Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
soll.«
»Traktorstrahlen einsetzen!«, befahl Atlan, als wieder besonders bedrohliche Brecher auf die Inseln zurollten. »Wir müssen die Eingeborenen an Land bringen.«
Es war ein eigenartiges Bild, als die Ersten der fischartigen Wesen, gegen ihren Willen von einer unsichtbaren Kraft aus dem Wasser gehoben, zappelnd am Ufer abgesetzt wurden, während hinter ihnen die Klippen unter donnernden Fluten verschwanden. Doch kaum hatten die Eingeborenen Boden unter den Füßen, torkelten sie zum Ufer zurück und sprangen wieder ins Wasser.
Hilflos musste Atlan zusehen, wie einige von ihnen von der Brandung gegen die Klippen geschleudert wurden. Die anderen setzten ihre Arbeit an den Häusern fort.
»Es ist sinnlos«, beteuerte Cortwein Khan. »Sie wollen nicht in Sicherheit gebracht werden.«
»Vielleicht sind sie krank«, erwiderte Atlan nachdenklich. Dann fasste er einen Entschluss. »Paralysestrahler einsetzen!«
Sekunden später trieben die meisten Leiber reglos in der Flut. Mit Traktorstrahlen hob der Leutnant sie aus dem Wasser und legte alle vorsichtig in einem Uferbereich ab, der stetig von Gischt übersprüht wurde. Anerkennend stellte Atlan fest, dass Brakes sich Gedanken darüber gemacht hatte, wie die Paralysierten ihren Zustand schadlos überstehen konnten.
Kurz darauf arbeitete niemand mehr an den Häusern, die Space-Jet war gelandet, und die Besatzung kümmerte sich zumindest notdürftig um die am schwersten Verletzten. Aber mehr, als Brüche zu schienen und Verbände anzulegen, konnten sie nicht tun.
»Einige scheinen so schwer verletzt zu sein, dass sie kaum überleben werden«, stellte der Mediziner fest. »Allerdings ist ihr Metabolismus für uns bislang unbekannt.«
»Zudem habe ich nicht einmal den Eindruck, dass sie unser Eingreifen begrüßen«, bemerkte Ras Tschubai, der die Space-Jet ebenfalls verlassen hatte.
»Ich befürchte auch, dass sie weiterarbeiten werden, sobald ihre Lähmung nachlässt«, entgegnete der Arkonide voller Unbehagen. Schließlich nahm er Funkverbindung zur SOL auf.
»Von anderen Besatzungen liegen keine entsprechenden Meldungen vor«, erwiderte Perry Rhodan, nachdem Atlan seinen Bericht abgeschlossen hatte. »Nahezu alle Beiboote sind wieder eingeschleust worden, kaum jemand hatte Kontakt mit den Eingeborenen.«
»Es scheint, dass diese Wesen das Ende der Kleinen Majestät nicht verkraften. Wir müssen das klären«, sagte Atlan erschüttert.
»Ich komme«, erklärte Rhodan. »Was mit den Eingeborenen geschieht, ist jetzt meine Verantwortung.«
Der Tod der Kleinen Majestät hatte die Planetenbewohner zwar befreit, aber diese neue Freiheit drohte ihnen zum Verhängnis zu werden.
3.
»Da ist noch einer!« Fellmer Lloyd zeigte auf das Meer hinaus. In den Wellen trieb ein regloser Körper.
Tschubai konzentrierte sich kurz und teleportierte. Er materialisierte direkt über dem Eingeborenen, berührte ihn und sprang mit ihm zusammen auf die Insel zurück. Vorsichtig ließ er den Fischartigen zu Boden gleiten.
»Kannst du seine Gedanken erfassen?«, wollte Perry Rhodan von Lloyd wissen.
»Teilweise.« Der Telepath blickte überrascht auf. »Dieser Mann ist so etwas wie ein Priester, er nennt sich Kaimuntra. Er ist von der Insel der Kleinen Majestät geflohen, als es dort kritisch wurde.«
»In der kurzen Zeit kann er so weit geschwommen sein? Das ist erstaunlich.«
»Die Angst hat ihn getrieben«, behauptete Fellmer Lloyd. Als gleich darauf Kaimuntra die Augen öffnete, redete er freundlich auf ihn ein und forderte ihn mit unmissverständlichen Gesten auf, sich ebenfalls zu äußern. Nach einer Weile übersetzte der positronische Translator die ersten Worte.
Schnell wurde klar, dass sich die Eingeborenen Dorls nannten. Auch, dass sie ihr Leben nach kosmischen Schwingungen ausrichteten. Offenbar übte die Aktivität eines fernen Radiosterns starken Einfluss auf sie aus, der vor allem künstlerische Impulse brachte. In einer kreativen Phase hatten die Dorls begonnen, neue Bauten zu errichten.
»Ohne Rücksicht auf Leben und Gesundheit?«, fragte Rhodan zweifelnd. »Das widerspricht allem, was wir von den Gesetzen der Natur wissen.«
»Richtig«, pflichtete Lloyd bei. »Soweit ich es den Gedanken des Priesters entnehmen kann, sieht er die Situation als anomal an. Er ist überzeugt davon, dass sein Volk in einer Art geistiger Sklaverei gelebt hat.«
»Die Kleine Majestät hatte sein Volk mental geknebelt«, bestätigte Rhodan.
»Er ist der Ansicht, dass
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