Silberband 098 - Die Glaswelt
wie blind gegen die transparente Wandung an, die es von seiner gewohnten Umgebung trennte.
Ellert-Ashdon spürte, wie das winzige Leben zu erlöschen drohte.
Nicht an sich dachte das Konzept in diesen Sekunden, nur an Agai. Das Frettchen war sterblich, die beiden Bewusstseine höchstwahrscheinlich nicht.
Mit aller Energie versuchte Ellert-Ashdon, das Tier gegen den Schock abzukapseln. Er spürte das Zerren, das ihn davon abzuhalten drohte und ihn von dem Gastkörper trennen wollte.
Der Gegner war stärker.
Agai spürte wohl instinktiv, dass für ihn Unbegreifliches geschah, und gab seinen Widerstand auf. Zitternd und von unerträglichen Schmerzen gepeinigt, hockte das Frettchen an der Stelle, an der vorher der Spalt gewesen war, der sich nun nicht öffnete. Undeutlich erkannte es den Schatten Rhodans.
Ellert-Ashdon klammerte sich ein letztes Mal mit aller Energie fest, dann lösten sich die Fesseln.
Das Doppelbewusstsein war wieder frei und körperlos, es erlosch nicht.
Aber BULLOCs Sphäre konnte es nicht halten. Ellert-Ashdon glitt durch die energetische Hülle hindurch, als sei sie nicht vorhanden, und erst in diesem Augenblick begriff er, dass nicht die Inkarnation ihn von Agai getrennt hatte, sondern ES.
ES war stärker als BULLOC gewesen.
Die schimmernde Sphäre wurde zu einem leuchtenden Punkt inmitten der glitzernden Glasebene, die schnell zu einem funkelnden Stern schrumpfte und in den Tiefen des Alls versank.
Ellert-Ashdon stürzte wieder hinein in die Unendlichkeit des Universums.
Aber das Doppelbewusstsein wusste, dass es kein Sturz in die Ungewissheit sein konnte. Diesmal gab es ein Ziel.
Rhodan konnte nicht ahnen, was sich wirklich in der Sphäre abgespielt hatte. Er sah nur schemenhaft, dass das Frettchen zu Boden fiel, sich vor Schmerzen wand und schließlich zitternd verharrte. Gleichzeitig öffnete sich die Strukturlücke wieder.
»Ernst, was ist geschehen?«
Das Tier reagierte nicht.
Er spürte eine unbeschreibliche Wut in sich aufsteigen. Die Sphäre war noch näher an den Rand des Plateaus herangeglitten, er konnte die Hülle nun berühren, ohne sich vorbeugen zu müssen. Das Frettchen lag keine fünfzig Zentimeter von ihm entfernt am untersten Ende der Lücke.
Er bückte sich, griff durch die Strukturlücke hindurch und grub seine Hand in das Fell. BULLOC hinderte ihn nicht daran.
Das Tier atmete noch, schien aber geschwächt zu sein. Rhodan streichelte es und redete ihm gut zu. Als abermals keine sinnvolle Reaktion erfolgte, dämmerte ihm, dass Ellerts Bewusstsein es verlassen haben musste. Was er nun in seinen Armen hielt, war ein ganz normales instinktbehaftetes Tier.
Behutsam setzte er es auf das Plateau.
»Kehre zurück in deine Welt, kleiner Kerl. Du hast mir sehr geholfen. Lauf schon …«
Diesmal war es so, als habe das Frettchen seinen Rat verstanden. Mit einem fiependen Pfeifen huschte es auf den Höhleneingang zu. Dort blieb es sitzen und drehte sich noch einmal um, als wolle es sich Rhodans Anblick einprägen. Dann verschwand es.
Rhodan fixierte die Sphäre und die Strukturlücke.
»Also gut, BULLOC, ich bin bereit. Aber vergiss nicht, welche Abmachung wir getroffen haben. Halte dich daran, sonst ist sie wertlos, auch für dich.«
Er bekam keine Antwort.
Als er noch zögerte, in die Sphäre zurückzukehren, hüllten ihn die hypnosuggestiven Befehlsimpulse erneut ein. Sie zwangen ihn, durch die Strukturlücke zu steigen, die sich sofort hinter ihm schloss.
Gleichzeitig stieg die schimmernde Kugel in die Höhe und wurde schneller.
Inzwischen erfüllte sich das Schicksal des schiffbrüchigen Zeilshot, der fest davon überzeugt war, endlich sein Glück gefunden zu ha ben.
Er fuhr nach Norden, dem Gebirge entgegen, die flüchtige Begegnung mit dem fremden Raumfahrer weit hinter sich zurücklassend. Das Gefühl, einem Unbekannten das Leben gerettet zu haben, befriedigte ihn. Aber das war genug.
Rechts wanderte ein Jäger durch die Halden, ohne sich um ihn zu kümmern. Immer häufiger ließen sich die harmlos gewordenen Androiden in der Nähe des Gebirges sehen, als führe sie ein unwiderstehlicher Drang hierher.
Zeilshot verbrachte die Nacht in einem Tal und brach bei Sonnenaufgang wieder auf. Der Himmel war wolkenlos, die steigende Temperatur machte ihm nichts aus. Er hatte die gläsernen Trümmerfelder bald hinter sich und erreichte das felsige Gelände, in dem die Vegetation spärlicher gedieh. Hier gab es keine Brennglaseffekte mehr.
Wieder begegnete er
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