Silberband 093 - Abschied von Terra
Whitehaven.
Skirpan und Smith sollten den Schlitten über die erste Etappe ziehen, dann würden Gus und Sailtrit beide ablösen. In ihren Heizjacken und mit den dicken Mützen sahen die Männer unbeholfen aus. Auch Sailtrit hatte sich vermummt, denn die Temperaturen lagen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Der Himmel war grau bis dunkelgrau, kalter Wind wehte vom Bassenthwaite Lake herüber.
»Es kann losgehen!«, rief Skirpan.
Der Schlitten ruckte an, aber bald stellte sich schnell heraus, dass die Gruppe nur sehr langsam vorankommen würde. Steven und Gary, die den Schlitten zogen, versanken immer wieder tief im Schnee. Sie mussten sich förmlich voranwühlen.
Die Schneelandschaft wurde einsam. Sie kamen an einzelnen verlassenen Gebäuden vorbei, die sie längst durchsucht und ausgeplündert hatten.
Skirpan und Smith schnauften vor Anstrengung. Sailtrit schätzte, dass sie, wenn keine unvermuteten Hindernisse auftauchten, in jeder Stunde gut eine Meile schafften. Das bedeutete, dass sie hoffentlich noch vor Einbruch der Dunkelheit in Cockermouth sein würden.
»Bluff scheint verletzt zu sein!«, stellte Kanthall fest. »Schon sein Anzug sieht ziemlich ramponiert aus.«
»Wahrscheinlich musste er vor den Fremden fliehen.«
Kauk wollte zu Pollard hinabklettern, doch Kanthall hielt ihn am Arm fest. »Warte!«, befahl er und schaltete sein Armbandgerät ein. »Bluff, hier spricht Jentho! Hörst du mich?«
»Er antwortet nicht«, sagte Alaska.
»Kein Wunder«, meinte Kanthall, als er wieder das Fernglas an die Augen hielt. »Sein Sprechgerät ist ebenfalls weg.«
»Kann ich ihn jetzt holen?«, fragte Kauk ungeduldig. Kanthall nickte, und der ehemalige Manager machte sich sofort an den Abstieg.
»Bluff kann von Glück sagen, dass es ihm nicht so gegangen ist wie Skan Mavrees«, bemerkte Kanthall düster. »Das Schicksal des Alten hätte ihm eine Warnung sein müssen. Von nun an werde ich jede Eigenmächtigkeit hart bestrafen.«
»Im Grunde genommen bist du aber froh, dass Bluff noch am Leben ist.« Baldwin Tingmer lächelte.
Pollard schien den ihm entgegenkommenden Kauk erkannt zu haben, denn er winkte.
Alaska beobachtete die Szene nachdenklich. Er wusste nicht, warum, aber beim Anblick des Jungen beschlich ihn ein eigenartiges Gefühl. War es nicht seltsam, dass sie ausgerechnet hier mit Bluff zusammentrafen?
Von seinem Platz aus konnte Alaska sehen, dass die beiden Männer jetzt miteinander sprachen. »Alles in Ordnung!«, meldete Walik Kauk gleich darauf. »Bluff ist nur ein bisschen mitgenommen und leicht verletzt. Ein Rudel Hunde ist über ihn hergefallen.«
Alaska Saedelaere atmete auf.
»Ich glaube, dass wir unter diesen Umständen den Angriff aufschieben sollten«, sagte Kanthall. »Wir bringen Bluff zum Gleiter, dort kann Jan ihn versorgen.«
»Warum sollen wir ausgerechnet jetzt umkehren?«, fragte Tingmer.
»Weil ich hören will, was der Junge zu sagen hat. Vielleicht verfügt er über nützliche Informationen.«
Dagegen war nichts einzuwenden. Trotzdem hatte Alaska das Gefühl, dass Kanthall nur einen Vorwand für den Abbruch des Unternehmens gesucht hatte.
Keiner ahnte, dass mit Bluff Pollard noch etwas anderes näher kam, was sie alle ins Verderben stürzen konnte …
Etwa zweieinhalb Stunden nach ihrem Aufbruch legte die Gruppe eine Rast ein. Smith, der auf einen Hügel stieg, um die Umgebung zu inspizieren, winkte plötzlich aufgeregt.
»Hast du etwas entdeckt?«, rief Skirpan.
»Dort drüben ist ein schneefreier Platz! Sieht aus, als wäre er erst kürzlich frei getaut.«
Alle drei folgten Smith durch den tiefen Schnee auf den Hügel. Was der Astrodynamiker entdeckt hatte, war ein ovaler dunkler Fleck, knapp dreißig Meter lang und zehn Meter breit.
»Da hat etwas gelegen!«, stellte Smith fest. »Etwas, das warm genug war, um durch den meterdicken Schnee bis zum Boden zu sinken.«
»Der Flugkörper!« Skirpan schluckte heftig. »Dieser Fleck hat die Grundform des Flugkörpers, nur dass er etwas größer ist.«
»Steve hat wahrscheinlich Recht«, bestätigte Gustafson. »Wenn das Ding so heiß ist, dass es den Schnee wegschmilzt, hat es das über die eigene Ausdehnung hinaus getan.«
»Das sind doch alles nur Vermutungen!«, wehrte Sailtrit ab.
Als Smith den Vorschlag machte, dass ein Mitglied der Gruppe hinabsteigen und die rätselhafte Stelle untersuchen sollte, lehnte die Ärztin ab. »Das würde nur Kraft und Zeit kosten. Wir haben ein Ziel, das wir unbedingt erreichen
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