Silberband 099 - Treibgut der Sterne
gewohnt bist. Aber der Herr, dem dieses Haus gehörte, hat das gegessen, und ich habe gekostet. Es schmeckt wirklich ausgezeichnet.«
»Was ist das?«, ächzte Marboo.
»Ich weiß nicht. Hunderte dieser Tiere liegen im Tiefkühllager. Auf den Packungen steht, dass sie unbegrenzt haltbar sind. Es muss sich um Delikatessen handeln, denn von der Erde stammt das Viehzeug sicher nicht.«
Da dämmerte es Marboo. Sie erinnerte sich an Geschichten, die sie gehört hatte, bevor die Erde in den Schlund gestürzt war. Über den Obmann von Plophos und seine abenteuerlichen Gewohnheiten. Vor ihr lag eine plophosische Gürtelratte, eingefroren und nach Terra verschickt vor mehr als tausend Jahren.
Der Roboter wartete auf ihre Entscheidung. Mit einer entschlossenen Bewegung schob Mara ihren Teller zurück. »Ich rühre keinen Bissen davon an!«
Abermals lachte Bosketch. Er langte kräftig zu. Mit vollem Mund wandte er sich an Marboos Diener. »Hat keinen Sinn, das kostbare Zeug verderben zu lassen! Bring's auch noch zu mir her!«
Mara Bootes schauderte. Er ist wirklich verrückt, dachte sie entsetzt.
Eine kurze Zwischenlandung vor dem Quartier der Bosketch-Gruppe. Ver Bix wartete mit den meisten seiner Leute, etwa achtzig Männern und Frauen. Nur die Kinder und einige Alte befanden sich noch in ihren Quartieren.
Walik glaubte, ihre Furcht spüren zu können. Sie hatten nicht die schweren Fahrzeuge, die dem Toben lange standhalten würden. Schon deshalb entschied er, nur zwei Freiwillige mitzunehmen, er musste Bosketch nicht mit einem Heer folgen.
Bix und Sepi Altamare meldeten sich sofort. Altamare wirkte älter, als er war, und ging vornübergebeugt. Doch wer ihn kannte, der wusste, dass eine Menge Kraft und Schlauheit in ihm steckten.
Die anderen schickte Walik nach Imperium-Alpha. »Ihr kennt den Sektor, in dem die TERRA-PATROUILLE untergebracht war. Lasst euch dort nieder! Die Nacht wird teuflisch werden.«
Der Sturm schien ein wenig schwächer geworden zu sein, bis der Gleiter sich wieder vom Boden löste, aber die Luft war beißend kalt. Und Dunkelheit hatte die Welt verschlungen, die Scheinwerfer des Gleiters reichten nicht so weit wie sonst.
Über der Ebene südwestlich der Stadt tobte der Sturm mit voller Wucht. Der Gleiter bockte wie ein ungezähmtes Pferd. Mehrmals versuchte Walik Kauk, über Minikom Luna zu erreichen. Aber Medaillons Ausbrüche blockierten den Funkverkehr.
»Ich kenne die Villa des Obmanns nicht«, sagte Ver Bix plötzlich. »Ist es möglich, dass Glaus uns kommen sieht?«
»Dieses Risiko müssen wir eingehen.« Walik zuckte ungeduldig mit den Schultern.
Das flackernde Orterbild zeigte undeutlich die Umrisse der Berge und bald darauf einen Taleinschnitt.
»Wir erreichen das Ziel in wenigen Minuten!«, meldete der Ka-zwo.
Etwa drei Kilometer vor der Villa schaltete Walik den Autopiloten aus und übernahm selbst die Steuerung. Am Fuß einer steilen Felswand zeigte die Ortung eine geräumige Höhle, dort setzte er das Fahrzeug ab.
Walik Kauk trat als Erster aus der Höhle ins Freie. Der Sturm wollte ihn sofort mitreißen, die Kälte schnitt ihm bis ins Mark. Der Lichtkegel seines Scheinwerfers reichte nur wenige Meter weit, konnte die wirbelnden Staub- und Sandschleier nicht durchdringen.
Noch einmal hatte er versucht, Luna zu erreichen. Er trug den Minikom am linken Handgelenk und presste sich das kleine Gerät aufs Ohr. Wie aus unendlich weiter Ferne vernahm er endlich eine schwache Stimme. »Terra … ungeheuer beschleunigt … wahrscheinlich … im Laufe der … Stunden …« Dann war der Empfang schon wieder tot.
Walik tastete sich von einem gerade noch erkennbaren Geländepunkt zum nächsten. Dabei konnte er nur hoffen, dass er sich nicht von der Villa entfernte. Falls er hier oder auf der anderen Seite des Tales in die Berge geriet, konnte er seinen Kurs zwar korrigieren, verlor aber Zeit.
Er erinnerte sich nicht, jemals so erbärmlich gefroren zu haben. Als neben ihm etwas auf den Boden klatschte und ihn mit lockerem Erdreich überschüttete, ahnte er, dass er dem Tod in dieser Sekunde nur um Haaresbreite entgangen war.
Er wurde zur Maschine, die nur noch das Ziel hatte, die Villa zu erreichen. Sein Wahrnehmungsvermögen beschränkte sich auf den jeweils nächsten Gegenstand, der im zitternden Lichtschein vor ihm auftauchte.
Schließlich sah er etwas Großes, Mächtiges aufwachsen. Einzelheiten konnte er nicht ausmachen, aber dann erkannte er, dass er eine Mauer vor sich
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