Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
automatisch derjenige, der alle körperlichen Auseinandersetzungen bestreiten musste.
Vannes Entschluss, sofort etwas zu unternehmen, bekam einen gehörigen Dämpfer, als er probeweise den Körper anspannte. Sofort verstärkte sich der Druck der ihn umschlingenden Arme, und zum ersten Mal spürte Vanne auch Krallen, die sich in seine Seite bohrten. Sofort gab er seine Bemühungen auf.
Der Gang machte einen scharfen Knick. Kershyll Vanne konnte das nicht nur an den Bewegungen seines Widersachers erkennen, sondern zugleich an dem Lichtschein, der jetzt von vorn in den Korridor fiel.
Er drehte den Kopf, so dass er das Wesen sehen konnte, das ihn überwältigt hatte. Auf den ersten Blick ähnelte es einem massigen Bären mit grauem Pelz. Dann erkannte Vanne jedoch erhebliche Unterschiede. Der Unbekannte hatte einen ovalen Kopf mit eingedrückter Gesichtspartie. Sie war schwarz und bestand in erster Linie aus einer senkrecht verlaufenden Atemöffnung, die an den Rändern blasenförmig verdickt war und unablässig pulsierte. Zu beiden Seiten darüber saßen zwei Augen, die wie zerbröckelte Kieselsteine aussahen.
Das Wesen ist blind!, erkannte Kershyll Vanne irritiert.
Er korrigierte seine Meinung, als er bemerkte, dass der Fremde ein kompliziert aussehendes Instrument auf dem Kopf trug. Wahrscheinlich ersetzte es ihm die Augen und andere Sinne. Aber nicht nur auf dem Kopf besaß diese Kreatur ein Gerät. Als Vannes Blick abwärts glitt, registrierte er ein gutes Dutzend ähnlich konstruierte Gebilde, die scheinbar aus dem Körper wuchsen.
Vanne wurde in einen Raum geschleppt, an dessen Wänden sich eine verwirrende Vielfalt von Instrumenten befand. Röhren und Kabel verliefen von dort aus bis unter die Decke, wo sie sich zu einem Knäuel vereinigten. Aus diesem Gebilde hing eine Art Sonde mitten in den Raum herab. Unter der Sonde stand ein Sockel mit einer nierenförmigen Scheibe, die sich langsam drehte.
Vanne, der erwartet hatte, dort abgelegt zu werden, stellte erstaunt fest, dass er losgelassen wurde. Er wollte sich umwenden und fliehen, aber der Eingang war schon zugeglitten und eine zweite Tür schien es nicht zu geben.
Das Pelzwesen kümmerte sich nicht länger um Vanne, sondern legte sich rücklings auf die Scheibe. Die Sonde glitt herab, sie teilte sich an ihrem unteren Ende in einen Fächer mit mehreren Dutzend Fühlern. Jeder dieser Fühler stellte mit einem der aus dem Körper des Bepelzten ragenden Instrumente Kontakt her.
Vanne sah gebannt zu. Als er einen Schritt auf den Sockel zumachte, stieß er gegen eine unsichtbare Energiebarriere. Er vermutete, dass der Fremde die Kommunikation mit anderen Wesen oder einer Robotstation aufgenommen hatte. Vielleicht regenerierte er auch seinen Körper. Auf jeden Fall war er in diesem Zustand hilflos, sonst hätte er sich kaum durch einen Schutzschirm abgesichert.
Kershyll Vanne tauschte seinen Platz im Bewusstseinsverbund mit Hito Guduka, denn der Totalenergie-Ingenieur war am ehesten in der Lage, die Bedeutung der Schaltanlagen in diesem Raum zu ergründen und mit ihrer Hilfe vielleicht eine Fluchtmöglichkeit zu finden.
Guduka studierte die Instrumente an der nächstgelegenen Wand. Es war zweifellos ein Fehler, die Anlage isoliert zu sehen. Sie war Teil eines gesamten, nur schwer zu verstehenden Komplexes.
Guduka ging davon aus, dass er in erster Linie Mess- und Kontrollinstrumente vor sich hatte, die mit funktionellen Geräten auf der einen und mit auswertenden Rechnern auf der anderen Seite verbunden waren. Er hielt sich nicht lange damit auf, sondern suchte nach jenen Teilen der Anlage, die nichts mit der eigentlichen Aufgabe dieses Raumes zu tun hatten, sondern dazu da waren, klimatische Veränderungen herbeizuführen, Schutzschirme aufzubauen und Türen zu öffnen und zu schließen. Dabei stieß er auf ein Instrumentenbord, das in eine Wandvertiefung eingelassen war. Darüber befand sich eine Leuchtscheibe, über die dunkle Vierecke wanderten. Guduka wusste, dass er kaum Zeit haben würde, den Sinn der Anzeigen zu verstehen. Er musste aufs Geratewohl experimentieren.
Der Erfolg war verblüffend, als er eine Schaltfläche berührte. Vor dem Sockel öffnete sich der Boden. Die Scheibe, auf der das Pelzwesen lag, kippte in die Senkrechte. Die Kontakte lösten sich aus den körpereigenen Instrumenten des Fremden, danach glitt er mit der Scheibe in das Loch im Boden und verschwand.
Guduka berührte eine zweite Fläche.
Das war offensichtlich ein
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