Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
nicht vertragen, wie?«
»Welches Zeug?«, fragte der Lare benommen.
»Den Alkohol. Einmal an der Flasche gerochen und – bums! – warst du hinüber!«
Wie unabsichtlich näherte Donkvent den Behälter, aus dem es durchdringend roch, dem Gesicht des Laren. Ladom-Tar wich zurück. »Nicht noch einmal!«, wehrte er ab.
»Gut.« Donkvent schmunzelte. »Ist mir ohnehin lieber, wenn ich das Zeug für mich behalten kann.« Er schloss den Behälter und schob ihn in eine Tasche seiner Montur.
»War ich lange – so?«, fragte der Lare.
»Nur ein paar Minuten. Aber lange genug, um mir einen gehörigen Schreck einzujagen. Ich wusste nicht, dass ihr so heftig auf Alkohol reagiert.«
So vorsichtig, wie sie gekommen waren, verließen sie die Space-Jet wieder. Anscheinend hatte niemand ihre Anwesenheit bemerkt. Ladom-Tar steuerte den Gleiter zur Station zurück.
»Warte hier!«, forderte der Psychophysiker Pale Donkvent auf, als sie sich wieder in dem Untersuchungsraum befanden. »Ich muss Germaar-Vonk das Ergebnis der Untersuchung mitteilen. Ich nehme an, er wird dir dann erlauben, das Quartier der Kelosker aufzusuchen.«
Es war unverkennbar, dass Ladom-Tar den unheimlichen Terraner so schnell wie möglich loswerden wollte. Pale Donkvent hockte sich auf den Rand der Liege. Die teils misstrauischen, teils furchtsamen Blicke, mit denen die anderen Laren ihn musterten, ignorierte er.
»Es ist Zeit, dass du die Kontrolle abgibst, Pale«, mahnte Vanne den Wechsel ein.
»Willst du übernehmen, Kershyll?«
»Wie sehr bist du alkoholisiert?«
»Überhaupt nicht!«, protestierte der Physiker. »Das waren nur zwei kräftige Schlucke. Ich weiß, ihr alle haltet mich für einen verantwortungslosen Gesellen. Aber das stimmt nicht.«
Zwei Roboter brachten Kershyll Vanne zum Stützpunktkommandanten. Germaar-Vonk musterte den Sieben-D-Mann unbewegt. Sein Misstrauen blieb unterschwellig vorhanden, obwohl das Untersuchungsergebnis ihn beeindruckt hatte. Aber vielleicht hatte der Terraner es irgendwie geschafft, die Ergebnisse zu manipulieren. Sicher konnte Germaar-Vonk seiner Sache erst sein, wenn Fareydon-Pars Bericht vorlag und wenn darin stand, dass in dem terranischen Kleinraumschiff absolut nichts Verdächtiges gefunden worden war.
»Sie wollen die Kelosker sehen?«, fragte der Lare.
»Deshalb bin ich hier. Das sagte ich schon bei unserem ersten Gespräch.«
»Was wollen Sie von ihnen?«
»Ich muss Bericht erstatten. Sie gaben mir einen Auftrag, den ich nicht erfüllen konnte. Auch das wissen Sie, Germaar-Vonk.«
»Verstehen Sie die keloskische Denkweise?«
»Ich kann sie nachempfinden. Aber ich kann nicht selbstständig denken wie ein Kelosker.«
»Falls in ihren siebendimensionalen Berechnungen ein Fehler auftritt, würden Sie das bemerken?«
»Vielleicht nicht in jedem Fall, aber in den meisten.«
Germaar-Vonk lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedachte Kershyll Vanne mit einem bedeutsamen Blick. »Es könnte sein, dass ich Verwendung für Sie habe«, sagte er.
Vanne schwieg dazu.
»Die Kelosker haben sich vor kurzem seltsam verändert«, erklärte Germaar-Vonk sein Anliegen. »Sie scheinen einen Teil ihrer Fähigkeiten verloren zu haben. Auf jeden Fall schleichen sich Unstimmigkeiten in ihre Berechnungen ein. Ich brauche jemanden, der auf sie aufpasst und mir Meldung erstattet, sobald Fehler geschehen.«
»Sie wollen mich als Spion gegen meine Freunde einsetzen?«, fragte Vanne bitter.
»Nennen Sie das, wie Sie wollen. Ich biete Ihnen Zugang zu den Keloskern und Freizügigkeit auf Houxel – unter der Bedingung, dass Sie Ihre Freunde überwachsen und mir jeden Fehler unverzüglich melden.«
Kershyll Vanne hielt dem Blick des Laren stand. »Ich könnte Sie einfach anlügen«, sagte er freiheraus.
»Natürlich könnten Sie das – aber ich würde es merken. Die Kelosker müssen mich mittlerweile täglich über alle Fortschritte informieren. Und sie müssen Prognosen über die zukünftige Entwicklung abgeben. Diese Prognosen kann ich anhand der eintretenden Ereignisse überprüfen. Wenn eine Vorhersage nicht zutrifft, bemerke ich es. Wenn Sie sich an unser Abkommen halten, weiß ich über Fehler aber schon sehr viel eher Bescheid. Und das kann von enormer Bedeutung für uns alle sein, auch für die Sicherheit der Kelosker.«
»Ich sagte schon, dass ich wohl nicht alle Fehler erkennen kann.«
»Acht von zehn gestehe ich Ihnen zu. Wenn Sie mich bei zehn Fehlprognosen über acht rechtzeitig
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