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Silberband 089 - Sie suchen Menschen

Silberband 089 - Sie suchen Menschen

Titel: Silberband 089 - Sie suchen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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was wir tun sollen, Partner. Ich schlage vor, wir fahren auch während der Nacht weiter.«
    Herthor zögerte. Er fühlte sich erschreckt von den Einflüssen, die ihn quälten: zum einen dieses rasende Treiben der Tergos und zum anderen sein eigenes Problem, das nur noch deutlicher geworden war. Schließlich brachte er heraus: »Das ist die schlechteste von vielen Möglichkeiten, Zettion!«
    Je geringer das Licht wurde, desto fantastischer färbte sich das Land. Die Mucys hatten einen solchen Sonnenuntergang nie zuvor erlebt. Schon stachen die ersten Lichtpunkte aus der Schwärze des Weltraums. Beide konnten sie sich nicht erinnern, jemals einen so wolkenfreien Himmel gesehen zu haben.
    Ein unheimliches Mischlicht lag über den Sümpfen. Die klagenden Schreie Pflanzen fressender Saurier waren aus allen Richtungen zu hören. Dazu das metallene Hämmern aufplatzender Schoten und ab und zu das Grollen des Bodens, der sich unter den Sümpfen hob – das alles vermischte sich zu einem unauslöschbaren Eindruck von Schrecken und Verzauberung.
    Mit der Zielstrebigkeit, für die sie konstruiert worden waren, flogen die Multi-Cyborgs in die eingeschlagene Richtung.
    Wenig später war es Nacht. Bleiches Licht lag über dem Land.
    »Zettion! Ein Feuer. Schräg rechts.«
    »Vermutlich brennen Moorgase«, gab Meisker zurück.
    »Nein. Dort wird Holz verbrannt. Die Tergos sind doch intelligenter, als wir glauben.«
    »Dann sehen wir uns eben an, was dort lodert.« Meisker änderte die Richtung. Die Feryppus funktionierten störungsfrei.
    Farnwedel, Treibholz, Reisig und Fettstücke bildeten einen mannshohen Haufen. Wie die Eingeborenen das Feuer entzündet hatten, war nicht mehr feststellbar. Aber die Flammen loderten hoch auf. Eine aufgeregte Stimme schrie Sätze voll zischender Konsonanten, dann schwieg sie, scheinbar erschöpft. Waren es wirklich Sätze gewesen, gab es unter den Reptilwesen schon eine ausgebildete Sprache?
    Die Mucys schwebten im Schlagschatten eines Felsens. Vor ihnen lag ein Steinkreis, das Feuer brannte in der Mitte. Etwa tausend Tergos waren versammelt.
    Ein Chor hob an wie ein gewaltiger, Echo erzeugender Schrei aus einer anderen Welt. Die Tergos brüllten rhythmische Vokale und bewegten sich wie ein einziges Wesen. Die meisten von ihnen hielten Stücke eines Pilzes in Händen, der so gut wie überall auf Upith wuchs.
    »Sie sind berauscht!«, wisperte es in Herthors Ohrmuschel.
    »Du hast Recht, Zettion!«, gab er zurück.
    Die flackernden Flammen, die ruckhaften Bewegungen, die jeweils vier stampfenden Füße, die hochgerissenen Waffen und das Licht, das sich in den großen Augen spiegelte, dazu die grelle Stimme und der dumpfe Refrain, der narkotisierende Geruch und der Beginn des Tanzes – es war eine Art Geburt einer frühen Kultur.
    So war es vor langer Zeit auf der legendären Erde!, flüsterte eine innere Stimme. Wieder war Herthor Smolk ergriffen. Wieder verstand er, dass er eine Seele hatte und ein Teil dieser Schöpfung war. Die Eingeborenen waren seine Brüder!
    »Brüder …«, sagte er mit rauer Stimme.
    »Wie?«
    »Ach – nichts …«
    Langsam schlich sich ein Schema in die Tanzfiguren ein. Die Schreie und der Refrain wurden leiser und sinnlicher.
    »Sie scheinen ein kollektives Erinnerungsvermögen zu entwickeln«, sagte Meisker aufgeregt. »Speicherst du die Szenen?«
    »Selbstverständlich!«
    In der Dunkelheit schliefen die Fleisch fressenden Saurier der nächsten Umgebung – oder sie flüchteten vor den Flammen. Die Luft war jetzt fast völlig unbewegt, die Zeit der Windstille war endgültig angebrochen. Der Paarungstanz der Tergos nahm dramatische Formen an. Immer wieder sprang schreiend ein Paar aus dem Kreis des Lichtes und verschwand in den Büschen oder zwischen den Stämmen. Das Feuer brannte langsam herunter.
    Herthor Smolk schreckte aus seiner Betrachtung auf. Er hatte eben noch versucht, einem Gefühl nachzuspüren, das ihn überfallen hatte, während er die Paarungen beobachtete. Aber er verstand nichts, hatte keine Beziehung zu einer Empfindung, die er bestenfalls als Neid auf etwas umschreiben konnte, was ihm offensichtlich zur Menschwerdung fehlte.
    »Wenn wir noch lange hier warten, fallen wir vor Müdigkeit aus den Sätteln und erreichen die Siedlung niemals«, sagte Zettion Meisker in dem Moment.
    Sie flogen weiter.
    Die Nacht blieb warm, nur wenige Sturmstöße fegten über das Land. Das Plateau konnte nicht mehr weiter als höchstens dreihundert Kilometer

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