten sie dich nach Murnte-Neek geholt?«
»Sie wollten mir einiges von ihren Geheimnissen zeigen und mich klüger machen«, antwortete der Schamane. »Auch führten sie mich öfter in den Tempel, den sie an der Stelle errichtet hatten, an dem sich früher unser heiliger Platz Murnte-Neek befunden hatte. Die Doa-Ban hatten mächtige Götter, aber eure Götter sind noch mächtiger, sonst hättet ihr die Doa-Ban nicht vertrieben.«
»Das ist wahr«, erklärte der Kasten. »Willst du mit uns kommen, Apasch-Faraday?«
Nur zu gern wäre der Schamane der Einladung gefolgt, erwartete er doch, bei den Rinto-Vassi noch größere Wunder zu sehen. Aber seine Verpflichtung gegenüber dem Stamm an dem Tage, an dem die Mabbahabas erwartet wurden, ließ das nicht zu.
»Ich werde kommen, wenn ihr es befehlt«, antwortete er. »Nur bitte ich euch, mich heute noch bei meinem Stamm zu lassen. Wir erwarten die Ankunft wichtiger Götter.«
Der Rinto-Vassi gab eine Reihe kurzer Laute von sich, die der Kasten nicht übersetzte. Dann sagte er: »Wir werden dich nicht davon abhalten, mit euren Göttern zu sprechen, Apasch-Faraday. Offenbar haben die Terraner dich nicht viel klüger gemacht. Grüße eure Götter von uns!«
»Ich werde ein Stück von ihnen in eurem Namen essen«, versprach der Schamane.
Er schaute dem davonschwebenden Gleiter nach, dann befahl er, die Suche nach den Mabbahabas fortzusetzen.
Bericht Tatcher a Hainu
Mein weißes Tarnhemd war nichts anderes als ein frisches Nachthemd Dalaimoc Rorvics. Es war mir viel zu lang und zu weit, aber es schützte ausgezeichnet gegen Entdeckung, da ich mich in ihm nicht von der Schneedecke abhob.
Langsam kroch ich auf die Tempelkuppel zu, die mir schon einmal als Versteck gedient hatte. Ich hoffte, dort auf Pan zu treffen. Der Laktone war unsichtbar geblieben, seit Galto Quohlfahrt uns verlassen hatte. Er war eben ein sehr eigenwilliges Lebewesen. Offenbar liebte er es, mit sich allein zu sein, und hatte nur selten das Bedürfnis, mit anderen Lebewesen Kontakt aufzunehmen.
Ich presste mein Gesicht in den Schnee, als ein Gleiter der Laren in geringer Entfernung vorbeijagte.
»Dilettantisch, aber wirkungsvoll!«, sagte jemand neben mir.
Der Sprecher blieb unsichtbar, aber an der Stimme hatte ich den Laktonen erkannt. Nach einiger Zeit sah ich auch, wo er stand. Einige Wischer im Schnee endeten dort in einer Vertiefung.
»Ich grüße dich, Pan!«, sagte ich.
»Ich grüße dich auch, Tatcher!«, erwiderte Pan. »Allerdings sollten wir besser in der kleinen Kuppel reden.«
Es war nicht mehr weit. In der Kuppel legte ich erst einmal aufatmend das Nachthemd ab. Vor mir schälten sich Pans Konturen aus der Luft. Es war immer wieder ein faszinierender
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