Silberband 099 - Treibgut der Sterne
Wohnung auf ihn. Er kam vom Aktionskreis Vereinte Menschheit und lud ihn zu einer großen Diskussion ein.
Hamiller witterte eine Chance, wenigstens etwas über Margor herauszufinden. Er verhandelte kurz mit dem Unbekannten und ließ sich von ihm zu einem Essen einladen.
Sein Gastgeber bewirtete ihn in einer schlicht eingerichteten Wohnung ziemlich opulent und führte ihn anschließend in eine riesige Halle. Im Scheinwerferlicht hatten sich an die zehntausend Menschen versammelt.
Frenetischer Beifall brandete Hamiller entgegen. Blumensträuße wurden auf die Bühne geworfen, und aus den Lautsprecherfeldern dröhnten aufpeitschende Melodien. Schließlich stellte ihn jemand als den genialen Wissenschaftler der neuen Generation vor, als den aussichtsreichsten Kandidaten für das Amt des Terranischen Rates für Wissenschaften.
Payne Hamiller war fassungslos. Er verstand nicht, woher seine plötzliche Popularität kommen sollte. Obwohl er zumindest ahnte, dass der geheimnisvolle Boyt Margor hinter diesem seltsamen Geschehen stand, konnte er sich trotzdem nicht erklären, wie der Mann es geschafft hatte, ihn innerhalb weniger Tage derart bekannt zu machen.
Der Beifall umrauschte ihn. Er wollte sich auflehnen und der Menge zurufen, dass alles ein Missverständnis sei und er sich eigentlich gar nicht für Politik interessierte. Doch dazu war er nicht in der Lage. Er brachte es nicht einmal fertig, jenen Helfern, die mit ihm auf der Bühne waren, das Missverständnis einzugestehen.
Wie betäubt ließ er sich auf einen Stuhl sinken. Wichtig aussehende Personen hielten Reden, in denen sein Name erwähnt wurde. Schließlich konfrontierte man ihn mit einer Reihe von Fragen über den Aufbau einer neuen Kultur auf der Erde und in der Galaxis, über die Verständigung mit den anderen Völkern, über die Rechte der Menschen und über wissenschaftliche Perspektiven und Entwicklungen. Er antwortete darauf, so gut er konnte, und es schien, dass er stets die richtigen Worte fand, denn die Zuhörer reagierten mit begeistertem Beifall.
Irgendwie ging dieser Abend zu Ende, der Payne Hamiller wie ein einziger Albtraum erschien. Ein erneutes Essen lehnte er ab und bat, stattdessen nach Hause gebracht zu werden. Jemand flog ihn zu seiner Wohnung zurück und reichte ihm ein Getränk, das ihn erfrischen sollte. Payne trank es aus und sank von Müdigkeit übermannt in sein Bett.
Weder Mutoghmann Scerp noch Julian Tifflor oder die QUARTOR waren über Hyperfunk zu erreichen. Tifflor weilte augenscheinlich noch auf Gäa, Scerp hielt sich offenbar im Blues-Sektor auf, und die QUARTOR befand sich wohl im Linearflug. Es war bereits dunkel, als Ronald Tekener Imperium-Alpha erreichte und die Hyperfunkstation betrat.
»Der Prätendent wird die Dunkelwolke nicht vor Ablauf der nächsten Stunde verlassen«, erklärte ihm der diensthabende Offizier. »Wahrscheinlich verabschiedet er sich zurzeit von Roctin-Par und Hotrenor-Taak.«
Nach einer vollen Stunde meldete sich wenigstens Yesgo Damlander von der QUARTOR. Tekener atmete auf.
»Einige Radikale aus der GAVÖK planen einen Angriff auf Sie«, eröffnete er dem Kommandanten des Sammlerschiffs. »Es sieht danach aus, als sollten Sie provoziert und zu einer militärischen Aktion verleitet werden. Lassen Sie sich auf nichts ein!«
»Ich habe verstanden.« Der Kommandant, der die Erde erst vor wenigen Stunden verlassen hatte, stellte keine Fragen. »Ich werde Sie fortlaufend über unsere Position unterrichten.«
Danach versuchte Tekener wiederum, Mutoghmann Scerp und Julian Tifflor zu erreichen. Bei beiden ohne Erfolg.
Tifflor stand auf dem Dach des Regierungsgebäudes von Sol-Town. Ein warmer, würziger Wind strich ihm von Südwesten entgegen und trug den Duft der Waldanemonen heran, die nur im Herbst zu voller Pracht erblühten.
Bald würden die Blätter von den Bäumen fallen und durch die menschenleeren Straßen wirbeln.
Tifflor fragte sich, ob es richtig gewesen war, Gäa ganz aufzugeben. Er und seine Freunde waren von der Vorstellung ausgegangen, dass es nie mehr notwendig sein würde, die Menschheit in ein Versteck wie die Provcon-Faust zu retten. Also sollte Gäa jenen überlassen werden, die in der Dunkelwolke lebten, den Vincranern und den larischen Provconern.
Er beobachtete eine Sicherheitsstreife, die eine Gruppe junger Leute aus einem Hochhaus holte. Niemand sollte in der Stadt zurückbleiben. Er wollte nicht, dass Plünderer wie Ratten vom Abfall lebten und irgendwann als der
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