Silberband 098 - Die Glaswelt
klobigen Brocken und der Wand aufzuweichen, wenn auch nur für wenige Augenblicke.
Das große Stück rutschte nach, ehe das verflüssigte Material wieder erkalten konnte. Dadurch kam es am anderen Ende, das sich verkeilt hatte, frei. Es kippte seitlich weg und zerbrach, als es auf dem Boden aufschlug.
Gethaar-Hay reagierte in derselben Sekunde. Seine acht Spinnenbeine trugen den einen Meter dicken und nahezu drei Meter durchmessenden Ovalkörper aus der Gefahrenzone heraus.
Als er das Freie erreichte und das gläserne Trümmerfeld erblickte, erkannte Gethaar-Hay sofort, dass sich in der langen Zeit seiner Gefangenschaft nicht viel verändert hatte. Die Meister waren nicht wieder auferstanden, und auch die Hordeis waren nicht zurückgekehrt, um das begonnene Zerstörungswerk zu vollenden.
Gethaar-Hay stand in der prallen Sonne und schaltete die eigene Energiezufuhr auf ein Minimum zurück.
Die Hordeis waren eines Tages in eiförmigen Schiffen gekommen und hatten mit den Ourthels verhandelt. Von anderen Völkern mussten sie von den nahezu unbesiegbaren Sternenkämpfern erfah ren haben, die auf der Welt der Meister gezüchtet wurden. Da sie mit Angehörigen ihrer eigenen Art in ständigem Krieg lebten, woll ten sie eine unschlagbare Armee aufbauen.
Gethaar-Hay konnte sich gut an jene Tage erinnern. Die Verhandlungen verliefen Erfolg versprechend für beide Seiten. Die Produktion wurde angekurbelt wie noch nie. Transporter auf Transporter verließ den Planeten und kehrte mit eingetauschten Versorgungsgütern aller Art zurück.
Die entflohenen Fehlzüchtungen aber gaben nicht auf. Immer wieder überfielen sie die Schiffe der Hordeis und einsame Stützpunkte ihrer Schöpfer, lieferten sich Schlachten mit ihren Jägern und starben zu Hunderten.
Eines verhängnisvollen Tages griffen auch die Jäger selbst in das Geschehen ein. Die Hordeis besaßen nicht die Gedankenmuster der programmierten Norm, und der in die Androiden verpflanzte Befehl lautete: Vernichtung.
In einer einzigen Nacht wurden die Handelskommission der Hordeis und der Großteil ihrer Frachterflotte vernichtet.
Die völlig ratlosen Ourthels sahen dem Geschehen hilflos zu und versuchten, den wenigen überlebenden Hordeis die Sachlage zu erklären, ohne auf Verständnis zu stoßen. Die noch startfähigen Schiffe der fremden Händler verließen den ungastlichen Planeten mit dem Versprechen, sehr bald zurückzukehren.
Dem folgten wenige Wochen der Ungewissheit. In dieser Zeit, erinnerte sich Gethaar-Hay, wurden viele Jäger deaktiviert und verschrottet, der Rest aber entwickelte eine erstaunliche Eigeninitiative und entfloh in die Regionen außerhalb der Treibhauskuppel. Das kühlere Klima machte ihnen nichts aus, und mit ihrem logisch denkenden Verstand konnten sie das bevorstehende Ereignis besser voraussehen, als jeder Ourthel es vermocht hätte.
Dann kamen die Hordeis wie angekündigt zurück.
Sie erschienen mit einer gigantischen Kriegsflotte und vernichteten im Verlauf eines einzigen Tages alles, was die Ourthels in einem Jahrtausend aufgebaut hatten. Ihre Bomben ließen die Kontinentalkuppel in unzählige Bruchstücke zersplitterten, und als die Oberfläche nur noch einem Trümmerfeld glich, folgten die Bakterien. Sie töteten jeden Ourthel und jedes ihrer organischen Geschöpfe. Niemand entkam dem Strafgericht, bis auf die Androidenjäger. Natürlich kam der Großteil von ihnen beim Einsturz der Kuppel um, aber den Überlebenden konnten die Bakterien nichts anhaben.
Abermals erfolgte ein klimatischer Umschwung, doch der Staubmantel in der Stratosphäre war in den vergangenen Jahrhunderten schwächer geworden. Die Zeit der riesigen Vulkanausbrüche war vorbei, die obersten Schichten der Atmosphäre hatten sich selbst gesäubert. Ungehindert erreichten die Sonnenstrahlen wieder die Oberfläche.
Tiere und Pflanzen kehrten in die ursprünglichen Regionen zurück und gewöhnten sich an die neuen Lebensbedingungen des gläsernen Trümmerfelds, das den ganzen Kontinent bedeckte. Aber auch die Jäger kehrten zurück, empfingen jedoch keine den Vernichtungsmechanismus aktivierenden Gedankenmuster mehr. Ruhelos wanderten sie durch die gläsernen Wüsten und neu entstandenen Wälder, um nach einem Opfer zu suchen.
Viele wurden von einstürzenden Gebäuderesten erschlagen oder gerieten in die konzentrierte Hitze eines Brennpunkts, gegen die sie nicht immun waren. Aber was immer sie unternahmen, es war für sie unmöglich geworden, ihrer Aufgabe
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