Silberband 098 - Die Glaswelt
nur den einen Schluss zu, dass CLERMAC – beziehungsweise die Summe aller bisherigen Inkarnationen BARDIOCs – von den Terranern gezwungen wurde, die Hulkoo-Flotte des Xehmer-Naad aus dem Medaillon-System abzuziehen und dabei die Kleine Majestät, die bisher die Erde beherrschte, mitzunehmen.«
Fünf Molekülverformer beziehungsweise Gys-Voolbeerah wurden unruhig. Sie äußerten Zweifel, und Vhuum-Dyra fasste schließlich die Meinung der Zweifler zusammen. »CLERMAC ist der Vertreter BARDIOCs in Ganuhr – und da BARDIOCs Macht unvergleichlich größer ist, als die der Terraner es jemals gewesen sein kann, ist es undenkbar, dass die Inkarnation sich von den Terranern zur Aufgabe eines Systems zwingen ließe, mit dem sie große Pläne hat.«
»Die Inkarnation geriet in schwere Bedrängnis, als wegen ihres gescheiterten Versuchs, die SOL im Varben-Nest zu fangen, ein Gravitationskollaps erfolgte«, erklärte Kaalech. »Das beweisen ebenfalls aufgefangene Funksprüche. Außerdem machen sie deutlich, dass die Inkarnation sich von Terranern retten ließ, weil die Hulkoos ihr nicht helfen konnten.«
»Ich zweifle nicht an deinen Worten, Kaalech«, warf ein Gys-Voolbeerah namens Thon-Bherkahn ein. »Aber es klingt unglaublich, dass die Inkarnation vor einem Gegner kapituliert.«
»Vergiss nicht, dass die anderen nicht nach DEM GESETZ handeln wie wir«, erwiderte Brekh-Taam ernst. »Auch BARDIOCs Inkarnationen gehören zu den Anderen. Bei den Gesetzlosen überwiegt der Egoismus, deshalb herrschen unter ihnen Chaos und Ohnmacht.«
»Es ist nicht bei allen Anderen so«, widersprach Naphoon. »Aus den Funksprüchen ging auch hervor, dass die gerettete Inkarnation die Herrschaft über die SOL errang und behalten hätte, wäre der Terraner Perry Rhodan nicht bereit gewesen, sich in ihre Gewalt zu begeben und sie zu begleiten, wenn die Inkarnation dafür die SOL und ihre Besatzung freigeben würde.«
»Und Perry Rhodan ist – nach Naphoons und meinen Erfahrungen – nicht der einzige Mensch, der in der Lage ist, sein Leben und seine Sicherheit hinter den Interessen des Ganzen zurückzustellen«, sagte Kaalech. »Die Terraner scheinen die latente Fähigkeit zu besitzen, sich DEM GESETZ unterzuordnen. Leider bedeutet das nicht, dass sie treue Diener des Neuen Tba werden könnten.«
»Was hindert sie daran?«, fragte Moolkergh.
»Es sind solche Gefühle wie Stolz und Freiheitsliebe, die sie daran hindern, sich Fremden unterzuordnen«, antwortete Kaalech. »Naphoon und ich haben festgestellt, dass die Menschheit in vielen Dingen heimlich und manchmal offen von einer Superintelligenz geleitet wird, die sich ES nennt. Aber obwohl ES offenbar intelligenter und vorausschauender ist als die Menschen, würden sie bestenfalls mit der Superintelligenz kooperieren, aber niemals deren Herrschaft anerkennen.«
Lange Zeit war es still in der Halle, dann reckte sich Brekh-Taam. »In den Terranern haben wir die Träger der großen Kraft gefunden, die wir lange suchten!«, rief er. »Wir müssen unser Vorgehen dieser Erkenntnis anpassen, denn wenn wir hier in Ganuhr einen Schimmer von Tba finden wollen, dann finden wir ihn dort, wohin diese Terraner sich eines Tages wenden werden.«
Nach der Versammlung kehrte Kaalech in seinen persönlichen Be reich zurück. Nachdenklich musterte er die Sitzstange in seiner Un terkunft.
Er und seine Brüder hatten, nachdem sie das Fragment der fremden Forschungsstation zu ihrem Stützpunkt in Ganuhr gemacht hatten, die meisten Sektionen des Bruchstücks gewissenhaft untersucht. Alle Einrichtungsgegenstände, vor allem aber die fast überall vorhandenen Sitzstangen, verrieten, dass die Erbauer und Benutzer der Station intelligente Vogelabkömmlinge gewesen waren. Im Verlauf ihrer Evolution mussten sie ihre Flügel jedoch längst mit Armen und Greifhänden vertauscht haben, denn die Schaltungen waren dementsprechend angeordnet.
Kaalech bedauerte, dass seine Brüder und er nicht die Mittel besaßen, eine Altersbestimmung des Baumaterials vorzunehmen. Dann hätte sich aus zurückverfolgtem Kurs und dem Zeitfaktor die Herkunft der Station sehr genau berechnen lassen. Andererseits war er sich dessen klar, dass die Siebener-Gruppe in Ghor-Chrane vollständig damit ausgelastet war, die Aktivitäten von BARDIOCs Sklaven und neuerdings der Terraner zu beobachten und nach Informationen über das Tba zu suchen. Außerdem nahm er ohnehin nicht an, dass die Erbauer der Station noch existierten.
Kaalech
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