Silberband 092 - Das MODUL
mehr Sorgen als alle andere. Er ist die große Unbekannte.«
»Das wird wohl noch eine Weile so bleiben«, sagte Gucky resigniert. »Es sei denn, du entschließt dich, rigoros vorzugehen. Wenn wir Mutanten uns zu einem Geistesblock zusammenschließen, könnten wir ihn überwältigen.«
»Sobald wir mit Gewalt gegen den Choolk vorgehen, würde das die Kaiserin von Therm als einen Affront werten«, wehrte ich ab. »Es besteht noch kein Grund für ein solches Risiko. Chookars Haltung ist bislang keineswegs feindselig. Mir geht es vorrangig darum, Informationen über ihn zu sammeln. Es wäre wichtig, zu wissen, welche Fähigkeiten und Möglichkeiten er hat. Solange wir ihn nicht einschätzen können, ist er uns überlegen. Hast du auch nichts erreicht, Irmina?«
»Der Choolk besitzt einen perfekten Abwehrblock«, antwortete die Mutantin. »Ich kann seine Zellgruppierung nicht erfassen. Manchmal glaubte ich, das Schema seines Aufbaus zu erkennen, doch dann stand ich jäh wieder vor dem Nichts. Möglich auch, dass er meine Fähigkeiten gar nicht abwehrt, denn davon spüre ich nichts. Eher scheint es so zu sein, dass er einen zu fremdartigen Zellkode hat. Er verwirrt mich.«
»Ähnliches hat Dobrak gesagt. Er meint, dass Chookars ›Zahlenschlüssel‹ verwirrend und veränderlich sei. Das kann auch auf seine Zellstruktur zutreffen.«
»Möglich«, sagte Irmina. »Aber ganz erfolglos war ich nicht. Der Choolk hat ähnliche strukturelle Anlagen wie der COMP. Ich kann nur nicht sagen, ob das auf seinen Kristall zurückzuführen ist.«
»Betrachten wir es als weiteres Mosaiksteinchen.« Ich versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen.
»Es gäbe noch einen anderen Weg, mehr über Chookar in Erfahrung zu bringen«, erklärte Irmina spontan. »Ich meine Antapex! Erinnere dich, dass er Chookars Schiff beschrieben hat, bevor es auftauchte, er nannte den Choolk auch den im Ei Erhobenen, bevor die Translatoren diese Übersetzung seines Namens lieferten. Und Antapex wusste lange vor Chookars Eintreffen, dass ein anderer Name der Kaiserin von Therm Duuhrt lautet. Das beweist doch, dass Antapex seherische Gaben besitzt. Du solltest diesen fähigen Mutanten nicht länger vernachlässigen.«
»Und wie, stellst du dir vor, könnte er uns helfen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Bisher haben wir Antapex' Fähigkeiten nicht eingesetzt«, sagte sie. »Aber wenn wir ihm Gelegenheit zur Assoziation geben und seine Prognosen richtig auswerten, könnten wir ein abgerundetes Bild von Chookar erhalten. Und noch etwas, das besonders aktuell ist: Antapex hat vor den Fährten gewarnt, die der Kristallträger zwischen sich und dem COMP legt. Er kann damit nur das Netz der Kraftlinien gemeint haben, das den Wissenschaftlern Kopfzerbrechen bereitet.«
Irmina hatte mich überzeugt. »Wir werden uns intensiver um Antapex kümmern«, stimmte ich zu.
»Das muss aber sofort sein«, erwiderte Irmina. »denn die SOL-Geborenen werden zunehmend unruhig. Für sie ist eine Legende ins Leben zurückgekehrt.«
»Bully soll versuchen, die SOL-Geborenen zu beruhigen!«, ordnete ich an. »Ihr Mutanten kümmert euch inzwischen um Antapex. Irmina, du weißt, wie du mit ihm umgehen musst.«
»Und was wirst du gegen den Choolk unternehmen?«, wollte Geoffry wissen.
Bevor ich mich äußern konnte, heulte der Alarm auf. Gleich darauf materialisierte Ras Tschubai. »Schwierigkeiten auf Deck 14«, berichtete er. »Atlan ist mit dem Choolk an demonstrierende SOL-Geborene geraten. Einige drehten plötzlich durch, vermutlich weil sie mit den unsichtbaren Kraftlinien in Berührung kamen. Natürlich machen sie die Schiffsführung dafür verantwortlich.«
»Na also.« Ich schnippte mit den Fingern. »Damit haben uns die SOL-Geborenen einen Grund geliefert, Chookar auf elegante Weise zu isolieren. Bring mich hin, Ras!«
Als wir in dem breiten Längskorridor auf Deck 14 materialisierten, hatte der Tumult schon seinen Höhepunkt erreicht. Wachmannschaften schirmten Atlan, den Leibgardisten der Kaiserin und deren Begleiter gegen die SOL-Geborenen ab.
Soweit ich erkennen konnte, hatte noch niemand Paralysatoren eingesetzt. Dennoch sah ich mehrere Männer und Frauen auf dem Boden liegen. Andere standen mit stupiden Gesichtern da, waren überhaupt nicht ansprechbar und reagierten auch nicht auf die Reaktivierungsversuche ihrer Kameraden.
Gespenstisch wurde die Szene durch die SOL-Geborenen, die wie blind umherirrten. Sie liefen gegen Wände, stießen mit anderen zusammen,
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