Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
»Er will dich hereinlegen!«
»Ich weiß das«, antwortete Kershyll Vanne. Und zu Hotrenor-Taak sagte er: »Nicht besonders gut. Ich brauche Tallmarks Hilfe.«
Der Kelosker schob sich näher heran.
»Ich will eine Frage von dir beantwortet haben, Sieben-D-Mann«, sagte der Lare. »Wie lange hätte die Verspannung des Raum-Zeit-Gefüges dauern sollen?«
»Die soeben vergangen ist?«
»Genau die!«
Die sieben Bewusstseine schlossen sich zusammen und arbeiteten an dem Problem. Sie sammelten alle Einzeldaten, den Energiezufluss von den Saugstationen, die Nachweise über die Gravitationsfronten, die Beschleunigung des Kollapses von Arcur-Beta … In Sekundenschnelle hatte Kershyll Vanne alle denkbaren Lösungswege überblickt und den einzig gangbaren herausgesucht, und er wandte sich an Tallmark: »Ich diktiere dir die Rechenprozeduren. Du wirst für mich danach die erforderlichen Daten aus dem Speicher abrufen.«
Der Kelosker hob einen Arm zum Zeichen des Einverständnisses. Vanne nannte zuerst die Parameter, deren Zahlenwerte aus dem Speicher geholt werden mussten, anschließend bezeichnete er die Prozeduren. Tallmark machte mitunter eine zustimmende Geste: Der Sieben-D-Mann war also auf dem richtigen Weg.
Kurz darauf erschienen die Ergebnisreihen in der holografischen Wiedergabe. Kershyll Vanne erkannte schon an Tallmarks Gesichtsausdruck, dass etwas schief gegangen war.
»Knapp zwei Millionen Jahre«, murmelte der Kelosker bestürzt.
»Ist das richtig, Sieben-D-Mann?«, fragte Hotrenor-Taak schneidend.
»Natürlich nicht«, antwortete Vanne. »Die Verspannung hatte eine Dauer von wenigen Stunden, wie wir alle wissen.«
»Was ist falsch? Wenn die hohe Meinung, die Germaar-Vonk von Ihnen hat, zu Recht besteht, müssen Sie es wissen.«
Die sechs Mitbewusstseine schwiegen. Sie wussten keinen Rat. Hotrenor-Taak hatte den Rechner umprogrammieren lassen. Daran musste es liegen. Aber was war geändert worden?
»Wir müssten die Prozeduren Schritt für Schritt nachvollziehen«, sagte Kershyll Vanne gedankenverloren. Er sah auf und bemerkte Hotrenor-Taaks spöttischen Blick. Da schoss es ihm wie ein greller Blitz durch den Verstand. Der Filter! Die Daten, die Tallmark aus dem Speicher abgerufen hatte, waren Messdaten, mit frequenzabhängigen Fehlern behaftet. Für ihre Verwertung mussten sie einen numerischen Filter durchlaufen, der fehlerhafte Frequenzen entfernte. Die Funktion des Filters war es, die Messdaten zu glätten.
Hotrenor-Taak hatte die Filterprozedur verändern lassen!
»Nun?«, drängte der Lare höhnisch.
»Ich kann überlegen, wie ich will, es fällt mir immer nur eines ein«, brummte Vanne. »Ich weiß nicht, wieso und wie – aber jemand muss den Glättungsfilter manipuliert haben.«
An der Enttäuschung, die sich auf dem Gesicht des Laren spiegelte, erkannte Kershyll Vanne, dass er die Prüfung bestanden hatte.
In Sol-Town – wenigstens in den Kreisen, in denen man um die Vorgänge wusste – herrschte Bestürzung. Die PLEYST blieb verschwunden. Der letzte Bericht war in jeder Hinsicht analysiert worden. Die Übertragung war nicht einwandfrei, vermutlich infolge des Protonensturms zum Sendezeitpunkt. Der Bericht erwähnte ihn.
Aus der Nachricht ging hervor, dass es dem Vario-500 gelungen war, sich nach Houxel einzuschleusen. Es war zudem die Rede davon, dass das Konzept Kershyll Vanne dem Roboter folgen und ihn unterstützen solle. Unmittelbar danach riss der Text ab. Die Annahme lag nahe, dass sich Kershyll Vanne noch an Bord befunden hatte, als die PLEYST verschwand.
Julian Tifflor war allein in seinem Arbeitszimmer. Seine Gedanken wanderten zu dem Achtzig-Jahre-Plan, den Perry Rhodan in Gang gesetzt hatte. Die Kelosker spielten darin die Schlüsselrolle. Nur ihnen konnte es möglich sein, ein Black Hole künstlich zu erzeugen und den Weg zu den Zgmahkonen wieder zu öffnen. Wer den Dakkardim-Ballon erreichte, der konnte sich zum Herrscher über das Konzil aufschwingen.
Nach dem Willen der Kelosker sollte das Schwarze Loch von Arcur-Beta aber die Falle werden, in der sich die Laren fingen.
Von den achtzig Jahren, die der Plan bis zum Erfolg laufen sollte, waren erst drei Jahre vergangen.
Julian Tifflor geriet ins Philosophieren. Siebenundsiebzig Jahre, die noch fehlten, waren eine lange Zeit – selbst für einen potenziell Unsterblichen.
Kershyll Vanne war mit sich selbst zufrieden. Er hatte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dem Verkünder klar zu machen, dass
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