Silberband 093 - Abschied von Terra
und lauschte. Im Schuppen wurde nicht gesprochen, nur Arbeitsgeräusche drangen durch die geschlossene Tür. Immerhin, dachte Sailtrit, wusste sie jetzt, dass einer der Männer raffinierter war, als sie es bisher für möglich gehalten hatte.
Bei Tagesanbruch verließen die Mitglieder der TERRA-PATROUILLE ihr neues Versteck. Lediglich Jan Speideck blieb zurück. Er sollte im Ernstfall mit dem Gleiter nachkommen und die Gruppe retten.
Kanthall plante einen Blitzangriff auf die kleine Station der Fremden. Ihm war aber nicht daran gelegen, die Anlage zu vernichten. Vielmehr wollte er den unbekannten Raumfahrern zeigen, dass auf der Erde Menschen lebten, die den Aufbau einer extraterrestrischen Kolonie nicht akzeptierten.
Alaska versprach sich von einer solchen Demonstration nicht viel. Seine Erfahrung sagte ihm, dass solche Aktionen lediglich neue Aktivitäten des Gegners herausforderten. Es gab jedoch zwei Gründe, die den Transmittergeschädigten bewogen, Kanthalls Plänen nicht zu widersprechen. Einer davon war, dass die Mitglieder der Gruppe ihr durch das Fehlen von Douc Langur und Bluff Pollard verlorenes Selbstbewusstsein wiederfinden mussten. Der zweite Grund war, dass ein Angriff auf die kleine Station wegen der Sicherheitsvorkehrungen der Fremden sowieso unmöglich erschien. Dass Kanthall nur von einem Blitzangriff mit schnellem Rückzug sprach, bewies Alaska, dass der Anführer der TERRA-PATROUILLE die Lage durchaus richtig einschätzte.
Auch an diesem Morgen löste sich der Nebel im Tal nur zögernd auf. Ab und zu sah Alaska jedoch Roboter, die in der Umgebung von Namsos patrouillierten. Der Angriff auf den Transport hatte die Fremden vorsichtig werden lassen, wenn auch ihre Gegenmaßnahmen längst nicht mit solcher Intensität betrieben wurden, wie Alaska zunächst befürchtet hatte. Die Invasoren schienen sich sicher zu fühlen.
Alaskas Gedanken beschäftigten sich bereits mit dem Rückzug aus Norwegen. Von Tag zu Tag fiel es schwerer, dem mentalen Druck zu widerstehen. Es war jedoch unmöglich, die Natur dieser Strahlung zu bestimmen. Es handelte sich weder um telepathische Signale noch um eine hypnosuggestive Strömung. Ihnen haftete das Gefühl an, nicht mehr allein über sich selbst entscheiden zu können.
Der Transmittergeschädigte glaubte daher nicht, dass diese Impulse ausschließlich gegen die Menschen gerichtet waren. Dazu waren sie zu allgemein. Sie gehörten offenbar zu der großen Station wie der Behälter, das schwarze Schiff und die Luftschneise zum Meer.
Alaskas Gedanken wurden unterbrochen, denn Kanthall hob einen Arm und ließ die Gruppe anhalten. »Wir werden unser Ziel in einer knappen Stunde erreichen«, sagte Jentho. »Dann greifen wir an wie abgesprochen. Sofort danach fliehen wir in verschiedene Richtungen. Sollte jemand nicht weiterkommen, ruft er Jan über Funk, der dann versuchen wird einzuschreiten.«
»Auf diese Weise riskieren wir den Verlust des zweiten Gleiters!«, wandte Kauk ein.
»Das ist richtig, aber darauf kommt es im Augenblick nicht an. Die Beschaffung brauchbarer Flugmaschinen ist gewiss nicht einfach, aber im Vergleich zu den Vorgängen in Namsos ist sie ein untergeordnetes Problem.«
»Glaubst du, dass wir auf die Dauer mit diesem Vorgehen Erfolg haben?«, fragte Tingmer. »Natürlich ist es angebracht, die Fremden davon zu überzeugen, dass sie hier niemals Ruhe finden werden. Ich fürchte nur, dass wir zu wenige sind, um diesen Standpunkt lange genug vertreten zu können.«
»Wir müssen es trotzdem versuchen«, sagte Kanthall. »Es gibt keine Alternative.«
»Warum verhandeln wir nicht? Alaska hat große Erfahrung im Umgang mit Außerirdischen.«
»Was sagst du dazu?«, wollte Kanthall sofort von dem Transmittergeschädigten wissen.
»Nach allem, was wir bisher erlebt haben, sind Verhandlungen nicht möglich«, antwortete der Aktivatorträger. »Die Fremden vollenden nur einen vorgegebenen Plan. So sieht es aus.«
»Das ist zweifellos richtig«, stimmte Kanthall zu.
Tingmer ließ dennoch nicht locker. »Du musst ja nicht zu ihnen gehen. Auf indirekte Weise …«
»Funksprüche haben Douc und ich bereits ohne jeden Erfolg versucht.«
Tingmer strich sich über das Gesicht. »Wir könnten einen Kurier schicken.«
»Hoffentlich denkst du da nicht an Augustus«, stieß Kauk verblüfft hervor.
»Doch.« Tingmer nickte eifrig.
»Die Fremden würden den Ka-zwo vernichten, bevor er sich dem Becken weit genug genähert hätte, um seine Botschaft
Weitere Kostenlose Bücher