Silberband 097 - Rebell gegen ES
unbehaglich.
»In einigen Monaten wird das Black Hole stehen. Wir können es dann ortungstechnisch erfassen und klassifizieren, aber ich denke nicht daran, auch nur ein Schiff der vernichtenden Schwerkraft auszusetzen. Ich erwarte einen Beweis für die Funktionstauglichkeit des Dimensionstunnels. Sie müssen mich davon überzeugen können, dass die Benutzung des Black Hole für uns kein Risiko darstellt. Mehr verlange ich von Ihnen nicht.«
Die letzten Worte klangen für Vanne wie ein Hohn.
Hysteron-Proteron: Hito Guduka
Du leidest unnütz, Hito Guduka. Würdest du dich auf den Plan der Vollendung besinnen, so wüsstest du, dass dein exsomatischer Zustand nur ein Zwischenstadium ist. Du sehnst dich nach einem Körper und nach der Vereinigung mit anderen Bewusstseinen zu einem Konzept? Diese Sehnsucht wird nicht ungestillt bleiben. Du sollst schon jetzt erleben, welche Möglichkeiten dir bald offenstehen werden.
Das Spätere sei für dich das Frühere.
Für Hito Guduka war es ein Erlebnis, wie es manche Personen in Katastrophensituationen oder in der Todesstunde haben. Der Betroffene sieht sein Leben in unglaublich kurzer Zeitspanne an seinem geistigen Auge vorbeiziehen.
Hito sah nicht sein früheres Leben, sondern erlebte seine Zukunft.
Er befand sich in seinem eigenen Körper, war mürrisch und verschlossen und brauste cholerisch auf, sobald er glaubte, dass ihm Unrecht geschah. Doch mit der Zeit veränderte sich sein Charakter, ohne dass ihm das auffiel. Der Einfluss der anderen sechs Bewusstseine machte sich immer stärker bemerkbar, bis die endgültige Form des Konzepts erreicht war.
Hito war nun extrovertierter, konnte sich für ästhetische Kunst begeistern und widmete sich den Geisteswissenschaften. Sein Hobby blieb dennoch die Technik. Vielleicht lag es daran, dass er sein Bewusstseins-Kontinuum nicht so leicht zu beherrschen lernte wie die anderen Konzepte. Es mochte aber auch sein, dass seine Ungeduld und sein eher noch gesteigertes cholerisches Temperament daran schuld waren, dass er sich mit der Paranoetik schwer tat.
Aber das störte ihn nicht. Er war ein vollwertiges Konzept und konnte sich darüber hinaus seinem Hobby als Totalenergie-Ingenieur widmen. Diese Bezeichnung entstammte zwar dem Sprachschatz der Aphiliker, doch Hito behielt sie bei.
Konzept sein hieß, im Rahmen des Plans der Vollendung frei zu sein, und Hito nahm sich alle Freiheiten heraus.
Er baute sein Haus an der Großen Magma-Rinne allein mit technischen Hilfsmitteln. Hito hatte die Maschinen, die alle Fertigteile herstellten, selbst konstruiert. Doch er hoffte vergebens, dass sich diese Maschinen amortisierten, denn niemand kam zu ihm, um für ein Haus oder sonst eine Anlage Fertigteile fabrizieren zu lassen.
Sein Heim hatte eine autarke Energieversorgung, die unabhängig von der Kunstsonne über EDEN II war. Türen und Fenster konnte er über Funk öffnen und schließen, verdunkeln oder transparent machen – aber auf paranoetische Impulse reagierten sie nicht. Er freute sich stets diebisch, wenn ein paranoetischer Alleskönner vergeblich versuchte, kraft seines Geistes in das Haus zu gelangen. Der Betreffende wurde von überregionalen Barrieren zurückgeschleudert, die Hito selbstverständlich auf hyperphysikalisch-technischer Basis errichtet hatte.
Aber irgendwann, das wusste er, würde der Tag kommen, an dem die Paranoetik über seine Technik siegte. Er war deshalb nicht traurig, denn erst dann und nicht eher würde er sich der Paranoetik unterwerfen. Bis dahin gehörte der Totalenergie-Technik sein Leben.
Das zeigte sich, als EDEN II im Ferrum-System Station machte, Hito hatte dem Achtplanetensystem diesen Namen gegeben, weil die von ihm entwickelten Massetaster auf allen Planeten ungeheure Metallvorkommen registrierten.
Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um gigantische Robotanlagen. Sie lagen still, das wiesen die Energietaster eindeutig aus. Die Paranoetiker hingegen erklärten, dass sie von allen acht Welten Mentalimpulse lebender Wesen empfingen, und zwar von Intelligenzwesen.
Um nicht einem Trugschluss zu unterliegen, sei ausgesagt, dass keine drei Prozent der Konzepte vollwertige Paranoetiker waren. Der Rest machte die ersten Tastversuche durch die noematischen Kontinua.
Achtzig der besten Paranoetiker machten sich zur Erkundung auf, für jeden Planeten zehn. Ihre ersten Meldungen bestätigten die Ortungsergebnisse und die Existenz abgeschalteter riesiger Robotanlagen, zwischen denen
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