Silberband 089 - Sie suchen Menschen
genau. Der an der Spitze gehende ältere Wilde hatte ein interessantes Gesicht und ein tiefschwarz glänzendes Fell. Der Eingeborene neben ihm hatte ein schwarzbraunes Fell wie der, den ich in der Höhle niedergeschlagen hatte.
Wenige Schritte vor uns blieben die Eingeborenen stehen. Zuerst befürchtete ich, wir wären entdeckt worden, aber wir waren für diese Zeitebene praktisch nicht existent.
Worte flogen hin und her. Ich verstand keines davon, hörte aber, dass sich der Begriff Mabbahaba oft wiederholte. Es schien eine besondere Bedeutung zu haben.
Nach einiger Zeit setzten sich die Eingeborenen wieder in Bewegung. Als sie unmittelbar vor uns abbogen, rätselte ich über den Grund dafür nach. Ich entdeckte die tiefe Spur einen Moment später. Sie zog sich durch den gefrorenen Schnee bis zum Gletscher hin und bestand aus tiefen kreisrunden Löchern und kleineren und flacheren Abdrücken. Wahrscheinlich war es die Fährte einer Herde jagdbarer Tiere.
Bevor die Wilden den Gletscher erreichten, teleportierte Pan mit mir in die Normalzeitebene zurück. Ich wollte mich mit ihm über die Eingeborenen unterhalten, doch da machte er eine warnende Geste und wurde unsichtbar. Gleichzeitig hörte ich die Stimmen näher kommender Laren.
Im Hintergrund der Tempelhalle stand eine Art Altar. Ich lief um ihn herum und fand tatsächlich eine Klappe, durch die ich in das Innere steigen konnte. Rasch zwängte ich mich in den finsteren Hohlraum.
Erst dann fiel mir siedend heiß ein, dass ich Rorvics Nachthemd vergessen hatte. Es lag mitten im Tempel und konnte von den Laren auf keinen Fall übersehen werden …
»Ich kann nicht mehr!«, jammerte Pragey. Er lag halb auf einer Eisböschung und tastete krampfhaft mit seinen Greiflappen nach Halt.
»Schräg über uns geht es in den Gletscher hinein«, sagte Splink. »Dann können wir eine Rast einlegen.«
Er versuchte noch, Pragey mit beiden Tentakelarmen zu umfassen, doch es war bereits zu spät. Gemeinsam rutschten sie den Hang hinunter und rissen auch noch Zartrek mit sich.
Eine kleine Ewigkeit benötigten sie anschließend, um sich voneinander zu lösen. Danach standen sie trübsinnig vor der Böschung und blickten hinauf.
»Wir hätten niemals aus der Station fliehen dürfen«, sagte Zartrek. »Wahrscheinlich werden wir elend erfrieren.«
»Wir dürfen nicht resignieren«, protestierte Splink. »Von unserem Volk existiert nur noch ein so kleiner Rest, dass schon der Verlust eines einzigen Individuums einer Katastrophe gleichkommt.«
Schweigend standen sie da.
»Wir müssen weitergehen«, drängte Splink endlich. »In den Gletscherhöhlen sind wir vor Suchkommandos der Laren sicher. Dort liegen die Temperaturen außerdem höher als im Freien.«
»Vielleicht kommen wir leichter voran, wenn wir die steile Böschung umgehen.« Zartrek deutete nach links. »Dort ist ein Sims.«
»Es ist zu schmal für uns«, wandte Pragey ein.
»Wir versuchen es trotzdem!«, entschied Splink.
Er ging auf allen vieren voran und stützte sich dabei mit den umgeknickten Greiffingern ab. Das Sims war tatsächlich zu schmal. Splink musste seinen Körper gegen die zur Rechten aufragende Eiswand pressen, um mit den linken Fußstummeln noch Halt auf dem Vorsprung zu finden.
Zentimeterweise schob er sich vorwärts – und war überrascht, als er es endlich geschafft hatte und auf einer breiten Eisterrasse stand.
Zartrek und Pragey folgten ihm. Auch sie tasteten sich keuchend und schnaufend voran.
Wenig später standen sie zu dritt auf der Eisplatte. Vor ihnen öffnete sich die Höhle.
Apasch-Faraday hatte keine Zweifel mehr an Lemmos Geschichte geäußert, seit der Jäger beim Hrula geschworen hatte. Endgültig überzeugt war er jedoch erst, nachdem er die seltsamen Spuren gesehen hatte.
Der Schamane kannte alle Tiere, auch die Fußspuren, die Doa-Ban und Rinto-Vassi hinterließen. Die Spuren, die Lemmo zeigte, waren eindeutig die Spuren von Lebewesen, die es bis dahin nicht gegeben hatte.
Sie waren zudem so groß und tief eingedrückt, dass jene, die sie verursacht hatten, ungeheuer schwer sein mussten. Groß, schwer und fett, so wurden in den Mythen die Mabbahabas beschrieben. Sie mussten viel Fleisch haben, um einen Stamm sättigen zu können.
Die Spuren führten jedoch in die falsche Richtung, nicht zum Lager des Stammes, sondern in Richtung des Riesengletschers, der sich immer weiter über die Ebene ausbreitete. Der Schamane konnte sich das nicht erklären. Waren die Götter
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