Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Minuten!«, bestätigte der Pilot des entgegenkommenden Gleiters.
Sie trafen vor einem kleinen Wald zusammen. Die Helfer betteten Meisker auf die Ladefläche, verstauten die Feryppus, und Smolk setzte sich neben den Piloten. Augenblicklich startete der Gleiter. Kurze Zeit später kam der Arzt nach vorn und tippte Smolk auf die Schulter.
»Ja? Was gibt es?«
»Meisker ist tot.«
Schweigend starrte Herthor Smolk den Mann an. Jetzt hatte er es doch nicht mehr geschafft, sich mit seinem einzigen Vertrauten über die geheimnisvollen Strömungen des Menschseins zu unterhalten und ihn um Rat zu fragen.
Der Gleiter näherte sich der Siedlung, sank tiefer und berührte kaum mit seinem Schatten den Boden, als er schon angegriffen wurde. Tausende Tergos belagerten die Siedlung. Sie wussten nicht, dass sie hoffnungslos unterlegen waren, aber sie griffen mit kreatürlicher Wut immer von neuem an. Die Hänge, das Tal, die Felsabstürze und die Gegend um den kleinen ›Raumhafen‹ waren buchstäblich mit Leichen bedeckt. Schaudern ergriff Smolk – er sah, mit welch rasender Ausschließlichkeit die Echsenwesen kämpften.
Der Gleiter landete auf den zentralen Platz von Cy Alpha Upith. Die anderen Mucys sprangen hinaus, ergriffen ihre Waffen und rannten zum Rand des Plateaus, wo sich an einigen Stellen leuchtende Energiezäune erhoben. An allen Seiten wurde gekämpft.
Herthor Smolk vergrub sein Gesicht in den Händen. Empfindungen, die er nicht kannte, für die er keinen Namen hatte, schüttelten seinen Körper. Er war völlig verwirrt. Doch langsam siegte das Element der Züchtung in seinem Verstand. Er war hier, um zwei Aufträge zu erfüllen: die Siedlung zu verteidigen, denn sie war seine Heimat und der Nährboden der neuen und aufregenden Gedanken und Empfindungen. Und mit dem Kreuzer zu starten, dessen Kugel neben dem anderen Raumschiff aufragte. Zweihundert Meter Durchmesser, bestens geeignet für einen Abstecher zum Fandmann-System. Er gab sich einen Ruck, nahm alle Magazine und die Saurierbüchse und schwang sich aus dem Gleiter. Er zog die Schutzbrille in die Stirn und lief schräg über den Platz, zwischen den Flachbauten und den Kuppeln hindurch, auf einen Punkt der Anlage zu, von dem er genau wusste, dass er leicht zu stürmen war.
Herthor blieb neben einem Felsen stehen. Vielleicht zweihundert Tergos schoben sich mit schnellen Sprüngen zwischen den Farnwedeln hindurch.
Wieder ein Windstoß. Eine Wolke aus feinem Sand, vermischt mit vulkanischer Asche, verdeckte vorübergehend die Raumschiffe.
»Ich bin ein Multi-Cyborg und ein Mensch!«, sagte Herthor Smolk laut. Seine Worte verhallten im Fauchen des Windes. »Ich werde meine Siedlung schützen, auch wenn ich gegen die Brüder auf Upith kämpfen muss.«
Er sprang hinter dem Felsen hervor, hob in einer sorgfältig gesteuerten Bewegung die Waffe an die Schulter und feuerte. In Abständen von drei Sekunden spie die Mündung der Büchse eine unterarmlange Flamme aus, und dreihundert Schritte entfernt wurde ein Tergo von den Füßen gerissen.
Bald war das Magazin leer. Glühende und stinkende Patronenhülsen lagen neben Herthor Smolk. Er handelte wie ein Automat. Ein neues Magazin rastete ein, die Geschosse glitten knackend in die Doppelkammern.
Wieder feuerte Herthor Smolk. Seine Brüder hatten keine Chance. Hin und wieder flog ein scharfkantiger Stein durch die Staubwolke, aber näher als einhundert Schritte kam keiner der Tergos an den Felsen heran. Die Schreie und Detonationen, wildes Geheul und das Fallen der getroffenen Körper, das alles bildete eine erschreckende Kulisse, die jede andere Empfindung in Herthor Smolk abtötete – außer jener furchtbaren Verwirrung, die über ihn hereingebrochen war.
Als das letzte Tageslicht verschwunden war, gab es in der näheren Umgebung von Cy Alpha Upith keine lebenden Reptilwesen mehr. Smolk taumelte in sein Quartier, reinigte sich, kleidete sich um und packte. Er war einer der sechzig Männer, die mit dem Raumschiff starten sollten.
Sobald er an Bord war, suchte er eine leere Kabine auf, warf sich auf das Lager und schlief augenblicklich ein.
Sechs Lichtjahre lagen noch vor dem Kreuzer, als Herthor Smolk endlich aufwachte. Er fühlte sich ausgeruht, aber die dunkle Drohung in seinem Innern war gewachsen. Der Kampf um die Siedlung hatte den Schlusspunkt seiner Veränderung gesetzt.
Er aß und trank, überlegte lange und erinnerte sich endlich an den präzisen Befehl des NEI. Alle Intelligenzen, die mit den
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