Silberband 099 - Treibgut der Sterne
eingeschleust«, stellte er sich dann weiter vor. »Aber das hat nichts damit zu tun, warum ich Sie sprechen will. Sie sind der Kontaktmann zu Hotrenor-Taak, darauf kommt es mir an.«
Verdammtes Beichtvater-Image, dachte ich in dem Moment.
»Ich muss mit dem Laren reden«, fuhr er fort. »Leider wird er stark bewacht. Aber Sie können mir helfen. Legen Sie bei ihm ein Wort für mich ein.«
»Worum geht es?«
»Meine Eltern sind verschollen. Hotrenor-Taak allein kann mich unterstützen, sie wiederzufinden.«
Er erzählte mir vom Aufstand einer terranischen Kolonie und davon, dass seine Eltern unter Hotrenor-Taaks persönlicher Aufsicht abgeführt worden waren.
»Hotrenor-Taak muss wissen, wohin die Gefangenen deportiert wurden. Ahnen Sie auch nur, wie viele Unschuldige nach dem Abzug der Laren in geheimen Gefängnissen darben?«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.« Ich verabredete mich mit ihm in zwei Stunden am gleichen Ort.
Der Hangaroffizier war kaum gegangen, als Trookan, der die Nachbarkabine belegte, seinen mächtigen Schädel hereinstreckte. »Wer war das?«, fragte er.
»Hast du gelauscht, Trookan?«
»Der Mann hat einen Schatten.«
»Wer hat den nicht?«, erwiderte ich. Erst später entsann ich mich, dass er damit auf seine besondere Fähigkeit anspielte.
Trookan begleitete mich in die Kommandozentrale.
Coden Gonz schaute uns nachdenklich entgegen. »Der Fall Hotrenor-Taak wird ausgiebig und nicht immer positiv diskutiert«, wandte er sich mir zu. »Gerade deshalb müssen wir versuchen, Ressentiments und Vorurteile abzubauen. Sie wären dafür der geeignete Mann, Daroque.«
»Gehört Derk Kaarlberk zu den Aufrührern?«, fragte ich, sein Angebot ignorierend.
»Kaarlberk … Kaarlberk …«, murmelte er vor sich hin, wusste mit dem Namen aber erst etwas anzufangen, als ich ihm sagte, dass es sich um einen Hangaroffizier handelte. Er lachte auf einmal, was, wie ich mir bescheinigen ließ, äußerst selten vorkam.
»Kaarlberk und ein Aufrührer? Dass ich nicht lache.«
»Sie haben es eben getan.«
»Kaarlberk ist in Ordnung. Pflichtbewusst. Makellos. Sehr zuverlässig.«
Ich begab mich anschließend mit Trookan zu Hotrenor-Taaks Unterkunft. Vor dessen Kabine waren zwei Wachen postiert. Sie ließen uns ungehindert eintreten.
Ich berichtete dem Laren von Kaarlberk und seinem Wunsch. »Der Mann scheint sich sehr viel von einem Gespräch mit dir zu erwarten«, fügte ich hinzu. »Aber Kaarlberk ist kein Einzelfall. Die Zahl derer mit einem ähnlichen Schicksal geht vermutlich in die Millionen.«
»Ich werde helfen, wo ich kann«, versprach Hotrenor-Taak.
Ein Händedruck für den Massenmörder! Das war für Kaarlberk wie ein Faustschlag ins Gesicht, damit wollte er sich nicht abfinden. Der Lare musste seine gerechte Strafe erhalten.
Noch war die Gelegenheit günstig. Hotrenor-Taak wurde zwar scharf bewacht, aber niemand rechnete mit einem zu allem entschlossenen Betroffenen. Das Überraschungsmoment war auf seiner Seite.
Kaarlberk beobachtete, kundschaftete die Gegebenheiten aus und wurde schließlich auf den Neu-Arkoniden Daroque aufmerksam. Er wunderte sich über sich selbst, wie gut er sich verstellen konnte, als er seine Halbwahrheit präsentierte. Anschließend war er überzeugt davon, dass er Daroque für sich gewonnen hatte.
Die zwei Stunden bis zur Entscheidung erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Immer wieder zog er den unter seiner Kombination versteckten Strahler hervor und überprüfte ihn.
»Wie hieß die Welt, auf der Ihre Eltern verschollen sind?«, würde der Lare fragen, und vielleicht würde er sich auch nach ihrem Namen erkundigen.
»Glenda und Horacio Kaarlberk. Aber sie sind nicht verschollen, sie sind tot. Dafür werden Sie büßen, Hotrenor-Taak.«
Kaarlberk durchlebte die Szene so intensiv, dass er schweißgebadet aufschreckte. Nachdem er sich frisch gemacht hatte, war er wieder entspannt. Seine Hände zitterten nicht mehr. Es wurde Zeit.
Daroque erwartete ihn schon. »Ich habe es geschafft«, sagte der Neu-Arkonide lächelnd. »Wenn Hotrenor-Taak etwas für Sie tun kann, dann wird er es tun.«
Kaarlberk hatte stets geglaubt, dass Attentäter Fanatiker sein müssten, die sich durch ihren fiebernden Blick verrieten. Aber er war völlig ruhig und gewiss kein Fanatiker. Er war ein Vollstrecker, der im Auftrag von Millionen Namenlosen handelte.
»Aufgeregt?«
Kaarlberk zuckte mit den Schultern. »Man erhält nicht jeden Tag Gelegenheit, mit einer lebenden Legende
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