Silberband 099 - Treibgut der Sterne
bionischen Gehirnsektors normalisierte.
Blunnentior musste seinen Brüdern berichten, dass Kaiser Anson Argyris ihre Pläne kannte, da seine Zentrale Positronik alle Besprechungen abgehört und übersetzt hatte. Blunnentior wusste, welche Informationen der Freifahrer erhalten hatte. Er war verwundert darüber, dass Argyris sich so lange nicht um ihn gekümmert hatte. Offenbar wusste er nicht, dass Gys-Voolbeerah einen Paralysatortreffer schneller überwanden als Menschen.
Blunnentior hatte die Zeit genutzt, um seine Mikroausrüstung einzusetzen, die er einem Besatzungsmitglied der Korvette abgenommen hatte. Der Mann hatte dem akonischen Energiekommando angehört und war an Bord des GAVÖK-Schiffes unterwegs zu einem Stützpunktplaneten der Laren gewesen. Dort sollte er herausfinden, welche Sicherungsmaßnahmen die Laren für die Zeit nach ihrem Abzug getroffen hatten. Aus diesem Grund hatte der Akone eine Spezialausrüstung für die Beeinflussung positronischer Elemente bei sich gehabt.
Niemand verfolgte ihn. Eigentlich hätte es ihm möglich sein sollen, den Freifahrerkaiser gefangen zu nehmen. Doch eine unbestimmbare Scheu vor diesem Menschen hatte ihn daran gehindert. Er verstand das selbst nicht, denn bislang hatte er sich allen Menschen überlegen gefühlt. Seit seiner Begegnung mit Anson Argyris war das anders. Schon die Tatsache, dass Argyris auf das Nervengas nur mit einem sekundenlangen Schwanken reagierte, war einmalig.
Oder war der Kaiser kein Mensch? Blunnentior redete sich ein, dass seine Unsicherheit auf den Verlust seiner Fähigkeit des Motuul zurückzuführen sei.
Sein Spezialgerät erfasste ein positronisches Element hinter der linken Gangwand. Blunnentior nahm an, dass dieses Objekt der Steuerung einer Überwachungsanlage diente, die zugleich eine Falle für Unbefugte darstellte. Er baute ein gerichtetes Überlagerungsfeld auf, das die Positronik veranlasste, sich für Befehlsimpulse zu öffnen. Danach war es nicht mehr schwierig, dem Element seinen Willen aufzuzwingen. Es würde ihn ungehindert passieren lassen.
Hätte Blunnentior über das Wissen des Akonen verfügt, wäre ihm nicht der Fehler unterlaufen, das Element in diesem manipulierten Zustand zurückzulassen. So aber reagierte die Mikropositronik nicht auf den nächsten eintreffenden Prüfimpuls. Das wiederum veranlasste die Zentrale Positronik, den Ausfall an den Kommandostand zu melden und eine Reparatureinheit sowie zwei Kampfroboter in Marsch zu setzen …
Die Zentrale Positronik meldete den Ausfall eines Überwachungs- und Sicherheitssystems. Anson Argyris erkannte, dass der Molekülverformer eine Falle unschädlich gemacht hatte, in der sich andere Unbefugte unweigerlich gefangen hätten.
Mit einem Mal war sich der Vario-500 gar nicht mehr so sicher, dass er den Fliehenden wirklich einfangen musste. Er wies die Positronik an, nach einem nicht registrierten Roboter zu suchen, weil er annahm, dass sich der Gys-Voolbeerah – nach dem Vorbild der vor dreißig Jahren eingesickerten Molekülverformer – in einen Roboter verwandelt hatte, um sich der Entdeckung zu entziehen.
Die Zentrale Positronik erkannte keinen Roboter, dessen Position nicht mit einem der registrierten Standorte übereinstimmte. Dafür entdeckte sie den Ausfall mehrerer Spionaugen in einem begrenzten Bereich. Der Gys-Voolbeerah schaltete offenbar auf seinem Weg alle Überwachungen aus.
Der Freifahrerkaiser verließ den Kommandostand und rief eine Transportkapsel herbei. Über das hyperenergetische Verteilerfeld brachte sie ihn zu einem Punkt des Labyrinths, der zwischen dem Molekülverformer und dem nächsten tödlichen Fallensystem lag.
Linker Hand mündete ein schmaler Korridor in die kleine Halle. Drei unterschiedlich große Korridore führten in verschiedene Richtungen weiter – aber jeder mündete in ein Fallensystem.
Anson Argyris' Ortungskopf fing einen Schauer von Impulsen auf, die typisch für Überlagerungsfelder waren, mit denen Positroniken manipuliert wurden. Die Impulse kamen von jenseits der Korridorwand. Er erkannte sehr schnell, dass der Molekülverformer es mit technischer Hilfe geschafft hatte, nicht nur die Positronik zu manipulieren, sondern auch den Wartungszugang zu öffnen. Zweifellos hatte er sich ausgerechnet, dass es jenseits der normalen Gänge und Hallen Reparaturschächte gab, in denen er seine Flucht leichter fortsetzen konnte.
Argyris strahlte Kodeimpulse ab, um den Wartungszugang auch für sich zu öffnen.
Blunnentior
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